Erfolgreich bewerben

7 Tipps für eine perfekte Bewerbungsmappe

von Carmen SchönLesedauer: 7 Minuten
Sich bewerben bedeutet, Selbstmarketing zu betreiben – die eigene Person mit allen Stärken darzustellen. Professionelle Bewerbungsunterlagen sind die Visitenkarte jedes Bewerbers. Damit man schon vor dem Vorstellungsgespräch einen positiven Eindruck hinterlässt, sollte man formelle und inhaltliche Aspekte berücksichtigen. Karriere-Coach Carmen Schön gibt 7 Tipps für die perfekte Bewerbungsmappe.

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1. Papier, Grammatik und Layout - Die Formalien beachten

Falls die Bewerbungsunterlagen auf dem Postwege verschickt werden, sollten Bewerber ein hochwertiges Papier verwenden. Es darf leicht getönt sein, zum Beispiel in hellgrau, und über ein Wasserzeichen verfügen. Sämtliche Unterlagen sind einheitlich zu gestalten, damit sie wie aus einem Guss wirken. Wie ist der Platz aufgeteilt? Welche Schriftgröße und eventuell Farben werden gewählt? Die Schrift sollte sachlich sein, es eignet sich zum Beispiel Arial. Im Internet gibt es diverse Portale, die Mustervorlagen anbieten. Diese sind jedoch nur Anregungen und sollten immer individualisiert und an die Situation angepasst werden. So kann man auf die Vorlagen in den führenden Bewerbungshandbüchern vertrauen. Korrekte Grammatik und Zeichensetzung sollten gerade für Juristen selbstverständlich sein. Zur Überprüfung bietet sich z.B. das Rechtschreibprogramm von Microsoft Office an, aber darauf sollte man sich alleine nicht verlassen. Besser ist es, den Text noch einmal von einem Bekannten Korrektur lesen zu lassen. In der Auswahl der Bewerbungsmappe kann sich der Bewerber von anderen absetzen. Der Markt hält verschiedene Materialien, Farben und Strukturen der Mappe bereit. Ein Vergleich in 2-3 Schreibwarengeschäften lohnt sich und es muss nicht immer die teuerste Mappe sein. Wichtig ist es, dass die Mappe äußerlich den Anforderungen des Unternehmens gerecht wird. Tradierte und konservative Unternehmen bevorzugen klassische Farben (dunkelblau, grau oder schwarz) und eine hochwertige Haptik (Karton). Bei innovativen Firmen darf man auch einmal ein etwas anderes äußeres Design wählen (z.B. hochwertiges Plastik statt Karton). Aber Vorsicht: Das Profil eines Juristen bleibt immer mit den Attributen Verlässlichkeit und Korrektheit verknüpft – also nicht zu viel wagen. Sollte die Bewerbung online abgeschickt werden, ist es wichtig, Unterlagen wie Zeugnisse, Foto und Fortbildungsnachweise lesbar einzuscannen. Die Dateianhänge sollten insgesamt nicht größer als 1 – 2 MB sein, damit der Adressat sie in seinem  Postfach empfangen kann (in vielen Unternehmen ist das Empfangspostfach der Mitarbeiter limitiert). Man weiß nicht genau, ob der Empfänger für die interne Auswahl des Bewerbers auch die E-Mail mit dem entsprechenden Anschreiben oder nur die Dateianhänge des Bewerbers ausdruckt. Deshalb ist es erforderlich, den persönlichen Einleitungstext noch einmal als Datei anzuhängen. Ansonsten sind die Unterlagen der Person nicht zuzuordnen.

