Der vor Jahren als "Volkslehrer" bekanntgewordene rechte Videoblogger wurde längst als Lehrer in Berlin entlassen. Jetzt stand er vor Gericht, unter anderem wegen Körperverletzung.
Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen hat in Berlin der Prozess gegen einen rechten Videoblogger wegen einer Reihe von Straftaten begonnen. Mehr als ein Dutzend Anhänger waren zu der Verhandlung vor dem Amtsgericht (AG) Tiergarten gekommen. Der Richter wies sie vorsorglich darauf hin, dass er Meinungsäußerungen wie Klatschen nicht akzeptiere und dies Konsequenzen habe. Nikolai Nerling, der am Freitag 42 Jahre wurde, sagte zu den Vorwürfen aus und bekannte sich zur "rechten Szene".
Die Anklage wirft Nerling, der sich selbst "Volkslehrer" nennt, unter anderem das Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vor. So soll er in einem Fall auf einem von ihm betriebenen Youtube-Kanal ein Interview veröffentlicht haben, in dem die rechtskräftig verurteilte Volksverhetzerin Ursula Haverbeck den Holocaust leugnete.
In einem anderen Fall habe er in einem Video einen Mann bewusst in seiner jüdischen Identität angreifen wollen, so die Anklage. Zudem habe er im Internet Bilder einer Person verbreitet, die den Hitlergruß zeige. Eine Veranstaltung soll er durch laute Zwischenrufe gestört und eine Person verletzt haben. In diesem Zusammenhang wird dem 42-Jährigen Hausfriedensbruch und Körperverletzung vorgeworfen. Außerdem geht es um Beleidigung, Sachbeschädigung und Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes.
Das Land Berlin hatte den Mann vor mehreren Jahren aus dem Dienst als Grundschullehrer entlassen, weil er auf seinem Youtube-Kanal rechtsextreme Positionen vertreten hatte. Für den jetzigen Strafprozess hat das Gericht bislang zwei Verhandlungstage vorgesehen. Am Freitag sollten erste Zeugen gehört werden.
Update: Verurteilung noch am selben Tag
Noch am ersten Tag der Hauptverhandlung hat das AG Tiergarten einen Schuldspruch wegen Volksverhetzung, Hausfriedensbruchs, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Beleidigung und der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes verkündet.* Der "Volkslehrer" wurde zu neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, die Vollstreckung ist zur Bewährung ausgesetzt.
Auch muss er eine Geldstrafe in Höhe von 3.000 Euro an die Amadeu-Antonio-Stiftung zahlen, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus engagiert.
dpa/jb/LTO-Redaktion
*Aktualisiert am Tag der Veröffentlichung, Artikelversion von 17.09 Uhr.
"Volkslehrer" wegen diverser Straftaten angeklagt: . In: Legal Tribune Online, 26.08.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/49443 (abgerufen am: 22.11.2024 )
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