"Aus 5 mach 42.000"? – Was an die Gewinnquote einer Lotterie erinnert, ist die Erfolgsgeschichte der European Law Students’ Association, die vor 35 Jahren von fünf jungen Jurastudenten gegründet wurde. Heute ist ELSA die größte Jurastudentenvereinigung der Welt – mit vielen Möglichkeiten, sich in einem internationalen Netzwerk zu engagieren.
Es ist eine Zeitreise, zurück in eine Epoche ohne Smartphone und Internet. Ein Sprung zurück in eine Zeit, die geprägt war vom Eisernen Vorhang und vom Kalten Krieg, von geschlossenen Grenzen und ideologischen Gräben: Im Jahr 1981 trafen sich auf einer Zugfahrt zufällig Studenten der Rechtswissenschaft aus den Ländern Ungarn, Österreich, Deutschland und Polen, aus Ost und West. Sie lernten einander kennen, teilten Geschichten und Erlebnisse aus und waren fest entschlossen, weiterhin den Kontakt zu pflegen.
Trotz aller Spannungen in Europa und der Schwierigkeit, sich damals über Ländergrenzen hinweg zu organisieren, war ein Grundstein gelegt und die fünf Studenten gründeten ELSA, die European Law Students’ Association. Schnell wurde die Idee, das juristische Studium um Völkerverständigung, internationale Beziehungen und kulturellen Austausch zu ergänzen, an den Universitäten bekannt. Professoren waren neugierig und füllten ganze Vorlesungen, um über ELSA zu sprechen.
Der "Spirit" von ELSA an den europäischen Unis
Viele Jurastudierende wurden vom ELSA-Fieber, einer Art Spirit, gepackt und gründeten ELSA-Fakultätsgruppen an ihren Universitäten. Denn Freunde im Ausland zu halten und mit diesen zu kommunizieren, war in Zeiten des Kalten Krieges keine Normalität. Ganz im Gegenteil, Mitglieder von ELSA hatten die einzigartige Möglichkeit, in eine neue Welt zu treten. Und das ohne die heutigen Kommunkationsmittel.
Seither versteht sich ELSA auch als Vorreiterin für eine zeitgemäße universitäre Ausbildung und organisiert neben dem internationalen Austausch, der Auslandserfahrung und internationaler Kommunikation viele studienbegleitende, sowohl akademische als auch stark praxisbezogene Aktivitäten, die gemeinsame Arbeit an Projekten und persönlichen Soft Skills.
ELSA bietet Jurastudenten und jungen Juristen durch den intensiven Austausch auf europäischer Ebene vom ersten Semester bis zum Eintritt ins Berufsleben die Chance, einen Blick über die Rechtskultur des eigenen Landes hinaus zu werfen, Vorurteile abzubauen und die eigene Internationalität zu entdecken. Ganz abgesehen davon, dass die Aktivitäten von ELSA jedem Jurastudenten etwas bringen, erlaubt die aktive Mitarbeit schon früh, Erfahrungen in vielen Bereichen zu sammeln, die im Berufsleben relevant sind: Die verantwortungsvolle Arbeit in einer Organisation, Projektmanagement und Teamarbeit sind nur einige Beispiele.
Internationale Beziehungen als A und O für die Zukunft
Seit 35 Jahren ist ELSA ein elementarer Bestandteil an vielen Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland. Seither sind 42 Fakultätsgruppen entstanden, die Mitglied bei ELSA-Deutschland e.V. sind. Sie leben und lehren den "Spirit" von akademischer Ausbildung und internationalem Flair. Wer hätte damals gedacht, dass eine Studentenvereinigung auf internationaler Ebene nun 42.000 Mitglieder an mehr als 300 Universitäten in Europa fasst.
Mittlerweile bietet ELSA den Studenten und Referendaren eine Vielzahl von Veranstaltungen an. Um wichtige Erfahrung bereits während der juristischen Ausbildung zu machen und schon früh Kontakte zu knüpfen, organisiert ELSA das "Student Trainee Exchange Programme" (STEP). Nach dem Motto "STEP up to Europe!", gelangen die Studenten kostenlos an Kanzleien, Universitäten oder Unternehmen außerhalb Deutschlands und sammeln dort erste praktische Erfahrungen im internationalen Geschäft.
Moot Court – Verhandeln schon im Studium
Bei Moot Courts, fiktiven Gerichtsverhandlungen, schlüpfen die Studenten in die Rollen von Richter, Staatsanwalt und Verteidiger. Neben den fundierten Rechtskenntnissen legen die Juroren Wert auf rhetorische Fähigkeiten und Verhandlungsgeschick. Denn was bringt einem die Theorie, wenn ich diese nicht über die Lippen bekomme?
ELSA-Deutschland e.V. organisiert seit mehreren Jahren mit dem ELSA Deutschland Moot Court den größten zivilrechtlichen Moot Court im deutschsprachigen Raum. Die Studenten setzen sich zunächst an der eigenen Universität gegen andere Studenten durch. Nach erfolgreicher Teilnahme in dieser Runde qualifizieren sich die Gewinner für den Regionalentscheid. Somit kommt es nun zum ersten außeruniversitären Aufeinandertreffen. Schließlich, und das ist der Höhepunkt, plädieren die Gewinner der Halbfinale vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe vor einer Richterbank, besetzt mit hochrangigen Richtern und Anwälten.
Doch auch für unsere englischsprachigen Interessierten hat ELSA ein Repertoire. Die "Client Interviewing Competition" und die "Negotiation Competition" fordern den Studenten auf, in Englisch den Mandaten dahingehend zu interviewen, welches juristische Problem hinter dem Anliegen des Mandaten steckt. Hier, in Zusammenarbeit mit den Großkanzleien, qualifizieren sich die Gewinner für Finalrunden, zum Beispiel in Kanada oder in der Schweiz.
Künftige Juristen der Welt, zu Gast in Deutschland
Aber warum nicht auch internationale Gäste zu uns nach Deutschland holen? Seit 2015 organisiert ELSA-Deutschland e.V. zusammen mit internationalen Unternehmen und dem ELSA-Förderkreis eine Law School zum Thema Banking & Finance. An sieben Tagen kommen Studenten aus mehr als 25 Ländern in die Region Frankfurt am Main und Mannheim. In Workshops, Podiumsdiskussionen, Vorträgen und bei Kanzleibesuchen erhalten die Teilnehmer einen tiefen Einblick in das Tagesgeschäft vieler großer Wirtschaftskanzleien.
Ebenso zu nennen sind die vielen Konferenzen welche von Lokalgruppen organisiert und durchgeführt werden. So engagieren sich Studenten zum Beispiel in Halle an der Saale für eine Konferenz zum Urheberrecht, in Marburg zum Pharmarecht und in Köln, Bonn und Düsseldorf zum Thema Menschenrechte.
Information und Engagement
Wenn Sie nun Interesse haben gemeinsam ELSA zu gestalten und zusammen mit anderen Studentinnen und Studenten in Deutschland oder Europa in Kontakt zu treten, unsere Kontaktadresse finden Sie hier:
Ferdinand J. Hnatkow
ELSA-Deutschland e.V.
Rohrbacher Straße 20
69115 Heidelberg
Telefon: 06221-601458
Mail: president@elsa-germany.org
Web: www.elsa-germany.org
Schon gewusst?
Wenn Sie persönlich mit uns in Kontakt treten möchten, besuchen Sie doch unseren Messestand auf der JURAcon in Frankfurt am 10. Mai 2016.
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Studentische Juristenvereinigung: . In: Legal Tribune Online, 04.03.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18643 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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