2. Das Bewerbungsanschreiben – die ersten Zeilen richtig formulieren

Das Bewerbungsanschreiben mit einer maximalen Länge von einer Seite ist immer noch wichtig, auch wenn es etwas an Bedeutung verloren hat, da die meisten Anschreiben ähnlich aufgebaut sind. Mustervorlagen sind erlaubt, die allerdings individualisiert werden sollten. Zu viel Kreativität im Anschreiben kann den Arbeitgeber abschrecken. Das Layout sollte professionell und klar gestaltet sein. In das Schreiben gehören zunächst der Absender mit einer privaten E-Mail-Adresse - eine Firmenadresse gehört nicht in die Bewerbung - der Adressat, das Datum, die Betreffzeile (ohne Nennung des Wortes Betreff, fett schreiben reicht aus) und die persönliche Anrede. Kernstück ist dann der Aufbau mit den Punkten Einleitung, Hauptteil und Schluss. Die Einleitung sollte weniger den Wunsch, in der Firma arbeiten zu wollen, als die eigene Qualifikation widerspiegeln. Warum ist man der richtige Kandidat für diese Stelle? Ein passender Einleitungssatz könnte z.B. lauten: "Sie sind ein Unternehmen, das..., ich biete Ihnen...", "Ich bin seit langem sehr an der Entwicklung Ihres Unternehmens interessiert,..." oder "Bei einer Internetrecherche bin ich auf Ihr Unternehmen gestoßen, das...". Im Hauptteil sind die Anforderungen des Arbeitgebers abzuarbeiten, zum Beispiel stellt man zwei Spalten gegenüber "Sie suchen" und "Ich biete". Dabei sollten sich Suche und Angebot ergänzen und spiegeln. Wenn möglich, kann auch hier auf ein aktuelles Projekt hingewiesen werden. Möglich ist es aber auch, eine separate Seite einzufügen mit der Überschrift "Projekte" und 2-3 darin zu skizzieren. Der Abschluss kann mit der Bemerkung "über eine Einladung freue ich mich sehr" gestaltet werden. Die einzelnen Anlagen sollten nicht mehr aufgelistet werden.

3. Die Qual der Wahl – das richtige Foto auswählen

Menschen, die sympathischer wirken, sind erfolgreicher. Und danach sollte das Bild ausgewählt werden. Neben der Sympathie muss aber auch die Kompetenz transportiert werden. Daher ist es wichtig, einen professionellen Fotografen auszuwählen, der im Durchschnitt für die Bewerbungsfotos zwischen 80 und 150 Euro abrechnet. Weiter ist zu beachten, den Fotografen klar zu briefen, auf welche Position man sich bewirbt und welche Attribute besonders herausgestellt werden müssen. Das erfolgt sowohl über die Kleidung (Business Dress), als auch die Mimik und Gestik. Ob das Foto farbig oder schwarz-weiß besser ankommt, ist Geschmackssache. In einigen Branchen (z.B. Medien oder PR) gilt das schwarz-weiß Bild als moderner. Es hat oftmals den Vorteil, dass die Gesichtszüge des Bewerbers charmanter herüber kommen. Das Foto darf gerne etwas größer als Passformat sein, das symbolisiert Selbstbewusstsein. Eventuell gibt es in den Unterlagen eine erste Seite mit dem eigenen Foto und der Adresse. Diese wird dann wie die anderen Anhänge entsprechend eingescannt.

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4. Der Lebenslauf – von heute zu früher

Die Länge des Lebenslaufes hängt von der eigenen Berufserfahrung ab. Zwischen 2-3 Seiten sind angemessen. Begonnen wird mit der aktuellen Position, wie dem Referendariat oder dem aktuellen Arbeitsverhältnis; von dort aus arbeitet man sich chronologisch nach hinten. Auch hier ist es wichtig, ein ansprechendes Layout zu entwerfen, das es dem Leser einfach macht, alle Daten schnell aufzunehmen. Entsprechende Vorlagen mit diversen Anregungen sind in den führenden Bewerbungshandbüchern abgedruckt. Die Überschrift "Lebenslauf" sollte Schriftgröße 14 haben und fett markiert werden. Bei der Aufzählung der einzelnen Stationen sollte richtig gewichtet werden. Wichtigere Themen bekommen mehr Raum als weniger entscheidende Stationen. Jeder Abschnitt sollte mit einem aussagekräftigen Wort betitelt werden, z.B. "Justitiar in der xy GmbH". Dann folgt eine kurze Skizzierung der Aufgaben, eingerückt oder mit Bullet Points versehen. Pro Station sollten 3-5 Punkte nicht überschritten werden. Bei allen Studien- und Ausbildungsgängen stellt man den Abschluss heraus ("Abschluss: 2. Staatsexamen").

