Der Volksmund weiß: "Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird." Eine Einschätzung, die offenbar immer mehr Berliner Führungskräfte teilen. Wenn es darum geht, interne Konflikte zu lösen oder neue Kunden zu gewinnen, laden sie zu einem Firmenkochkurs.
Im Zuge des Kochbooms der vergangenen Jahre, der sich am deutlichsten an der exorbitant gestiegenen Zahl von Fernseh-Sendungen ablesen lässt, entstanden überall in der Republik eine Reihe moderner Kochschulen, die rein gar nichts mit den altbackenen Kursen an der örtlichen Volkshochschule gemein haben.
Das "Culiartis" unweit des Berliner Ku´damms ist ein solcher Ort. Dort begeistert der weit- und vielgereiste Koch Dirk Liebermann seine Kunden, indem er nicht mehr nur einfach für sie kocht, sondern sie in die hohe Kunst einführt - gern auch im ganzen Team. Neben frei buchbaren Kursen mit Titeln wie "Süßer Schmelz im Kochtopf: kochen und würzen mit Schokolade" oder "In aller Munde: die toskanische Küche" bietet das "Culiartis" Kochkurse für Firmen an.
Geschäftsführerin Maria Blisse stellt fest, dass viele Chefs damit die Belegschaft für gute Leistungen belohnen, aber: "Häufig kommen auch Teams mit Konflikten, um wieder zueinander zu finden." Gerade neu zusammengestellte Abteilungen leiden oftmals unter Kommunikationsproblemen, die das Betriebsklima und somit auch den gemeinsamen Erfolg gefährden. Laut Blisse organisieren daher immer häufiger Chefs oder sogar schon eingesetzte Mediatoren den gemeinsamen Abend am Herd für die zerstrittenen Kollegen.
Wie im Büro müssen Rädchen ineinandergreifen
Der Ablauf eines Kochabends ist dem Betrieb im normalen Business nicht unähnlich: Mit dem Koch erarbeiten alle Kursteilnehmer ein Ziel in Form eines Vier-Gänge-Menüs, um sich anschließend in Teams zusammenzufinden, die jeweils einen Gang vorbereiten, zubereiten und dann als Ergebnis servieren. Wie sonst in der Firma müssen die Rädchen ineinandergreifen, um als Höhepunkt des Abends gemeinsam ein wohlschmeckendes Menü genießen zu können.
Während des an sich schon "sehr kommunikativen Kochens", wie Blisse erklärt, offenbart das Miteinander am ungewohnten Ort auch Erkenntnisse über die Struktur der Gruppe. Der Koch unterstützt zwar mit seinem Know-How, aber hauptsächlich arbeiten die Teams alleine. Dabei beobachtet sie der Mediator und leitet daraus seine Schlüsse ab. Er registriert "wer Führungsaufgaben übernimmt und wer das Geschehen in die Hand nimmt", so Blisse. Seine Erkenntnisse arbeitet er anschließend in der Gruppe auf.
Von ähnlichen Teambuilding-Erfahrungen berichtet Coach und Chefkoch Roberto Enßlen vom Berliner "Event-Kochstudio". Seit sechs Jahren kochen dort Gruppen von 20 bis 80 Personen, häufig auch am Rande von Tagungen und Kongressen. Ist das rein Berufliche erledigt, treffen sich Geschäftspartner am Abend noch einmal auf vollkommen anderer Ebene - zum Kochen.
In seinem 230 Quadratmeter großen Küchen-Loft kommen sich die Kunden geschäftlich näher, während sie nebenbei "Menüs auf hohem Niveau produzieren". Ein erster gemeinsamer Erfolg und vielversprechender Start für die Projekte der Zukunft.
Firmen-Kochkurse: . In: Legal Tribune Online, 28.04.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/16 (abgerufen am: 23.11.2024 )
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