Mit einem renitenten Anwalt den Saal verlassen und ihn vermöbeln, das hat sich sicher schon so mancher Richter ausgemalt. Für John Murphy ist es nicht beim Wunsch geblieben. Nachdem ein Anwalt einer späten Terminierung nicht zustimmte, ließ der ehemalige Army-Oberst Murphy erst verbal und dann tatsächlich die Fäuste fliegen. Die Sicherheitskamera hat das Geschehen aufgezeichnet.
Dieser Verteidiger hätte wohl selbst noch mal einen Verteidiger benötigt. Andrew Weinstock bekam Anfang Juni in einem Gericht in Florida die harte Hand des Gesetzes in einem sehr buchstäblichen Sinne zu spüren. Auslöser des Streits zwischen ihm und dem Richter John C. Murphy war die Frage nach einem Folgetermin: Weinstock wollte sich nicht bereit erklären, auf das Recht seines Mandanten auf ein "speedy trial", eine schnelle Verhandlung, zu verzichten. Das brachte Murphy wohl in terminliche Schwierigkeiten - und in Rage.
"You know if I had a rock, I would throw it at you right now. Stop pissing me off", erklärte er wenig diplomatisch. Und vielleicht wäre Weinstock dieser Empfehlung besser gefolgt, denn Murphy hatte, was der Anwalt wohl nicht wusste, vor seiner Erhebung ins Richteramt jahrelang in der amerikanischen Armee gedient, zuletzt im Rang eines Oberst. Für seine Spezialeinsätze, unter anderem in Afghanistan, war er mit diversen Auszeichnungen geehrt worden, darunter auch mit dem "Bronze Star", wie das Wall Street Journal berichtet.
Kurzum: Murphy war auch außerhalb des Gerichtssaals durchaus kampferprobt, und sprach denn auch gleich eine unmissverständliche Herausforderung an Weinstock aus: “If you want to fight, let’s go out back, and I’ll just beat your ass." Tatsächlich verliessen beide Männer daraufhin den Saal; das weitere Geschehen ist nicht zu sehen, aber auch die Tonspur ist unmissverständlich. Nachdem Murphy vor der Tür kurzen Prozess gemacht hat, kehrt er an sein Pult zurück - unter dem Applaus des Publikums.
Richter vorübergehend suspendiert
Weniger Beifall erhielt der handgreifliche Richter allerdings von seinem Vorsitzenden. Der gab nach dem Vorfall bekannt, dass Murphy vorübergehend vom Dienst suspendiert sei, während er eine Aggressionstherapie durchlaufe.
Nachstehend der Dialog im englischen Original:
Weinstock: "I'm not waiving."
Murphy: "Alright, what do you wanna do?"
Weinstock: "What do you wanna do? I'm not waiving. You want to set it for trial, set it for trial. You want to set it for docket sounding, set it for docket sounding. I'm not waiving in any case. This is an emergency created by the state."
Murphy: "You know, if I had a rock, I would throw it at you right now. Stop pissing me off. Just sit down. I'll take care of it. I don't need your help. Sit down."
Weinstock: "You know what? I'm a public defender. I have a right to be here, and I have a right to stand and represent my clients."
Murphy: "I said sit down. If you want to fight lets go out back and I'll just beat your ass."
Murphy: "I'm not kidding. You wanna fuck with me?"
Murphy: "I will catch my breath eventually."
Constantin Baron van Lijnden, Kurzer Prozess in Florida: . In: Legal Tribune Online, 13.06.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/12243 (abgerufen am: 22.11.2024 )
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