Latham & Watkins hat zum Oktober die Gehälter für Associates angehoben, Einsteiger erhalten künftig 110.000 Euro jährlich. Damit will die Kanzlei ihre Expansion in Deutschland vorantreiben.
Die letzte Gehaltserhöhung ist gut neun Jahre her. 2006 hatte Latham & Watkins die Einstiegsgehälter für Associates auf 100.000 Euro angehoben. Seit Oktober 2015 bekommen Berufsanfänger noch einmal zehn Prozent mehr, also ein Jahresgehalt von 110.000 Euro. Im Folgejahr steigt die Vergütung dann auf 118.000 Euro und im dritten Berufsjahr auf 125.000 Euro.
Dr. Dirk Oberbracht, Managing Partner des Frankfurter Büros, begründet den Aufschlag mit den Wachstumsplänen der Kanzlei in Deutschland: "Wir wollen an die Marktspitze. Dafür müssen wir uns auch personell verstärken. Recruiting ist deshalb sehr wichtig für uns", sagt er.
Latham ist in den letzten beiden Jahren vor allem durch die Aufnahme von hochkarätigen Quereinsteigern hierzulande stark gewachsen. So hatten 2013 mehrere Partner von Shearman & Sterling für die Kanzlei einen Standort in Düsseldorf eröffnet. In Folge holte Latham weitere Anwälte auf Partner- oder Counsel-Ebene für den Ausbau der anderen Büros, darunter etwa die bekannten Clifford-Chance-Partner Oliver Felsenstein und Burc Hesse sowie zuletzt Alexandra Hagelüken.
Weniger handfest: Angaben zur Arbeitszeit
In den letzten Jahren gab es kaum Gehaltssteigerungen für die Associates von Großkanzleien, nun hat vor kurzem auch White & Case angekündigt, die Einstiegsgehälter zu erhöhen. Dass weitere Kanzleien nachziehen werden und ein Aufschaukeln der Gehälter beginnt, erwartet Oberbracht aber nicht: "Die Höhe des Einstiegsgehalts ist vor allem für Kanzleien wichtig, die wachsen wollen. Es gibt in Deutschland einige Kanzleien, die in den letzten Jahren gar nicht oder nur sehr wenig gewachsen sind. Wer seine Marktposition nicht ausbauen will, hat auch keinen Grund, sich mit höheren Gehältern bei neuen Mitarbeitern attraktiv zu machen."
Attraktiv für Bewerber ist – so zeigen beispielsweise die Ergebnisse der LTO-Umfrage – neben dem Gehalt auch eine gute Work-Life-Balance. In Marktkreisen heißt es, Latham erwarte von seinen Anwälten eine Mindestzahl von 1.900 jährlichen Arbeitsstunden, was bei 46 Arbeitswochen pro Jahr etwa einer 40-Stunden-Woche entspricht. Wer mehr arbeite, erfülle eine von mehreren der Voraussetzungen für einen Bonus.
Bei Latham & Watkins will man diese Angaben nicht bestätigen, eine Umfrage des Branchenmagazins azur unter Associates der Kanzlei legt nahe, dass die tatsächliche Wochenarbeitszeit mit durchschnittlich 58 Stunden deutlich höher ist. Oberbracht betont jedoch: "Wir legen Wert darauf, dass die Belastung unserer Mitarbeiter nicht überhandnimmt. Mit Bonuszahlungen honorieren wir den Beitrag unserer Mitarbeiter zum Erfolg der Kanzlei. Es dürfte nicht überraschen, dass es beim Bonus und bei den Karrierechancen unserer Associates nicht nur auf die Quantität ankommt, sondern auch die Qualität von großer Bedeutung ist."
"Associate Committee" trifft Gehalts- und Personalentscheidungen
Auch wenn Latham nicht gerade als Vorreiter für ausgefeilte Work-Life-Balance-Konzepte bekannt ist, gibt es durchaus flexible Arbeitszeitprogramme. "Beispielsweise habe ich einen Kollegen, der seine Arbeitszeit ansammelt, um im Sommer eine kleine Auszeit zu nehmen. Eine Kollegin ist gerade für einige Monate ausgestiegen, um Französisch zu lernen. Danach kommt sie wieder", berichtet Oberbracht. "Wir haben zunehmend Kollegen, die nach drei oder vier Jahren im Beruf eine Pause einlegen wollen, etwa um einen LL.M. zu machen, oder sie wechseln für mehrere Monate in eines unserer Büros in den USA. Nicht selten unterstützen wir solche Pläne, die ja auch für die Kanzlei klare Vorteile haben."
Eine wichtige Rolle bei Personalentscheidungen spielt bei Latham & Watkins das Associate Committee. Es ist zu gleichen Teilen aus Partnern und Associates zusammengesetzt. Die Partner verfassen halbjährlich Berichte über die Arbeit der Associates am Mandat. Das Committee prüft diese Berichte, die Associates erhalten Feedback und nächste Karriereschritte werden geplant. Zudem entscheidet das Committee über Gehälter und Boni. Es schlägt der Partnerschaft auch die Associates vor, die zu Partnern oder Counsel ernannt werden sollen. In der Regel dauert der partner track bei Latham acht Jahre. Es gibt die Karrierestufen Counsel, Income Partner und Equity Partner.
Anja Hall, Kanzlei-Strategie: . In: Legal Tribune Online, 08.10.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/17125 (abgerufen am: 22.11.2024 )
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