Die Rufe in Richtung der Wettbewerbshüter werden immer lauter: Apple wird vorgeworfen, den Wettbewerb im App Store zulasten von Geschäftspartnern einzuschränken. Um Regulierungsmaßnahmen vorzubeugen, bietet Apple nun zaghaft Kompromisse an.
Im Streit über die finanziellen Rahmenbedingungen im App Store von Apple kommt der iPhone-Konzern den Anbietern von Medien-Apps entgegen. Nach einer Einigung von Apple mit der japanischen Wettbewerbsbehörde JFTC können künftig Unternehmen wie Netflix, Amazon und Spotify, aber auch Medienverlage und E-Book-Anbieter in der App ihren Kunden einen Link zur Erstellung eines kostenpflichtigen Kontos anbieten, um damit die Umsatzbeteiligung von Apple an Käufen innerhalb einer App zu umgehen.
Für die Anwender bedeutet die neue Richtlinie, dass sie vergleichsweise leicht aus einer Medien- oder Streaming-App heraus einen Premium-Dienst buchen oder ein Abonnement abschließen können, ohne dass eine Kommission für Apple fällig wird. Technisch findet dies aber nicht in der Anwendung für den App Store statt, sondern außerhalb in einem Web-Browser. Dabei werden die Anwenderinnen und Anwender durch den Link direkt an die richtige Stelle gelenkt und müssen den Abo-Bereich nicht mühsam suchen. Die abgeschlossenen Abonnements tauchen dann allerdings nicht in der Übersichtsliste auf, die Apple innerhalb der App-Store-Anwendung für Abos anbietet, die als sogenannter In-App-Kauf geschlossen wurden.
Überschaubare Zugeständnisse seitens Apple
Der Kompromiss mit der JFTC ist das zweite Zugeständnis von Apple an Regulierungsbehörden und App-Entwickler innerhalb einer Woche. Erst am vergangenen Freitag hatte Apple in einem Vergleich kleineren Entwicklern die Möglichkeit eingeräumt, den App-Nutzern gezielt Informationen über Abo-Abschlüsse außerhalb des App Stores zu senden. Das darf jedoch nicht innerhalb der App selbst passieren, sondern muss außerhalb der App laufen - beispielsweise per Mail.
Auf weiterreichende Forderungen von App-Anbietern wie Spotify, etwa einen alternativen App Store oder eine freie Installation von Programmen, das so genannte Sideloading, zuzulassen, ging Apple nicht ein.
Apple verlangt von den App-Anbietern eine Umsatzbeteiligung zwischen 15 und 30 Prozent aus sogenannten In-App-Käufen. Bislang versuchte der Konzern zu unterbinden, dass die Entwickler ihre Nutzer auf Zahlungsalternativen lenken. Die Einigung mit der JFTC betrifft nun sogenannte Reader-Apps - und zwar weltweit. Das sind Anwendungen, mit denen zuvor gekaufte Inhalte oder Abonnements für digitale Zeitschriften, Zeitungen, Bücher, Audio-, Musik- und Videoinhalte genutzt werden können.
Auch Epic hat noch ein Hühnchen mit Apple zu rupfen
Die Einigung wird Anfang 2022 weltweit technisch umgesetzt. Der Kompromiss mit der JFTC bezieht sich ausdrücklich nicht auf Spiele-Apps und wir daher nicht den Dauerstreit mit dem Spiele-Entwickler Epic beilegen. Epic-Chef Tim Sweeney verlangte, Apple solle sein iPhone-Betriebssystem iOS im Hinblick auf Hardware, Stores, Zahlungswege und Dienstleistungen öffnen und Konkurrenz ermöglichen.
Das rund um das Betriebssystem iOS entstandene Ökosystem von Apple steht schon länger unter Beschuss. Auch das Bundeskartellamt beschäftigt sich mit der Frage, ob man dem US-Konzern eine marktübergreifende Bedeutung beimessen und Verstöße gegen § 19a des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen zur Last legen kann.
dpa/sts/LTO-Redaktion
Zugeständnisse an App-Anbieter: . In: Legal Tribune Online, 02.09.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/45905 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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