In der Revisionsverhandlung um den großangelegten Betrug mit Fußballwetten hat der Anwalt des angeklagten Ante Sapina dem LG Bochum schwere Rechtsverstöße vorgeworfen. Sapina sei in erster Instanz mit unlauteren Drohungen dazu gedrängt worden, Beweisanträge zurückzunehmen, sagte dessen Verteidiger Ralf Neuhaus am Donnerstag vor dem BGH.
Neuhaus beantragte, das Urteil gegen Sapina wegen Rechtsfehlern aufzuheben. Die Bundesanwaltschaft trat dem Antrag entgegen.
Sapina war im Mai vergangenen Jahres wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er soll gemeinsam mit Komplizen im großen Stil Wetten auf manipulierte Fußballspiele platziert haben. Damit habe er insgesamt 2,3 Millionen Euro eingenommen. Sein Verteidiger warf dem Landgericht (LG) Bochum verbotene Vernehmungsmethoden vor. Das Gericht habe Sapina im Prozess mit erneuter Untersuchungshaft gedroht, falls er gestellte Beweisanträge nicht zurücknehme und sich vom Inhalt der Anträge distanziere.
Mit den Beweisanträgen sollten nach Darstellung der Verteidiger die Hintergründe des Wettbetrugs ermittelt werden. Sapina hatte gestanden, die Wetten über eine Londoner Firma bei mehreren asiatischen Wettanbietern gesetzt zu haben. Seine Verteidiger kritisieren, das Landgericht habe die Umstände des Wettbetrugs nicht ausreichend aufgeklärt. So sei nicht ermittelt worden, bei welchen Anbietern im Einzelnen zu welchen Quoten gewettet worden sei. Das Urteil stütze sich im Wesentlichen nur auf das Geständnis Sapinas.
Verteidigung bezweifelt Schaden der Wettanbieter
Nach Darstellung der Anwälte ist den Wettanbietern möglicherweise kein Schaden entstanden, da die Quoten immer so berechnet würden, dass der Anbieter bei jedem Spielausgang einen Gewinn mache. "Wenn es Gegenwetten gab, dann hat der Wettanbieter genauso wenig einen Schaden wie die Deutsche Börse einen Schaden hat bei Insidergeschäften", sagte Anwalt Stefan Conen.
Der Bundesgerichtshof (BGH) prüft zugleich die Urteile gegen zwei Komplizen Sapinas, darunter der ehemalige Bamberger Basketballprofi Ivan Pavic. Er war in Bochum zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Gruppe um Sapina hatte Spieler und Schiedsrichter bestochen, um den Ausgang der Partien zu manipulieren - von Freundschaftsspielen bis hinauf in die Europa League. In einem Fall hatten sie sogar einen Gesandten nach Toronto geschickt, um dort Geld an Spieler eines kanadischen Clubs zu verteilen.
Eine Entscheidung soll am 20. Dezember verkündet werden.
dpa/tko/LTO-Redaktion
BGH zum Fußballwettskandal: . In: Legal Tribune Online, 16.11.2012 , https://www.lto.de/persistent/a_id/7571 (abgerufen am: 24.11.2024 )
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