Nach Bonn kam man – überspitzt gesagt – bislang eigentlich nur, wenn man musste. Dabei hatte Deutschlands meist unterschätzte Stadt so wenig Gegenliebe schon früher nicht verdient. Heute wartet die Ex-Hauptstadt mit einem Magneten auf, der den Umweg lohnt: das Kameha Grand. LTO hat sich die außergewöhnliche Luxusherberge genauer angeschaut.
Von vorne sieht das Kameha Grand wie ein schönes, neues Designhotel aus. Riesenhafte weiße Glocken aus Acryl hängen außen vor riesenhaften Fenstern, die den Blick in die ornament-verzierte Lobby freigeben, auf überdimensionierte Pfeiler, die Assoziationen an Alice im Wunderland wecken. Den eigentlichen Knüller bietet jedoch die zum Rhein gelegene Kehrseite des Kameha Grand, das unlängst von der Busche Verlagsgesellschaft zum "Hotel des Jahres 2011" gekürt worden ist. Von hinten mutet der Bau wie ein aberwitziges Zwischending aus überdimensionalem Design-Hangar und spacigem Brotkasten an.
Wuchtig und gleichzeitig filigran schmiegt sich das Gebäude wie eine Welle aus Glas und Stahl ans Rheinufer und gewährt einen Blick in den 1.330 Quadratmeter großen 'Kameha Dome' - einem imposanten Eventsaal von bis zu 23 Metern Höhe. Völlig unpassend erscheint der Bau und dennoch genial. Gewagt und innovativ zugleich. Etwas gänzlich Neues, an das sich das Auge erst einmal gewöhnen muss, das auf den zweiten Blick jedoch funktioniert. Niemanden würde es wundern, wenn sich das Konstrukt gleich öffnen und die "Nautilus" in den Rhein spucken würde.
Aber das Kameha – Hawaianisch für 'Der Besondere', womit der Gast gemeint ist - spuckt nichts aus. Es zieht eher an. Der Grund sind Konferenz-Möglichkeiten für zwei bis 2.000 Gäste. 62 ungewöhnliche, teils zu vollständigen Trakten kombinierbare Suiten. 190 Zimmer, private Rückzugsoasen, ein luxuriöser Spa-Bereich mit beheiztem Infinity-Außenpool. Mondäne Bars und Partys, Top-Restaurants mit spektakulären Aussichten - und das ganze in einer neuartigen Verpackung. Seit der Eröffnung im November 2009 hat sich das zur Gruppe der "Leading Hotels of the World" zählende Haus zu einer regelrechten Attraktion entwickelt. Von einer Ausbuchung von bis zu 90 Prozent berichtet Carsten K. Rath, Gründer und CEO der 'Lifestyle Hospitality & Entertainment Group' und geistiger Vater des Kameha Grand Bonn.
Vom Geschäftsreisenden bis zum Design-Touristen
"Wir haben Geschäftsreisende unter der Woche, eine Vielzahl lokaler Gäste, die unsere Bars und Restaurants besuchen, Wochenend-Besucher, die wegen der romantischen Rheinlage kommen und Design-Touristen, die unser Haus einmal gesehen haben wollen", erzählt Rath. Man habe im Vorfeld "enorm viel Marktforschung getrieben", so der 43jährige Diplom-Betriebswirt, der auf eine bemerkenswerte internationale Karriere zurückblicken kann – mit Stationen wie Ritz Carlton, Arabella Starwood Resorts und Robinson Club.
"In Hotels, die Tagungsmöglichkeiten anbieten wie wir, reisen Geschäftsleute normalerweise donnerstags ab", führt Carsten K. Rath aus, "Wir beobachten aber eine Tendenz, dass manche ein, zwei Tage privat dranhängen, insbesondere, wenn wir Veranstaltungen auf den Donnerstagabend legen, wie unsere inzwischen legendäre Gold Rush-Party." Die findet einmal wöchentlich in der 'Puregold Bar' statt, einer edel aufgemachten Bar, die genauso gut in Berlin oder London sein könnte.
Auffällig und in jeder Hinsicht dem Zeitgeist entsprechend ist die kreative Sprache des Kameha, hinter der der holländische Designer Marcel Wanders steht. Schattenrissartige Blumendrucke ziehen sich als opulente Ornamente charakteristisch durch das ganze Haus. Man findet sie wieder als Muster auf der schweren Auslegeware, auf den neo-barocken Designer-Möbeln, auf Gläsern und Kissen. Als ziselierter Aufdruck befinden sie sich sogar auf der Messingplakette der Zimmernummer. Die Farbgebung ist trotz aller Opulenz geschmackvoll und reduziert sich auf maximal drei Haupttöne, was dem Auge ein wenig die musterbedingte Überforderung nimmt.
Lässig, spontan und innovativ – Luxus für alle
Kinderkrankheiten hat es auch gegeben, wie der CEO gesteht: "Wir haben eine Technik eingebaut, die den Anspruch erhebt, alle Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu erfüllen. Innovationen, die einmalig sind, wie das hochmoderne TelePresence-System und die vielfältige LED-Lichtanlage. Das Einspielen des modernen Lichts, von Klima- und Musikanlagen hat demnach für uns etwas gedauert. Für uns ist jeder Tag ein neuer Tag!"
Rath erzählt, dass er mit dem Anspruch angetreten sei, die Grande Hotellerie "anders zu interpretieren". "Bei uns ist die Hemmschwelle niedrig, der Service perfekt und unaufdringlich." Man habe Gäste, "die es lässig, spontan und innovativ lieben und den Service eines Grand Hotels wollen".
Vom Preisniveau bewegt sich das Kameha Grand zwischen 145 und 240 Euro für ein Standard-Doppelzimmer bis hin zu 305 bis 500 Euro für die von Marcel Wanders kreierten, allesamt unterschiedlichen Themensuiten (wie die Diva, Fair Play oder Beethoven Suite). Das Haus bietet regelmäßig wechselnde Specials an wie das "Ladies Weekend" für 195 Euro oder die "Rheinländer Nacht" für 99 Euro pro Person inklusive Drei-Gänge-Menü, Frühstück, Zugang zum Spa und Late Check-Out. Das ist preislich für ein Grandhotel fast basisdemokratisch. Luxus für alle!
Gil Eilin Jung, Kameha Grand: . In: Legal Tribune Online, 30.07.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/1108 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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