Serie Law Reviews: Das Bonner Rechtsjournal

Schnittstelle für generationenübergreifenden Dialog

von Martin HeuserLesedauer: 3 Minuten
Lesen von Manuskripten, Drucksetzung oder Vertrieb: An immer mehr deutschen Universitäten haben Jurastudenten die US-amerikanische Tradition der Law Reviews aufgegriffen und betätigen sich im Rahmen ihres Studiums als Verleger oder Redakteure. Im ersten Teil der Serie über studentische Fachzeitschriften stellt LTO das Bonner Rechtsjournal vor.

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Die Juristische Fakultät am Standort Bonn zählt zu einer der größten und renommiertesten ihrer Art. Ein fakultätseigenes Publikationsorgan fehlte jedoch bis vor kurzem. Im Jahr 2007 rief dann der Student Marek S. Schadrowski mit einigen Kommilitonen das Bonner Rechtsjournal (BRJ) ins Leben. Das Journal erscheint halbjährlich. Zusätzlich veröffentlichen die Studierenden eine Sonderausgabe pro Jahr, die sich ausschließlich einem an der Bonner Fakultät aktuell diskutierten Thema widmet. Mit einer Mischung aus rechtspolitischen Fragestellungen, dogmatischem sowie didaktischem Anspruch gewinnt die Zeitschrift immer mehr Leser auch außerhalb der Bonner Fakultät. Hiervon zeugt die Verbreitung an zahlreichen Universitäts- und Gerichtsbibliotheken, die mit ihren Auswertungen für die juristischen Publikationsdatenbanken eine zielgerichtete Recherche ermöglichen. Das BRJ veröffentlicht aber nicht nur die beachtlichen wissenschaftlichen Erstleistungen ambitionierter Studenten, die nur selten die Möglichkeit haben, einen Beitrag in einer der etablierten Fachzeitschriften zu positionieren und deshalb ansonsten ungehört blieben. Auch prominente Experten wissen das Journal als Publikationsmedium zu schätzen. Die Liste der Interviewpartner enthält die Namen der wichtigsten Entscheider aus Rechtspolitik und Rechtsprechung wie etwa Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Wolfgang Schäuble oder Udo Di Fabio.

Publizistische Gründerzeit in der Tradition amerikanischer Law Journals

"Wir wollen mit dem Journal das in der ehemaligen Bundeshauptstadt ungebrochene Interesse an aktuellen und bewegenden Themen befriedigen", erklärt Chefredakteur und Gründer Marek S. Schadrowski. "Darum liegt der Fokus unserer Arbeit insbesondere auf den Spannungsfeldern zwischen nationalen und supranationalen Rechtsebenen sowie den interdisziplinären Forschungsfeldern." Erst kürzlich war beispielsweise eine aktuelle Stellungnahme des renommierten Bremer Hirnforschers Gerhard Roth zum gegenwärtig wieder neu umstrittenen Thema "Willensfreiheit" zu lesen. Mit dem BRJ und anderen anspruchsvollen Publikationsprojekten hat die originär und über hundert Jahre alte amerikanische Tradition der Law Journals mittlerweile in Deutschland Fuß gefasst. Inzwischen lassen sich daher zwei grundlegend verschiedene Modelle studentischer Publikationsmedien ausmachen: Während einige Zeitschriften auf Druck- und Vertriebsinfrastruktur von Verlagen sowie externes Fachwissen zurückgreifen, zeichnet sich eine zweite Gruppe durch umfassende, selbstständige redaktionelle Begleitung des Publikationsprozesses bis hin zur Druckvorstufe aus. Zu Letzterer zählt sich das Bonner Rechtsjournal, denn "nur so ist eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen und der Idee des Gesamtprojekts möglich", ist Marek S. Schadrowski überzeugt.

"Weil das Journal den Studenten eine Stimme gibt…"

Die ehrenamtlich arbeitenden Bonner Studenten betrachten ihr Unternehmen allerdings nicht als bloße amerikanische Kopie, sondern als lehrreiche Schule: Sie erhalten Einblicke in das Verlags- und Marketingwesen, die Druckgestaltung sowie das Urheber- und Nutzungsrecht. Die Mitarbeit an einem der Journale gilt als Qualitätsausweis. Die Redaktionstätigkeit sei jedoch kein Selbstzweck, betont Schadrowski. Die Mitarbeiter des Journals seien bestrebt, etwas Besonderes zu Stande zu bringen: "Wir wollen mit dem Journal die Schnittstelle für einen generationenübergreifenden, kritisch-konstruktiven Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis einerseits sowie juristischem Nachwuchs andererseits bereitstellen." Um dieses Ziel zu gewährleisten, entsteht neben der Printausgabe parallel ein Onlinesegment. Es soll mit zahlreichen Artikeln einen Einblick in die bereits gedruckten Ausgaben ermöglichen und dem Leseverhalten der Studierenden Rechnung tragen. Der erste Kontakt zum BRJ ensteht in den meisten Fällen online, erst danach greifen die jungen Leser auch zur gedruckten Ausgabe. Einmal jährlich schreibt das BJR einen bundesweiten Aufsatzwettbewerb aus – zuletzt unter Schirmherrschaft der Bundesjustizministerin. Bei der Prämierung der Texte wird das Redaktionsteam von einem namhaft besetzten wissenschaftlichen Kuratorium beraten. Beiratsmitglied Mathias Schmoeckel unterstützt die Nachwuchsjuristen dabei, "weil das Journal den Studenten eine Stimme und eine eigene Plattform der wissenschaftlichen Diskussion gibt; es fördert den kritischen Blick und die wache Auseinandersetzung mit der aktuellen Rechtsentwicklung." Der Autor Martin Heuser ist freier Mitarbeiter des Bonner Rechtsjournals und Student der Rechtswissenschaft

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