Branchenexperten zufolge sind im Zuge der Covid-19-Pandemie Private-Equity-Transaktionen in einem "extremen Ausmaß" geplatzt und geplante Deals werden auf Eis gelegt. Die Aussichten werden dagegen überwiegend positiv bewertet.
"Corona legt den Markt fast vollständig lahm", so lautet die Kernaussage des ersten Private Equity Panels, das die Wirtschaftskanzlei CMS und das Magazin Finance in diesem Jahr durchgeführt haben. Befragt wurden mehr als 50 Private-Equity-Häuser aus dem deutschen Mittelstand. Knapp 86 Prozent der Umfrageteilnehmer berichteten demnach von einem "extremen Ausmaß an geplatzten Deals". Mehr als zwei Drittel gaben zudem an, dass geplante Add-On-Akquisitionen vorerst auf Eis gelegt werden mussten.
Die Private-Equity-Häuser sehen sich dem Panel zufolge mit massiven Einbrüchen bei ihren Portfoliounternehmen konfrontiert. Die Umfrageteilnehmer bewerten die Perspektiven für ihr Geschäft in den nächsten zwölf Monaten auf einer Skala von 1 bis 10 nur noch mit einem Wert von 3,48 Punkten – zuletzt waren es noch 6,16 Punkte. Viele Private-Equity-Manager würden sich dennoch auf die Seite der Käufer wagen, jedoch trübten hohe Kaufpreisvorstellungen der Verkäufer die Marktaussichten, heißt es weiter.
Dem Panel zufolge soll der Markt mit krisenerprobten M&A-Tools angekurbelt werden. So hätten sich mehr als drei Viertel der Befragten für den Einsatz von Kaufpreisanpassungsklauseln ausgesprochen, etwa von MAC-Klauseln oder Earn-Outs. "Wer jetzt einen Deal machen möchte, braucht gute Nerven und einen guten Vertrag, der die aktuellen Unsicherheiten abbildet", sagt Dr. Tobias Schneider, Private-Equity-Partner bei CMS.
Verkaufen Konzerne ihre Underperformer?
Auf der Verkäuferseite dürften nach Auffassung der befragten Private-Equity-Investoren vor allem Unternehmen stehen, die das eigene Portfolio überprüfen und Randgeschäfte sowie Underperformer verkaufen. Allerdings sind jene Branchen, in denen Großkonzerne zuletzt in schwieriges Fahrwasser geraten sind, auch für die Private-Equity-Manager wenig interessant. Sie bewerten dem Panel zufolge Neuinvestments in den Bereichen Automobil, Handel und Maschinenbau für besonders unattraktiv. Als deutlich attraktiver gelten Unternehmen aus den Branchen Gesundheitswesen, Software und Telekommunikation.
Was die Zukunftsaussichten betrifft, so sind die Private-Equity-Manager zuversichtlich: Über 60 Prozent der Befragten glauben stark oder sogar sehr stark daran, dass die Coronakrise ihnen unerwartete neue Zukaufsgelegenheiten eröffnen werde.
ah/LTO-Redaktion
Private Equity in der Coronakrise: . In: Legal Tribune Online, 27.04.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/41415 (abgerufen am: 22.11.2024 )
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