Hogan Lovells gerät im Streit zwischen dem Autozulieferer Prevent und Volkswagen zwischen die Fronten. Die Kanzlei hat eine Detektei beauftragt, die laut einem Bericht der Bild am Sonntag Prevent-Mitarbeiter angeblich bespitzelt haben soll.
Es ist ein teurer, bisweilen skurriler Konflikt: Ein langjähriger Lieferant großer Autobauer bekommt einen neuen Eigentümer, plötzlich hakt es bei der Zusammenarbeit, Verträge werden gekündigt. Nun könnte die Causa Prevent gegen Volkswagen sogar zur Kriminalgeschichte werden – mit Hogan Lovells in einer unrühmlichen Nebenrolle.
Die Kanzlei begleitet Volkswagen in dem erbitterten Streit mit Prevent. Ein Lieferstopp bei zwei Unternehmen der Gruppe nach einem gekündigten Auftrag hatte im August 2016 in mehreren VW-Fabriken die Bänder still stehen lassen, etwa in der Golf-Produktion des Stammwerks Wolfsburg. Und zwar trotz einstweiliger Verfügungen des Landgerichts Braunschweig, die zur Wiederaufnahme der Belieferung verpflichten sollten.
Man habe für VW in dem Zusammenhang "einen sehr professionellen und im Markt anerkannten Dienstleister" damit beauftragt, Recherchen über die Prevent-Gruppe durchzuführen, teilt Hogan Lovells gegenüber LTO mit. "In Krisensituationen gehört das zu den Kernaufgaben anwaltlicher Tätigkeit, ist üblich, legal und legitim."
Nach Informationen der Bild am Sonntag sollte die Detektei aus Berlin Informationen zu mehreren "Zielpersonen" bei Prevent zusammentragen. Dabei seien sogar Privatadressen von Mitgliedern der Eigentümer-Familie und aus dem Management ins Visier genommen worden.
VW und Hogan Lovells weisen die Vorwürfe zurück
Den Vorwurf, die Prevent-Mitarbeiter ausgespitzelt zu haben, weisen sowohl Volkswagen als auch Hogan Lovells vehement zurück. "Der Dienstleister sollte zu jeder Zeit möglichst offen und in unserem Namen auftreten und sämtliche Rechercheschritte schriftlich dokumentieren", betont die Sozietät. Er sei auch "unmissverständlich" angehalten worden, die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten. "Bis heute liegen keine Erkenntnisse vor, dass er sich daran nicht gehalten hat", so Hogan Lovells.
Prevent forderte unterdessen den neuen Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess auf, die Vorwürfe rasch zu untersuchen. "Im Sinne unserer Mitarbeiter und Partner müssen die Verantwortlichen umgehend und abschließend Klarheit schaffen", ließ das Unternehmen am Sonntag erklären. "Das Vorgehen von VW hat uns zutiefst schockiert, vor allem, weil offenbar auch das Privatleben von Mitarbeitern ausgeforscht wurde."
Hinter Prevent steht die bosnische Investorenfamilie Hastor, die mit der gescheiterten Machtübernahme beim Autozulieferer Grammer und ihrer Beteiligung am inzwischen insolventen Küchenhersteller Alno für Schlagzeilen gesorgt hatte. Sie betreibt ein weit verzweigtes, internationales Geflecht von Beteiligungen an verschiedenen Firmen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Hogan Lovells mit Spitzel-Vorwürfen in Zusammenhang gebracht wird. Im Herbst 2017 berichtete zunächst das Handelsblatt, dass ein Partner der Sozietät dem Energieversorger EWE einen Detektiv empfohlen hatte, um einen Abteilungsleiter zu überwachen, mit dem das Unternehmen einen langwierigen Rechtsstreit führte. Der Detektiv befestigte dem Bericht zufolge rechtswidrig einen GPS-Sender am Auto des EWE-Mitarbeiters.
Die Überwachungsaktion flog auf und der EWE-Personalvorstand musste zurücktreten. Er verklagte Hogan Lovells wegen Falschberatung auf Schadensersatz. Die Kanzlei soll ihn nicht darauf hingewiesen haben, dass eine GPS-Überwachung illegal sei - dem widerspricht die Sozietät jedoch.
ah/LTO-Redaktion
mit Material von dpa
Hogan Lovells, Prevent und VW: . In: Legal Tribune Online, 16.04.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/28079 (abgerufen am: 14.11.2024 )
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