Mehr als fünf Jahre nach dem Berliner Skandal um massenhaft verseuchtes Putenfleisch kommt der Fall jetzt vor Gericht. Am Mittwoch beginnt der Prozess gegen drei Unternehmer. Diese sollen im Jahr 2006 für ihre GmbH insgesamt 320 Tonnen Putenfleisch aus Italien importiert haben, wovon ein großer Teil ungenießbar war.
Bei einer Lebensmittelkontrolle waren 95 Tonnen des tiefgefrorenes Geflügels sichergestellt worden. Analysen ergaben, dass davon 70 Tonnen nicht zum Verzehr geeignet oder sogar gesundheitsschädlich waren.
Den Angeklagten wird nun ein Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz vorgeworfen. Nach Angaben von Gerichtssprecher Tobias Kaehne habe einer der Männer bislang geschwiegen, einer bestreite die Vorwürfe. Der Dritte habe eine Verantwortung als Geschäftsführer eingeräumt. Im Prozess vor dem Amtsgericht (AG) sei unter anderem zu klären, ob die Angeklagten wussten, dass das Fleisch teilweise verdorben war, sagte Kaehne. Laut Etikettierung soll das Fleisch bis 2008 haltbar gewesen sein.
Das Putenfleisch wurde verarbeitet und ging an Imbiss-Geschäfte. In Berlin waren damaligen Meldungen nach rund 40 Tonnen Fleisch verzehrt worden.
Die Wellen um das Ekelfleisch schwappten zwei Monate nach der Beschlagnahme hoch. Erst dann war die Berliner Bevölkerung informiert worden. Die Behördenspitze hatte erst spät von dem Fall erfahren. Die zuständige Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) hatte die Panne in einer Sondersitzung des Parlaments bedauert. Die FDP hatte den Rücktritt der Politikerin gefordert.
dpa/tko/LTO-Redaktion
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AG Berlin-Tiergarten: . In: Legal Tribune Online, 17.01.2012 , https://www.lto.de/persistent/a_id/5322 (abgerufen am: 25.11.2024 )
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