Digitalfirmen zahlen nach Angaben der EU-Kommission im Schnitt deutlich weniger Steuern als herkömmliche Industriebetriebe. Die Brüsseler Behörde will nun die Daumenschrauben anziehen.
Internetkonzerne wie Google und Facebook sollen nach dem Willen der EU-Kommission in Zukunft deutlich mehr Steuern in Europa zahlen. Künftig sollen Abgaben in erster Linie dort fällig werden, wo die Nutzer sitzen und wo Online-Erträge entstehen, teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit. Die EU-Staaten müssten den Vorstößen aber noch zustimmen, damit sie in Kraft treten können.
Die Kommission und auch eine Reihe von EU-Staaten stoßen sich seit geraumer Zeit daran, dass Digitalkonzerne wie Google und Facebook in Europa erhebliche Umsätze und Gewinne verbuchen, aber nur wenig Steuern zahlen, da sie in den meisten Ländern keine versteuerbaren Firmensitze haben. Zudem bündeln sie ihre Aktivitäten in Ländern mit niedrigen Steuersätzen. Facebook hat sein internationales Hauptquartier etwa in Irland. Das Land hatte auch dem US-Konzern Apple Steuervergünstigungen von bis zu 13 Milliarden Euro gewährt, die die Kommission aber als unzulässige staatliche Beihilfe wertete.
Die Brüsseler Behörde fordert nun zum einen neue Körperschaftssteuer-Regeln in Europa. Damit soll es EU-Staaten möglich werden, Gewinne, die bei ihnen erwirtschaftet werden, auch ohne physische Präsenz eines Unternehmens zu besteuern. Im Steuersystem sollen dazu "digitale Betriebsstätten" eingeführt werden. Sobald eine Firma in einem Land etwa mehr als 100.000 Online-Nutzer verzeichnet oder in einem Jahr mehr als sieben Millionen Euro erwirtschaftet, gilt sie als digital präsent und müsste eine Steuererklärung abgeben.
Digitale Unternehmen zahlen weniger als die Hälfte
Eine Reihe von Ländern - darunter Deutschland und Frankreich – hatten von Brüssel jedoch noch andere Maßnahmen gefordert. Kurzfristig sollen daher für Unternehmen mit einem weltweiten Jahresumsatz von mindestens 750 Millionen Euro sowie einem Online-Umsatz von 50 Millionen Euro innerhalb der EU drei Prozent Ertragssteuer fällig werden. Die Abgabe soll ebenfalls in dem Land erfolgen, in dem die Nutzer sitzen. Damit sollen unter anderem die Erträge aus dem Verkauf personalisierter Werbeflächen sowie aus dem Verkauf von Nutzerdaten erfasst werden. Schätzungen zufolge könnten damit fünf Milliarden Euro mehr pro Jahr in die öffentlichen Kassen in Europa fließen.
"Unsere Vorschriften aus der Vor-Internet-Ära erlauben es den Mitgliedstaaten nicht, in Europa tätige Digitalunternehmen zu besteuern, wenn diese hier nur eine geringe oder keine physische Präsenz aufweisen", sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici. Im Schnitt zahlen klassische Industriebetriebe demnach etwa 23 Prozent Steuern, bei Digitalunternehmen sind es lediglich neun Prozent.
dpa/acr/LTO-Redaktion
Google, Facebook & Co.: . In: Legal Tribune Online, 21.03.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/27647 (abgerufen am: 24.11.2024 )
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