Wichtiger Bestandteil des Deutschen Juristentages ist sein vielfältiges Rahmenprogramm. Zum Teil parallel zum Fachprogramm wurden Museums- und Stadtführungen, Besichtigungen von Regierungs- und Botschaftsgebäuden und ähnliches geboten.
Die Veranstaltung "Der Axel-Springer-Verlag und die 68er" führte die Teilnehmer des Deutschen Juristentages (djt) dorthin, wo die Axel-Springer-Straße ausgerechnet die Rudi-Dutschke-Straße kreuzt: Im Axel-Springer-Hochhaus sind weite Teile der Redaktionen der Springer-Verlagsgruppe beherbergt.
Dass hier die Kochstraße im Jahr 2006 auf Initiative der taz in "Rudi-Dutschke-Straße" umbenannt wurde, und dass der Streit darum bis zu einer – allerdings abgewiesenen – Klage vor dem Oberverwaltungsgericht führte, zeigt, wie emotional die Debatte um Axel Springer und die 68er heute noch geführt wird.
Im Verlag sei man an einer Auseinandersetzung mit der Berichterstattung der Medien von Axel Springer über die Studentenbewegung interessiert, meint Rainer Laabs. Er ist Leiter des Unternehmensarchivs der Axel-Springer-AG. In der Online-Datenbank medienarchiv68, die für jeden im Internet einsehbar ist, finden sich sämtliche Zeitungsseiten, auf denen sich Artikel im weitesten Sinne mit Studenten beschäftigt. Über 5.900 sind es, darunter viele Beispiele, in denen es der Verlag mit seiner Kritik an den 68ern übertrieben habe.
Für die Teilnehmer ging es nun in den gediegenen Journalisten Club, der mit der originalgetreuen Vertäfelung des Gebäudes der Londoner Times ausgestattet ist. Das Privileg, den Club zu besuchen, sei allein den Journalisten des Springer-Verlages, nicht also dem Management, sowie ausgewählten Gästen vorbehalten.
Einem düsteren Kapitel der deutschen Geschichte konnten die Mitglieder des djt im Kammergericht Berlin nachspüren. In Plenarsaal dieses geschichtsträchtigen Hauses fanden 1944 die Schauprozesse des Volksgerichtshofes statt.
In demselben Saal führte die Präsidentin des Kammergerichts Monika Nöhre zum Thema "Jüdische Juristen in Deutschland" ein Gespräch mit der schwedischen Botschafterin Ruth Jacoby. Sie berichtet stellvertretend für die vielen im Dritten Reich verfolgten und ermordeten jüdischen Juristen über das Leben ihres Vaters. Als jüdischer Rechtsanwalt hat er noch 1933 die Stadt verlassen.
An das Schicksal jüdischer Anwälte in Deutschland nach 1933 erinnert der djt zusammen mit der Bundesrechtsanwaltskammer auch mit der Wanderausstellung "Anwalt ohne Recht", die noch bis Mitte Oktober im Kammergericht Berlin zu sehen ist
djt-Rahmenprogramm: . In: Legal Tribune Online, 24.09.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/1568 (abgerufen am: 23.11.2024 )
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