Haute Hotellerie: Wo Promis ihre Ruhe haben

Gil Eilin Jung

14.05.2010

Luxus hat für jeden eine andere Bedeutung. In der gehobenen Hotellerie geht der Trend zum "Homecoming"-Gefühl auf höchstem Niveau. Frank Marrenbach, Direktor des 5-Sterne-Domizils "Brenner’s Park-Hotel & Spa" in Baden-Baden, zu dessen Gästen Bill Clinton, Angela Merkel und Victoria Beckham gehören, sprach mit LTO über die Ansprüche der Anspruchsvollsten und Lieblings-Gäste.

Wer das erste Mal seinen Fuß ins Brenner’s setzt, mag etwas überrascht sein. Denn das renommierte Luxus-Ressort, das weit über Deutschlands Grenzen  hinaus ein Synonym für gehobene Hotellerie geworden ist, erfüllt wenig Klischees in Richtung bombastisch, glamourös oder gigantoman.

Freundlichkeit und Wärme sprühen einem entgegen, die Farben sind hell, die Atmosphäre edel auf eine traditionelle, leicht angeplüschte Art. Nichts wirkt protzig, nichts übertrieben, kein Design-Statement, das den Besucher anschreit. Den Herrn, der im Foyer seinen Kaffee trinkt, kennt man aus dem Society-Teil der "Gala", die junge Frau mit ihrem Kind ist gelegentlich in der "Vogue" zu sehen. Dass um sie kein Bohei gemacht wird mit katzbuckelndem Service samt Fotocall mit dem Hausherrn, ist Absicht.

"Wir haben keine Croisette vor der Haustür, wo man den Sportwagen mal so richtig aufheulen lassen kann", erklärt Frank Marrenbach, der das 100-Zimmerhaus seit Oktober 2000 leitet, das Brenner's-Prinzip. "Unsere Croisette ist ein traumhafter Park, eine entzückende Innenstadt mit einem tollen Kultur-Angebot und unser Spa- und Wellnessbereich. Zu uns kommen Leute, die auf Rummel und Pomp verzichten, die nicht erkannt werden wollen, die Ruhe suchen und sich vom üblichen Hype um ihre Person gern mal ein paar Tage ausklinken."

Understatement statt katzbuckelndem Service

Dass sich 1a-Service in einem Haus wie diesem als selbstverständlich versteht, liegt auf der Hand. Ein Kardinalfehler wäre es aber, die Dienstwillfährigkeit zu übertreiben. Hundertfache Namensnennung, die den Gast in den sicheren Tinnitus treiben oder livrierte Kellner, die regungslos verharren und beim kleinsten Nippen am Wasserglas in die Grätsche springen, um nachzuschenken - von all dem hat sich das Brenner's lange verabschiedet. "Das ist in fast allen große Häusern unzeitgemäß", erklärt Frank Marrenbach.

"Unsere Gäste haben die Tendenz zum unprätentiösen Service", sagt der 43-Jährige. Zuvorkommenheit, Natürlichkeit und Charme seien wichtig, "aber wir klopfen unseren Gästen weder auf die Schulter noch nehmen wir sie in den Arm."

Marrenbach liebt sein Hotel und lebt es. Er ist umtriebig, neugierig, hochgradig interessiert. Seinem Äußeren haftet etwas Jungenhaftes an. Er wirkt harmlos - bis zu dem Moment, in dem er nachfragt oder lacht. Marrenbach, der eher einen intellektuellen Eindruck vermittelt, ist ein Macher. Ständig verändert er Dinge, ständig ist sein Kopf in Bewegung, er will gestalten und umsetzen. "Als Hotelier ist man immer auch Architekt", sagt Marrenbach. Lohn seiner Mühen: eine Auslastung von überdurchschnittlich hohen 63 Prozent.

Seine Kunden stammen zu 50 Prozent aus dem Ausland, sind mal mehr, mal minder prominent, aber immer solvent. Da gibt es den arabischen Fürsten, der gleich für mehrere Wochen mit seiner Entourage einfällt oder die Erbin, die gerne 10.000 Euro für die Umdekorierung ihrer Suite bezahlt, weil die Wände violett getüncht und alle Möbel weiß sein sollen. Für den Chef "kein Problem", wie er sagt. "Wir bemühen uns, alles zu realisieren".

Einmal im Leben ins Luxushotel: "Über diese Gäste freuen wir uns am meisten"

Vor Marrenbach und seinem Team sind alle Gäste gleich. Auch solche, die es nicht sind. Die vielleicht nur einmal im Leben ins Brenner’s kommen. Die extra sparen. "Das sind die Gäste, über die wir uns am meisten freuen", sagt der Boss und lacht herzlich. "Wenn jemand sagt: 'Ich möchte mir das einmal erlauben', ist das für uns das Größte. Das macht uns stolz und dann geben wir alles, um dieses eine Mal zu etwas ganz Besonderem werden zu lassen."

Berührungsängste darf es gerade in solch ehrgeizigen Häusern mit Zimmerpreisen zwischen 350 und 1.200 Euro nicht geben. "Die meisten Hoteliers, ich eingeschlossen, sind nicht mit goldenen Löffeln groß geworden", sagt Frank Marrenbach. Man habe "ein sehr gutes Verständnis für die Welt vor unserm Hotel" und habe den Kopf nicht in den Sternen – das zumindest nicht in Kategorien gesprochen.

Als wichtigste Eigenschaft eines Luxus-Hoteliers erachtet Marrenbach eine hohe empathische Fähigkeit. "Wenn man morgens nur aufsteht, um seinen Profit zu vermehren, kann das nicht gut gehen", meint der Hotelier. Sein Antrieb sind Menschen, Gespräche, die über das übliche "Guten Tag und auf Wiedersehen" hinaus gehen. Zudem sei er "dem wunderbaren Charme von Grandhotels erlegen" und er liebt das Mehrdimensionale aus Nationalität, Alter und Herkunft seiner Gäste.

Auf die Frage eines kleinen Hotelgastes beim "Stadt, Land, Fuß"-Spiel, welchen Beruf Frank Marrenbach ausübe - Stichwort: "Fängt mit D an!" - schrieb der Kleine "Dompteur" auf seinen Zettel. "Dompteur anstatt Direktor - so kann man das auch sehen", lacht Marrenbach, "ganz so weit hergeholt ist das schließlich auch nicht."

Zitiervorschlag

Gil Eilin Jung, Haute Hotellerie: . In: Legal Tribune Online, 14.05.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/524 (abgerufen am: 21.11.2024 )

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