Die UEFA und FIFA wollten Barcelona, Real und Co. die Gründung einer European Super League verbieten. Nun verlieren sie vor dem EuGH: Durch ihre Statuten missbrauchen die Fußballverbände ihre marktbeherrschende Stellung.
Im Streit um die Gründung einer Super League im Fußball hat die UEFA vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) eine Niederlage erlitten. Die großen Fußballverbände FIFA und UEFA dürfen andere Wettbewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen und Vereinen und Spielern nicht verbieten, an diesen Wettbewerben teilzunehmen, entschied der EuGH am Donnerstag (Urt. v. 21.12.2023, Az. C-333/21). Das bedeute allerdings nicht zwangsläufig, dass die Super League genehmigt werden müsse, so die Richterinnen und Richter.
Es gebe keinen Rahmen für die Regeln der Verbände, der gewährleiste, dass die Vorgaben transparent, objektiv, nicht diskriminierend und verhältnismäßig seien. Auch die Regeln, die FIFA und UEFA die ausschließliche Kontrolle über die kommerzielle Rechteverwertung der Wettbewerbe einräumen, würden den Wettbewerb in der EU einschränken, hieß es im Urteil. Die FIFA und UEFA würden ihre marktbeherrschende Stellung missbrauchen.
Vorausgegangen war ein mehr als zweieinhalbjähriger Streit. Im April 2021 hatten zwölf europäische Topclubs schon einmal die große Revolution geprobt. Die Vereine um Real Madrid, den FC Barcelona und Juventus Turin verkündeten, eine Super League als Konkurrenz für die etablierte Champions League zu gründen. Der Aufschrei bei Ligen, Fans und der Politik fiel heftig aus, das Projekt scheiterte krachend. Die UEFA drohte mit dem Ausschluss von allen Wettbewerben, beteiligte Spieler sollten nicht mehr bei Welt- und Europameisterschaften teilnehmen dürfen. Unter anderem die englischen Teams zogen schnell zurück, die Super League war vom Tisch – vorerst.
Verbot einer Super League nicht ausgeschlossen
Doch vor allen Real und Barcelona ließen nicht locker. Die European Superleague Company klagte daraufhin vor einem Madrider Gericht: Sie warf UEFA und FIFA vor, als Kartell zu handeln, weil sie sich der Gründung der Super League widersetzten. Die Fußballverbände missbrauchen demnach ihre beherrschende Stellung auf dem Markt für Fußballwettbewerbe. Nachdem der Generalanwalt am EuGH vor einem Jahr noch zugunsten der Weltfußballverbände plädiert hatte, folgte das Gericht nun größtenteils der Argumentation der Vereine.
Dabei ließ das Luxemburger Gericht allerdings erkennen, dass FIFA und UEFA die Gründung einer Super League wettbewerbskonform verhindern können, wenn sie ihre Statuten so ändern, dass sie den Vorgaben des Kartellrechts an Transparenz und Verhältnismäßigkeit genügen.
Das will die UEFA nun tun. Nach Angaben der Europäischen Fußball-Union werden neu eingeführte Regeln die vom Gericht aufgeführten Mängel auffangen.
Dabei hat sie die Unterstützung der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Diese bekannte sich nach dem Urteil weiter zum europäischen Sportmodell. Wie die DFL am Donnerstag mitteilte, lehne sie "Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe ab". Das Urteil sei nachvollziehbar und zu erwarten gewesen. "Die Rechtmäßigkeit der Super League ist eine separate Frage."
Initiatoren konkretisieren Super-League-Pläne
Die Initiatoren der Super League feiern das Urteil aber als großen Sieg. "Der Fußball ist frei" und "das UEFA-Monopol ist vorbei", sagte der frühere RTL-Manager Bernd Reichart, der das Projekt für die Agentur A22 vertritt, während einer Präsentation am Mittag. Dort konkretisierte A22 die Superliga-Pläne: Einer der Kernpunkte der neuen Wettbewerbe sei, dass die Fans alle Spiele "live und kostenlos über eine neue digitale Streaming-Plattform verfolgen" können. Im Männerfußball geht es um ein dreistufiges Ligen-System mit 64 Vereinen. Auf- und Abstieg sollen jährlich
stattfinden, es soll keine festen Mitglieder geben. Bei den Frauen sollen in zwei Ligen insgesamt 32 Clubs mitspielen.
Als Unterstützer gelten bislang allerdings nur Real Madrid und der FC Barcelona, am Donnerstag kam zunächst kein weiterer Club dazu. Das Super-League-Modell würde die Wettbewerbe der Europäischen Fußball-Union UEFA verdrängen. Die nationalen Ligen würden nicht angetastet werden, sagte Reichart. "Es gibt Vereine, die sehr interessiert sind", sagte er. Sofort Namen zu nennen, würde aber den Fußball teilen, das sei nicht die Absicht.
Der Artikel wird am Tag der Veröffentlichung laufend aktualisiert.
dpa/mk/LTO-Redaktion
EuGH sieht Missbrauch von Marktmacht: . In: Legal Tribune Online, 21.12.2023 , https://www.lto.de/persistent/a_id/53473 (abgerufen am: 24.11.2024 )
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