Nachdem die Fluglinie Germania Insolvenz beantragen musste, hat Rüdiger Wienberg als vorläufiger Insolvenzverwalter das Ruder dort übernommen. Zuvor waren Pläne für eine Sanierung in Eigenverwaltung gescheitert.
Rüdiger Wienberg
Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat zwar am Dienstag das vorläufige Insolvenzverfahren über die Fluggesellschaft Germania angeordnet, doch wie nun bekannt wurde, ist der Insolvenzantrag bereits am Montag gestellt worden. Der Flugbetrieb war dann in der Nacht von Montag auf Dienstag in Absprache mit dem Luftfahrtbundesamt eingestellt worden, und erst danach hatte Germania den Insolvenzantrag bekannt gegeben.
Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Rüdiger Wienberg kam es zu dem sogenannten Grounding, weil bei einer Insolvenz ohne einen Finanzierungsnachweis die Voraussetzungen für die nötigen luftfahrtrechtlichen Betriebsgenehmigungen fehlen. Bei der Pleite von Air Berlin im Jahr 2017 war die KfW mit einem Kredit eingesprungen, daher konnte die Fluglinie zunächst trotz des Insolvenzverfahrens weiterfliegen.
Germania rutschte in die Insolvenz, weil ein kurzzeitiger Liquiditätsbedarf nicht gedeckt werden konnte. Die Finanzlücke sei entstanden, weil unvorhersehbare Ereignisse – unter anderem massive Kerosinpreissteigerungen bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar - das Unternehmen stark belastet hätten, heißt es in einer Mitteilung der Airline. Betroffen sind die Gesellschaften Germania Fluggesellschaft, Germania Technik Brandenburg und Germania Flugdienste mit insgesamt rund 1.600 Mitarbeitenden.
Schon Anfang Januar hatte Germania "aus aktuellem Anlass" mitgeteilt, dass mehrere Optionen einer Finanzierung geprüft würden, um einen kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu sichern. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche ließ sich Germania dabei von Anwälten der Wirtschaftskanzleien Dentons und Freshfields Bruckhaus Deringer sowie der auf Insolvenz und Restrukturierung spezialisierten Sozietäten Schultze & Braun und Kebekus et Zimmermann beraten.
Das Ziel soll gewesen sein, wie bei Air Berlin im Rahmen einer Insolvenz in Eigenverwaltung den Flugbetrieb zunächst fortsetzen zu können. Diese Pläne haben sich dem Bericht zufolge aber zerschlagen, weil es letztlich nicht gelungen ist, einen Massekredit aufzutreiben. So kam es zur Regelinsolvenz.
Mit Rüdiger Wienberg, Namenspartner der Kanzlei HWW Hermann Wienberg Wilhelm, hat ein erfahrener Insolvenzverwalter das Kommando bei Germania übernommen. HWW gilt als eine der angesehensten Kanzleien in diesen Bereich und hat etwa die Insolvenzen des Bauunternehmens Philipp Holzmann, des Autobauers Karman, von Woolworth in Deutschland und von Q-Cells betreut. Wienberg selbst war zuletzt unter anderem Insolvenzverwalter des Berliner Photovoltaikunternehmens Solon.
ah/LTO-Redaktion
Insolvente Fluglinie: . In: Legal Tribune Online, 06.02.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/33697 (abgerufen am: 16.11.2024 )
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