"Juristische*r Ermittler*in (w/m/d)" gesucht
Der öffentliche Dienst sucht Juristen, das ist nichts Neues. Landauf, landab ringt die Justiz um Absolventen, um fehlende Richter- und Staatsanwaltsstellen zu besetzen. Doch nicht nur dort wünscht der Staat rechtliche Expertise: Die Freie Hansestadt Bremen hat nun mehrere Stellen unter dem Titel "Sachbearbeitung (w/m/d) 'Juristische*r Ermittler*in' - Direktion Kriminalpolizei/Landeskriminalamt" ausgeschrieben.
Dahinter verbirgt sich offenbar echte Polizei-Arbeit: Das Aufgabengebiet umfasst laut Anzeige u. a. "Sachverhalte zu Straftaten nach kriminalistischen Grundsätzen zu erforschen und die Ermittlungen in Zusammenarbeit mit internen und externen Personen und Organisationen zu führen".
Im Ausschreibungstext weist die Polizei darauf hin, dass "die strafrechtlichen und polizeirechtlichen Ermittlungen im Bereich der Kriminalpolizei (…) grundsätzlich durch Beamtinnen und Beamte des Polizeivollzugsdienstes mit einer Fortbildung zur/zum Polizeilichen Ermittler*in durchgeführt" werden. "Zur Verstärkung der Direktion" wolle man nun aber einige Stellen mit Juristen besetzen.
Mit auf Streife muss niemand
Auf Anfrage von LTO erklärt Dr. Daniel Heinke, Leiter der Bremer Kriminalpolizei: "Es geht ausdrücklich nicht darum, nur juristisch zu arbeiten." Der Aufgabenbereich umfasse "die gesamte kriminalpolizeiliche Sachbearbeitung". Man wende sich gezielt an Volljuristen und Amtsanwälte, weil diese "nahtlos", also ohne umfangreiche rechtliche Fortbildung, in die polizeiliche Tätigkeit integriert werden könnten.
Mit auf Streife und böse Jungs verhaften muss gleichwohl niemand, wie Heinke betont: "Sie werden nicht für solche Aufgaben eingesetzt werden, für die die spezifische polizeiliche Ausbildung erforderlich ist; das bedeutet insbesondere, dass sie in nicht in Bereichen eingesetzt werden sollen, in denen mit der Ausübung körperlichen Zwangs zu rechnen ist. Weit überwiegend wird es sich also um bürogebundene Tätigkeiten, jedoch im Team mit erfahrenen Kriminalbeamtinnen und -beamten, handeln."
"Gute Kenntnisse der Kriminalistik" erwartet
Die Anforderungen sind denn auch vergleichsweise unüblich für eine Juristen-Stelle: Beide juristischen Staatsexamina (alternativ ein Studium der Rechtspflege mit Weiterbildung zum Amtsanwalt) sind erforderlich, erwartet werden außerdem gute Kenntnisse des Straf- und Strafprozessrechts, Kenntnisse der Kriminologie und der Kriminalistik und eine gute körperliche Verfassung.
Dass viele Juristen speziell Kriminalistik-Kenntnisse kaum mitbringen dürften, hat man offenbar erwartet und verlangt dementsprechend auch die Bereitschaft zu passenden Fortbildungen. In einem sechseinhalbmonatigen Ermittlungs-Lehrgang sollen die angehenden Ordnungshüter auf ihre Tätigkeit vorbereitet werden. Der Lehrgang entspreche der Fortbildung, die Polizeibeamte erhielten, die zur Kriminalpolizei wechseln, erläutert Heinke.
Doch es geht nicht nur darum, juristische Expertise einzukaufen. Hinter der Ausschreibung steht vor allem die "erheblich begrenzte Möglichkeit, die aktuellen (…) Bedarfe an polizeilichen Ermittlern vollumfänglich durch ausgebildete Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte (…) decken zu können", wie Heinke schreibt. Mit anderen Worten: Es fehlen schlicht die üblichen Kandidaten für die freien Stellen. Diese will man nun durch Juristen ersetzen.
Wer als Polizist arbeitet, verdient auch wie ein Polizist
Nun mag die Polizei für viele – auch Juristen – durchaus ein attraktiver und spannender Tätigkeitsbereich sein, doch fragt sich: Was springt für interessierte Volljuristen finanziell heraus? Die Stelle ist in der Besoldungsgruppe A10 der Bremer Besoldungsordnung eingruppiert. Bei einer 40-Stunden-Woche wären das nach aktuellem Stand auf der niedrigsten Altersstufe etwa 2.800 Euro brutto pro Monat.
Das dürfte angesichts der für Beamte geringen Abzüge einem Nettogehalt entsprechen, das mancher Anwalt dankend annähme. Allerdings werden Stellen für Volljuristen in der öffentlichen Verwaltung sonst nur im höheren Dienst ausgeschrieben, wo sie i. d. R. in der Besoldungsgruppe 13 starten. Dort erhält man auf der ersten Stufe schon deutlich über 4.000 Euro brutto . Da erscheint die Entlohnung der Bremer Polizei doch recht mager.
Auch das Argument, im höheren Dienst brauche man schließlich auch bessere Noten, kann nur bedingt als Begründung herhalten. Zwar schreibt die Bremer Behörde für den Ermittlerjob keine Anforderungen fest. Aber die Verwaltung verlangt in vielen Bereichen des höheren Dienstes auch keine Prädikatsexamina. Wer zwei befriedigende Zeugnisse vorlegen kann, darf sich dort berechtigte Hoffnungen auf einen Einstieg mit Besoldungsgruppe 13 machen.
Daniel Heinke merkt dazu an, die Besoldung richte sich - wie in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes – eben nur nach der Bewertung der Stelle und nicht nach den Qualifikationen des Mitarbeiters. Ist eine Stelle also mit A 10 bewertet, gibt es keinen Spielraum für eine höhere Besoldung. Die Stelle sei nun einmal eine Polizistenstelle, so der Leiter der Bremer Kripo.
Gleichwohl ist er sich sicher, genügend geeignete Bewerber ansprechen zu können: "Die Erfahrung diverser Länder einschließlich Bremen zeigen, dass eine nicht unerhebliche Zahl von Volljuristinnen und Volljuristen Interesse an einer unbefristeten Stelle im öffentlichen Dienst - auch auf Sachbearbeitungsebene – hat", so Heinke. Zudem gehe es bei den ausgeschriebenen Stellen schließlich um "eine äußerst spannende Aufgabe im Kernbereich der Kriminalitätsbekämpfung".
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2019 M07 18
Polizei
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