"Fälle auf dem Tisch, von denen ich im Studium geträumt habe"
LTO: Frau Dr. Uhlenhut, was fasziniert Sie am Beruf der Anwältin?
Dr. Theresa Uhlenhut: Mich fasziniert immer wieder, dass unser einziges Werkzeug die Sprache ist. Der präzise Umgang damit ist von zentraler Bedeutung.
Was war bisher das Schönste in Ihrem Berufsleben?
Ein besonderes Highlight war definitiv die Begleitung eines international tätigen Mandanten bei der Markteinführung seiner Produkte in Deutschland. Unser Team hat umfassend zu allen rechtlichen Aspekten, u.a. in den Bereichen E-Commerce, Produktwerbung und Lebensmittelrecht beraten. Das war eine sehr intensive, spannende und lehrreiche Zeit. Ich freue mich immer noch jedes Mal, wenn ich beim Einkaufen die Produkte in den Regalen stehen sehe.
Und was das Schlimmste?
Der coronabedingte "Lockdown". Zwar sind wir in der glücklichen Lage, in einem perfekt organisierten Home Office arbeiten zu können, aber mir fehlt der direkte persönliche Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Das Typische an unserem Job ist, dass es keinen typischen Arbeitstag gibt. Jeder Tag ist anders. Morgens auf dem Weg ins Büro bin ich immer gespannt, was mich erwartet. So kann es sein, dass ein Mandant bzw. eine Mandantin ganz plötzlich Hilfe benötigt, weil eine wettbewerbswidrige Werbekampagne eines Konkurrenten entdeckt wurde und wir ganz schnell eingreifen müssen. Oder man bereitet gerade einen Gerichtstermin vor und der gegnerische Anwalt bzw. die gegnerische Anwältin ruft an und möchte sich doch noch vergleichen. Es bleibt immer spannend und herausfordernd. Langeweile gibt es nicht. Eine feste Konstante gibt es aber: die Teamarbeit. Unser Arbeitstag ist von einem ständigen Austausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen geprägt.
Neben der klassischen Mandatsarbeit gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich aktiv in das Kanzleileben einzubringen. Ich bin beispielsweise Mitorganisatorin unserer kanzleiweiten Women in Business-Initiative am Standort München. Zusammen mit einer Kollegin organisiere ich regelmäßig Ladies-Lunches, Workshops und Vortragsveranstaltungen für unsere Juristinnen, was mir viel Spaß bereitet. Darüber hinaus ist die Teilnahme an Recruiting-, Mandanten- und Networking-Veranstaltungen fester Bestandteil unseres Alltags. Coronabedingt finden diese Veranstaltungen natürlich derzeit ausschließlich in virtuellen Formaten statt.
"Man bekommt am ersten Tag einen Paten und einen Tutor an die Seite gestellt"
Wie sind Sie zu Gleiss Lutz gekommen?
Ich habe die Wahlstation des Referendariats bei meinem jetzigen Team absolviert. Da hatte ich Fälle auf dem Tisch, von denen ich im Studium immer geträumt habe. Darüber hinaus fand ich das Team von Anfang an unglaublich toll. Daher habe ich mich nach meinem Zweiten Staatsexamen sofort als Anwältin für den Bereich Gewerblichen Rechtsschutz in München beworben und bin dann zum Berufseinstieg von Berlin nach München gezogen.
Wie lief das Onboarding ab?
Am ersten Arbeitstag bekommt man bei Gleiss Lutz einen Paten und einen Tutor an die Seite gestellt. Die Patenschaft übernehmen immer juniorigere Associates aus dem eigenen Team, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ein Partner bzw. eine Partnerin der eigenen Fachgebietsgruppe ist Tutor und zuständig für die fachliche Ausbildung.
