Ein Butterbrot von Zuhause oder ein Döner aus der Bude nebenan – so sieht das Mittagessen in den meisten Büros aus. Doch es geht auch anders. Gemeinsames Kochen beflügelt die Kommunikation und stärkt den Zusammenhalt. LTO stellt zwei Beispiele aus dem kreativen Sektor vor - mit Rezepten für ein besseres Miteinander, die auch in Kanzleien und Unternehmen anderen Branchen gelingen.
Beim Magazin für Popkultur, wie sich die Spex selbst nennt, kocht Chefredakteur Max Dax höchstpersönlich für seine Belegschaft – und das täglich! Neben dem verbesserten "sozialen Austausch" geht es Dax dabei auch darum "eine Zweiklassengesellschaft zu verhindern, in der Praktikanten ihr Essen von Zuhause mitbringen und die anderen Redakteure essen gehen". Allerdings hat er sich, als ausführende Kraft, eigenen, strengen Regeln unterworfen: Die Qualität müsse "besser als im Restaurant" sein, das Gericht darf "nicht viel mehr Zeitaufwand als 20 Minuten in Anspruch nehmen", er kocht "nicht mit Schwein" und ohne Experimente. "Es wird entschieden nicht improvisiert!", verkündet er voller Überzeugung.
Mit dieser Philosophie möchte er innerhalb der Redaktion das Bewusstsein für alltägliche Dinge schärfen, indem er "die Sache mit Achtsamkeit macht". Dieser Geist macht sich eben erst breit, wenn über "Themen gemeinsam gesprochen wird", so Dax. Er hofft, dass die Spex-Mannschaft über Essen eine ähnliche Expertise erlangt wie beim Kaffee-Genuss. Mittlerweile könne nämlich dank sorgsam in einer alten, raumschiff-großen Kaffeemaschine von 1965 bereitetem Kaffee "niemandem aus der Redaktion im Restaurant ein schlechter Kaffee serviert werden."
Als Pflichtveranstaltung und Teil der Arbeitszeit möchte Chef Dax seine Mittagessen aber nicht verstehen. Er begreift seinen Einsatz als "gemeinnützig" und daher als "Angebot" und nicht etwa "als Bedingung". Als er mit seiner "robusten Arbeiterküche" anfing, hatte er das Gefühl von den Kollegen für seinen Einsatz sogar kritisch beäugt zu werden, um etwa Lob zu erhaschen. Aber das hat sich mittlerweile gelegt. Essen ist für ihn ein Basic im Tagesablauf. Ahnlich wie Kleidung und Schuhe tragen, gehört für ihn eine warme Mahlzeit einfach zum Leben dazu. Die Kosten seiner Essen trägt er nicht allein. Die werden durch die Verköstigten geteilt.
Niemand will alleine essen
Die Umverteilung der Auslagen auf alle dürfte eine der wenigen Gemeinsamkeiten – abgesehen davon, dass gemeinsam gegessen wird – von der Spex-Redaktion und dem "Atelier Gute Gründe" in Berlin-Mitte sein. In der Ateliergemeinschaft arbeiten zwölf freie Grafiker und Illustratoren zusammen und "gekocht wird fast jeden Tag", berichtet die Illustratorin Romy Blümel. Das Atelier ist mit einer großen Küche ausgestattet, in der ein langer Tisch samt zahlreicher Barhocker steht.
Einmal monatlich besprechen alle zwölf gemeinsam im Rahmen eines Essens alle wichtigen Atelierbelange. An den anderen Tagen finden sich die Kreativen in der Mittagszeit eher spontan in kleinen Pausen-Grüppchen zusammen. Auf die Frage eines Kollgen, wer mitessen wolle, wartet Blümel oft, wie sie lachend gesteht.
Der spontane Speiseplan richtet sich nach den Vorlieben des Kochenden, weist allerdings häufig eher einfache Gerichte, wie Pizza, Pasta oder Suppen aus. Was aber keinen stört. Es geht eher darum das Notwendige angenehm zu gestalten. "Schließlich will ja niemand alleine essen", erklärt Blümel. Das gemeinsame Kochen initiierte einer der Kollegen, der früher sogar als Koch arbeitete.
Sowohl bei Spex wie im Atelier Gute Gründe profitieren alle Beteiligten vom gemeinsamen Essen. Die ausgewogene Ernährung fördert das Wohlbefinden des Einzelnen und der Gruppe. Und nicht zuletzt beflügelt es Kreativität und Leistungsfähigkeit.
Gemeinsam Kochen in der Mittagspause: . In: Legal Tribune Online, 24.05.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/333 (abgerufen am: 24.11.2024 )
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