Die Berliner Staatsanwaltschaft ist unter die Podcaster gegangen. Auf dem Programm stehen Gespräche über "Clankriminalität", Raserverfahren und Salafismus. Für Referendarinnen und Referendare ist das Angebot aus anderem Grund interessant.
Podcasts für Jurastudierende und Referendar:innen gibt es viele: solche über aktuelle Entwicklungen in Rechtsprechung und Rechtspolitik, solche mit Gästen, die was mit Jura am Hut haben. Von den unzähligen True-Crime-Podcasts ganz zu schweigen. Doch nur ein paar der vielen Hörangebote gelingt der Spagat zwischen einem packenden Hörerlebnis und einem hilfreichen Add-on in der Vorbereitung auf die Staatsexamen.
Bereits seit dem 6. September erscheinen Folgen von strafstation.berlin, dem neuen Podcast der Berliner Strafverfolgungsbehörden. Alle zwei Wochen spricht Sebastian Büchner, Oberstaatsanwalt und Pressesprecher, darin mit Staatsanwält:innen der Berliner Staatsanwaltschaft über Fälle und Kriminalitätsphänomene, die sie in ihren Abteilungen beschäftigt haben.
Enkeltricks, transfeindliche Hasskriminalität, Raser
In den themenspezifischen Episoden mit Sebastian Büchner gewähren die Gäste tiefe Einblicke in ihre Ermittlungsarbeit und erzählen vom Arbeitsalltag in ihrer Abteilung. So berichtet Oberstaatsanwalt Thorsten Cloidt von der Abteilung "Organisierte Kriminalität", wie die Daten des kryptierten Messenger-Dienstes "Encrochat" europaweit die Aufdeckung von zahlreichen Straftaten im Bereich des Drogen- und Waffenhandels ermöglichten. Oberstaatsanwältin Ines Karl spricht über die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Bekämpfung homo- und transphober Hasskriminalität. Und Staatsanwalt Andreas Winkelmann von der Abteilung für illegale Kraftfahrzeugrennen und Raserverfahren verrät, wie die Datenerfassung bei modernen Autos die Ermittlungsarbeit in "Raserfällen" unterstützt.
Dabei geht es auch um weniger offensichtliche Verbrechen wie den sogenannten Enkeltrick, bei dem Betrüger:innen insbesondere ältere Menschen anrufen und sich als Staatsanwält:innen ausgeben. In dieser Rolle täuschen sie einen Unfall von Angehörigen vor, um die Opfer zur Übergabe einer hohen Geldsumme zu bewegen. "Es ist meistens so, dass aus Polen telefoniert wird und die Abholer:innen dann in Berlin losgeschickt werden", berichtet Miriam Starke in Folge 7. Sie arbeitet als Staatsanwältin im Schwerpunktbereich Enkeltrickverfahren und hat bereits an groß angelegten Ermittlungen und Festnahmen von Abholer:innen mitgewirkt.
Stichwort Examensrelevanz?
Nur wieder ein weiterer Jura-Podcast? Nicht ganz. Einzigartig macht strafstation.berlin nämlich der zweite Teil der Doppelfolge, die sogenannten Tutorials. Thematisch an die Interview-Episoden angelehnt, werden hier die dem Fall zugrundeliegenden strafprozessualen Fragen behandelt. Dabei wird die "Refi"-Brille aufgesetzt: Wie ist ein solcher Fall in der Klausur zu lösen und was ist zu beachten? Im Fokus der bisherigen Tutorials standen vor allem "Examensklassiker" wie die Beweisverwertung, Zeugnisverweigerungsrechte und die Entziehung der Fahrerlaubnis.
Der Podcast bietet damit zweierlei: Einblicke in die Berliner Strafjustiz und die Arbeit der Staatsanwaltschaft anhand realer Fälle wie auch praxisnahe und kompakte "Wiederholungseinheiten" im Strafprozessrecht für die Examensvorbereitung. Fest steht daher: Strafstation.berlin ist über die Berliner Landesgrenze hinaus auch für Referendar:innen anderer Bundesländer interessant. Der Podcast strafstation.berlin erscheint alle 2 Wochen überall dort, wo es Podcasts gibt, sowie auf der eigenen Webseite.
Podcast der Berliner Staatsanwaltschaft: . In: Legal Tribune Online, 14.11.2023 , https://www.lto.de/persistent/a_id/53151 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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