Zu Beginn gibt es immer eine zweitägige IT-Schulung in Stuttgart oder Frankfurt. Da kommen alle Kolleginnen und Kollegen von allen Standorten zusammen, die gerade angefangen haben, und lernen die komplette IT-Infrastruktur sowie alle Programme kennen, mit denen gearbeitet wird. Später findet dann noch ein einwöchiges Blockseminar statt, bei dem sich alle Organisationseinheiten, sprich die Fachgebietsgruppen und alle Business Service Bereiche wie z. B. Business Development oder HR, vorstellen. Dies erleichtert den Einstieg sowohl auf fachlicher, als auch auf persönlicher Ebene ungemein. Auch nach dem Onboarding hören die fachlichen und persönlichen Weiterbildungsmaßnahmen natürlich nicht auf. So bietet die Gleiss Lutz-Akademie ein umfangreiches und individuell zugeschnittenes Trainingsangebot bestehend aus Hard- und Soft-Skill-Trainings, beispielsweise zu Rhetorik, Kommunikation und Verhandlungsführung sowie auch zu fachspezifischen Themen.
Wie viele Arbeitsstunden haben Sie in der Woche?
Das ist unterschiedlich, je nach Arbeitsaufkommen.
Wie gelingt Ihnen dennoch eine gute Work-Life-Balance?
Vor allem die Wochenenden bieten natürlich Zeit für alle möglichen Freizeitaktivitäten. Vor Corona gab es einmal im Monat auch einen Stammtisch, der von einem Kollegen organisiert wurde. Wir kehrten dann abwechselnd in die schönen umliegenden Münchener Wirtshäuser ein. Neben den Anwältinnen und Anwälten nehmen auch viele Nachwuchsjuristinnen und –juristen gerne daran teil. Derzeit wird dieses Zusammentreffen aber natürlich durch virtuelle Formate ersetzt. Darüber hinaus habe ich in vielen Kolleginnen und Kollegen echte Freunde gefunden, so dass es in meinem Leben ohnehin keinen so strengen "cut" zwischen Arbeits-und Privatleben gibt.
Worum beneiden Sie die Partner?
Natürlich darum, dass sie alle wichtigen Entscheidungen treffen dürfen.
In welchen Momenten denken Sie: Wie gut, dass ich kein Partner bin?
Das habe ich noch nie gedacht!
"Uns steht bis zu zweimal ein einmonatiges Sabbatical zu"
Was ist Ihr größter Wunsch für Ihre berufliche Zukunft?
Als nächster Schritt steht bei mir erst einmal die Ernennung zur Assoziierten Partnerin an.
Und das große Ziel ist dann, Equity Partnerin zu werden?
Wenn man den Beruf ergreift, dann ist das natürlich das Ziel. Aber auf dem Weg dahin muss man einen Schritt nach dem anderen machen.
Wie hoch ist denn der Frauenanteil unter den Partnern?
Ungefähr 10 Prozent, wir haben 85 Partner und darunter sind neun Frauen.
Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung neben der Juristerei?
Ich spiele gerne Golf, hier in München gibt es viele schöne Golfplätze. Meine Platzreife habe ich erst letztes Jahr während meines Sabbaticals gemacht, ich bin also noch eine blutige Anfängerin…
Wie lang war Ihr Sabbatical?
Allen Juristinnen und Juristen steht insgesamt bis zu zweimal ein vollbezahltes einmonatiges Sabbatical zu. Ich habe mein Sabbatical noch mit meinem regulären Urlaub verbunden und hatte so insgesamt eine sechswöchige Auszeit.
Was wollten Sie als Kind werden bzw. was würden Sie heute wahrscheinlich machen, wenn Sie nicht Anwältin geworden wären?
Seit ich denken kann, wollte ich Anwältin werden. Ich habe schon zur Schulzeit ein Praktikum in einer Anwaltskanzlei absolviert, das meinen Wunsch verstärkt hat. Wenn ich nicht Anwältin geworden wäre, wäre ich vielleicht Köchin geworden, ich koche wahnsinnig gern.
Was ist Ihr Ratschlag an junge Menschen, die einmal Anwalt werden möchten?
So viele Praktika machen wie möglich. Und später das Referendariat nutzen, um möglichst viele Einblicke zu bekommen.
Haben Sie eine Lieblingsanwaltsserie?
Ja, ich habe früher immer sehr gern Edel & Starck gesehen.
Mehr Infos: Arbeitgeberprofil von Gleiss Lutz
Transparenzhinweis: Dieser Arbeitgeber hat aktuell und/oder in der Vergangenheit Stellenanzeigen in unserem Stellenmarkt geschaltet. Das Interview wurde nicht vergütet.
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2020 M11 10
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