Die 5. Strafkammer des LG Kiel beginnt am Mittwoch den Prozess gegen Handball-Manager Uwe Schwenker und Trainer Zvonimir Serdarusic des THW Kiel. Sie sollen das Champions-League-Finale 2007 manipuliert haben.
Es ist der spektakulärste Prozess der Handballgeschichte: Der Vorwurf lautet, dass die damals Verantwortlichen des THW Kiel das Champions-League-Finale 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt durch Schiedsrichterbestechung manipuliert hätten.
Für Ex-THW-Manager Uwe Schwenker und den ebenfalls angeklagten früheren Kieler Trainer Zvonimir Serdarusic steht nicht nur ihre berufliche Zukunft auf dem Spiel. Es geht um die Glaubwürdigkeit einer gesamten Sportart. "Es muss endlich aufgearbeitet werden, das ist im Sinne aller", sagt Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga. Die Vorwürfe waren im Februar 2009 öffentlich geworden.
Konkret werden Schwenker und Serdarusic Untreue, Betrug und Bestechung im geschäftlichen Verkehr beziehungsweise Beihilfe zu diesen Delikten vorgeworfen. Ungeklärt ist der Verbleib von 152.000 Euro, davon sollen 92.000 Euro über einen kroatischen Mittelsmann an die polnischen Schiedsrichter der Finalpartie geflossen sein. Die Beteiligten bestreiten alles. Die Anwälte geben sich siegessicher, und auch Schwenker, der aufgrund des Skandals seinen Job verlor, ist zuversichtlich. Endlich werde "auch zur Sprache kommen, was wirklich gelaufen ist", sagte er vergangene Woche in einem Radio-Interview. Doch erscheint völlig offen, wie das Gericht die komplexe Indizienlage bewertet.
Schwenker: "Das ist wie vor einem großen Spiel"
Im Prozess sollen zahlreiche Zeugen vernommen werden. Aus diesem Grund sind bereits 21 Prozesstage angesetzt worden. Der dänische Gesellschafter der Rhein-Neckar Löwen hat bereits vor der Staatsanwaltschaft Kiel ausgesagt. Schwenker habe ihm am Rande des WM-Endspiels 2009 in Zagreb erklärt, das Champions-League-Finale von 2007 sei verschoben worden, allerdings auf Initiative von Serdarusic.
Der Angeklagte Schwenker ist nervös: "Das ist wie vor einem großen Spiel." Für ihn geht im Prozess um alles. Aber auch für den Handball steht viel auf dem Spiel. Sollte das Gericht der Anklage darin folgen, dass das Finale manipuliert worden sei, dann wäre die Champions League schwer beschädigt: Insider meinen, das Kieler Beispiel sei kein Einzelfall. Sie behaupten gar, der Wettbewerb sei eine Farce, weil häufig überhaupt nur durch Korruption zu gewinnen. Auch auf der ruhmreichen Geschichte des Rekordmeisters THW Kiel, an der das Duo Schwenker/Serdarusic mit elf Meisterschaften den größten Anteil hatte, läge für immer ein Schatten.
dpa/dsc/LTO-Redaktion
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THW vor dem LG Kiel: . In: Legal Tribune Online, 21.09.2011 , https://www.lto.de/persistent/a_id/4352 (abgerufen am: 22.11.2024 )
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