Unter "Sonstiges" können interkulturelle Erfahrung, EDV- und Sprachkenntnisse, sowie weitere Fähigkeiten aufgezählt werden. Gern gesehen sind bei Juristen je nach Fachgebiet z.B. betriebswirtschaftliche, steuerliche oder auch technische Grundkenntnisse. Wichtig ist hier auch eine Beschreibung, wie gut man diese beherrscht ("gute" oder "sehr gute"...). Auch andere Aktivitäten gehören dazu, wie Ehrenämter, die bekleidet werden (Anwaltsverein) oder universitäres Engagement. Hier sollte man sich in die Rolle des Arbeitgebers versetzen und überlegen, was an einem Bewerber interessant sein könnte und wie er sich von anderen abhebt. Die Aufzählung von Hobbys sind ein Kann, aber kein Muss. Wenn man diese aufzählt, sollte man jedenfalls nicht den Eindruck zu erwecken, dass man eigentlich zum Arbeiten kaum noch Zeit hat. Hobbies, in denen Durchhaltevermögen (z.B. Marathon) oder politisches Engagement (Parteiarbeit) gefragt ist, kommen in den meisten Fällen gut an. Es sei denn, man engagiert sich in der falschen Partei, was je nach Situation bewertet werden muss. Extremsportarten sind spannend, aber auch riskant. Nicht jeder Arbeitgeber wird dafür Verständnis haben.

5. Zeugnisse und Fortbildungen – nur soviel wie nötig

Arbeits- und Referendarzeugnisse gehören zu den Bewerbungsunterlagen dazu. Dabei sollte darauf geachtet werden, welche Zeugnisse nur in beglaubigter Form akzeptiert werden. Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr. Es muss nicht der fünfte Englischkurs und der achte EDV-Kurs aufgelistet werden. Das verwässert die Aussagekraft der wirklich wichtigen Zeugnisse. Daher sollte man nur die Fort- und Weiterbildungen aufführen, die für den Arbeitgeber einen Mehrwert bilden. Auch hier gilt es, sich wieder in die Position des Arbeitgebers zu versetzen.

6. Das Deckblatt

Es macht einen professionellen Eindruck, wenn man die Unterlagen mit einem Deckblatt versieht (auf der sich die eigene Adresse, das Wort Bewerbung und eventuell das eigene Bewerbungsfoto befindet) und auf dem kurz festgehalten ist, wofür man sich bewirbt. Die Idee ist, die Bewerbung ähnlich einem Buch aufzubauen und den Leser zu den Kapiteln zu leiten. Auch zum Thema Deckblattgestaltung finden sich viele gute Tipps in den führenden Bewerberhandbüchern.

7. Botschaft in eigener Sache

Eine gute Möglichkeit, sich von vielen anderen Bewerbern abzuheben, ist die Gestaltung einer eigenen Seite mit der Überschrift „Botschaft in eigener Sache“. Hier ist es möglich, seine eigene Haltung, seine beruflichen Ziele oder auch Statements abzugeben, um dem Arbeitgeber schon einen ersten tieferen Eindruck von der eigenen Person zu vermitteln. Was ist der eigene Motivator, die Haltung einem Job bzw. Position oder einer Branche gegenüber etc. Beispiel: "Warum ich mich für den Job bei der Verbraucherzentrale bewerbe: Ich setze mich seit fünf Jahren ehrenamtlich für die Rechte von Verbrauchern in verschiedenen Organisationen ein und habe als Praktikant aktiv bei den neuen Gesetzesvorlagen xy mitgearbeitet. Mir ist Transparenz im Verbraucherrecht ein grundlegendes Bedürfnis." Diese Seite eignet sich nur dann, wenn man Ideen und Überzeugungen hat, die man mitteilen möchte. Die Aufzählung von Zitaten oder philosophischen Aussprüchen sind dagegen weniger zielführend. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und viel Spaß beim Anfertigen Ihrer Bewerbungsunterlagen! Denken Sie immer daran, die Bewerbungsmappe ist Selbstmarketing in eigener Sache – der Käufer muss von der Qualität des Produktes überzeugt werden. Carmen Schön war Justiziarin der MobilCom AG und Mitbegründerin der freenet.de AG. Heute arbeitet sie als Erfolgscoach, Professional Speaker und Buchautorin. Von ihr erschienen sind u.a. "Traumjob 'Rechtsanwalt in einer internationalen Wirtschaftskanzlei'. Mit den richtigen Bewerbungstipps punkten", "Die geheimen Tricks der Arbeitgeber" und "Karriere-DNA – Warum Glück im Job kein Zufall ist".

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