Die Finanzindustrie rechnet damit, dass Transaktionen mit Beteiligungen von Financial-Technology-Firmen weiter zunehmen werden, obwohl die Fintechs als sehr teuer gelten. Dies geht aus einem M&A-Report von White & Case hervor.
White & Case befragte für den Fintech-M&A-Report rund 150 Mitglieder der Führungsebene von Unternehmen der Finanzindustrie. Die große Mehrheit (77 Prozent) der Umfrageteilnehmer geht davon aus, dass die Anzahl von Transaktionen mit Beteiligung von Financial-Technology-Firmen, kurz Fintechs, zunehmen wird – und das trotz sehr hoher aktueller Bewertungsniveaus. Über 80 Prozent der Befragten halten Fintechs aktuell zwar für überbewertet. Dennoch erwarten über 90 Prozent, dass die Bewertungen in den nächsten zwei Jahren weiter steigen werden.
Rund die Hälfte der Befragten gibt an, in den nächsten ein bis zwei Jahren mit einem Fintech kooperieren zu wollen. Rund ein Drittel plant die Beteiligung oder eine vollständige Übernahme eines Fintechs. Auch offene Modelle, bei denen mehrere Fintechs und mehrere Banken zusammenarbeiten, werden geprüft.
Wie Prof. Dr. Roger Kiem, Partner bei White & Case, sagt, könnten aber Fragen der Bewertung immer entscheidender für die geplanten Transaktionen werden. "Klassische Verfahren der Unternehmensbewertung greifen oft nicht, und Haftungsfragen stehen für potentielle Partner von Fintechs ganz oben auf der Agenda", gibt er zu bedenken.
München unter den Top 5 der besten Fintech-Standorte
Die meisten Finanzprofis sind der Überzugung, dass der Lending-/Crowdfunding-Sektor bei Fintechs die Transaktionen dominieren wird. Es folgen Blockchain- bzw. virtuelle Währungen, Zahlungsverkehr, digitale Vermögensverwaltung/Robo-Advisors sowie Regulierungstechnologien.
Besondere Aktivitäten werden der Region Nordamerika gefolgt von Asien mit Schwerpunkt China bzw. Indien sowie Europa zugetraut. Innerhalb Europas dürfte laut den Befragten Deutschland der aktivste Markt sein, da die Fintech-Branche hier besonders hohes Wachstum zeigt (+843 Prozent im Jahr 2015) und sich vor allem in den Regionen München, Berlin sowie Rhein-Main-Neckar weiterentwickelt. Demzufolge sehen die Befragten München weltweit auf dem fünften Platz derjenigen Städte, in denen sich die meisten attraktiven Fintechs finden lassen.
White & Case hat im Rahmen der Umfrage im Herbst 2016 insgesamt 150 Chief Executive Officers, Chief Financial Officers, Leiter M&A, Managing-Directors, Managing-Partner etc. von Banken, Asset Managern, Versicherungen, Fintech-Firmen sowie Private-Equity- und Venture-Capital-Firmen befragt. Jeweils ein Drittel der Befragten kommt aus Europa, den USA bzw. dem Asien-Pazifik-Raum.
Mergers & Acquisitions: . In: Legal Tribune Online, 02.01.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21625 (abgerufen am: 08.11.2024 )
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