Nachhilfe von John Grisham und Glenn Close
In den ersten Stunden des Legal-English-Kurses trifft es die Teilnehmer oft von zwei Seiten: Das Schulenglisch ist schon wieder verblasst und das angelsächsische Rechtssystem noch gänzlich unbekannt. Neben dem Erlernen der Fachsprache müssen zusätzlich Konversationsenglisch und Grammatik wiederholt werden. Warum dann nicht auf unorthodoxe Mittel zurückgreifen? Schließlich herrscht an englischsprachigen Büchern und TV-Programmen mit juristischem Hintergrund kein Mangel. John Grishams oder Scott Thurows Romane sind beispielsweise akribisch recherchiert und detailbesessen durchkomponiert. Matt Firth, Legal-English-Lehrer, Autor von Büchern und Lernprogrammen für den Marktführer Translegal bejaht dies. Firth: „Alles, was dazu beiträgt, das Sprachenlernen zu erleichtern und den Zugang zu vereinfachen, ist prinzipiell sinnvoll. Denn wenn sich das Lernen mit Spaß und Freude verbinden lässt, prägen sich die neuen Begriffe und Sachverhalte viel schneller ein.“ Firth betont auch, dass mittlerweile ein Trendwechsel im Hinblick auf die Vermittlung von Rechtsenglisch in Deutschland stattfinde: „Die Entwicklung geht weg von der primären Vermittlung der Grundzüge des angelsächsischen Rechtssystems, denn deutsche Juristen werden in der Praxis häufiger mit Fragestellungen konfrontiert, die es erfordern, das deutsche Rechtssystem auf Englisch zu beschreiben.“ Rechtsenglisch fungiere auf internationaler Ebene in erster Linie als Lingua franca, um den fachlichen Austausch zwischen unterschiedlichen Rechtskulturen zu ermöglichen.
Boston Legal: Skurril, aber realitätsnah
Um mehr Spaß am Lernen zu haben, empfiehlt er seinen Schülern die Fernsehserien „Boston Legal“ und „Damages“. Firth: „’Boston Legal’ ist sehr realitätsnah gestaltet mit vielen interessanten Diskussionen zwischen den Anwälten.“ Wer dagegen eher die „dunkle Seite“ der Jurisprudenz kennen lernen wolle, der sei bei „Damages“ mit Glenn Close als skrupellose Prozessanwältin richtig. Bei John Grisham macht Firth hingegen Einschränkungen: „Grisham ist sicher insoweit nützlich, als er sich einer aktuellen Sprache bedient. Dies ist grundsätzlich für Juristen wichtig, denn auch im Rahmen eines fachlichen Austauschs beträgt der Legal-English-Anteil kaum mehr als 10%. Aber Grisham bietet zu wenig Litigation, also Prozessuales.“ Auch James Faulkner, Leiter des Fremdsprachenprogramms der Bucerius Law School, möchte Grisham und Kollegen nur unter Vorbehalt gelten lassen. Faulkner: „Man darf nicht vergessen, dass die englische Rechtssprache sehr formal ist und sich diesbezüglich von der literarischen Sprache unterscheidet. Ein Jurist muss aber in der Lage sein, druckreif und präzise zu formulieren. Zudem sind viele englische Rechtstermini so abstrakt und komplex, dass sie ohne Anleitung nicht zu verstehen sind.“Königslösung Moot Court
Wer etwas Sinnvolles und Kreatives tun wolle, der solle sich vorrangig um die Teilnahme an internationalen Moot-Court-Wettbewerben, wie beispielsweise dem Willem C. Vis Moot Court, bemühen: „Mooting ist eine hervorragende Möglichkeit juristische Fähigkeiten zu testen und zu entwickeln. Im Rahmen realitätsnaher Case-Studies werden alle juristischen Schlüsselqualifikationen angesprochen: Zuhören, Analysieren, Formulieren, Verhandeln und Präsentieren“, betont Faulkner. Es sei zwar klar, so Faulkner weiter, dass das Lesen englischer Romane mit einem juristischen Bezug natürlich nicht schade und sicher auch für die Syntax nützlich sein könne, aber: „Das Lesen englischsprachiger Zeitungen mit einem speziellen Fokus auf juristischen Bezügen ist sinnvoller“. Fazit: Wer darüber nachdenkt, seine Kenntnisse im Bereich Legal English zu vertiefen, dem bietet sich eine Vielzahl interessanter Möglichkeiten, die integriert mit einander kombiniert eine abwechslungsreiche Gestaltung der persönlichen Lernsituation ermöglichen und gleichzeitig mit dazu beitragen, die im internationalen Wettbewerb zwingend erforderliche sprachliche Gewandtheit zu trainieren.Auf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.
2010 M09 10
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