Fachanwaltsausbildung im Studiengang Medienrecht
Zwischen Hörsaal und Fernsehstudio
LTO: Nun schon im vierten Jahr bietet die Fachhochschule (FH) Köln den Masterstudiengang Medienrecht und Medienwirtschaft (LL.M.) mit integrierter Fachanwaltsausbildung an. Wieso findet ein solcher, zumal interdisziplinär ausgelegter Studiengang in Kooperation mit dem Kölner Anwaltverein und der Rechtsanwaltskammer Köln nicht an der Universität statt, sondern ist an die FH angebunden? Schwartmann: Weil die FH Köln und die Kölner Anwaltschaft den Mut und die
Rolf Schwartmann
"Man kann sich wissenschaftlich profilieren"
LTO: Worin bestehen hier die Vorteile für die Teilnehmer, die ja auch den Fachanwaltslehrgang eines anderen Anbieters besuchen könnten? Huff: Der Dozentenstamm des Masterstudienganges ist exzellent. Davon profitieren auch die Fachanwälte. Die Kurse finden im Semester in der Regel imMartin W. Huff
"Games werden ein Thema sein"
LTO: Sie sprechen den Praxisbezug an. Wie genau integrieren Sie die sich gerade im medialen Bereich ständig wandelnde Praxis in die theoretische Ausbildung? Schwartmann: Das geschieht zum einen von allein dadurch, dass die etwa 40 Dozenten aus den Unternehmen ja immer am Ball bleiben müssen und den Stoff auch so vermitteln. Zugleich halten wir das Curriculum für Entwicklungen offen. Ich denke, Games werden ein Thema sein, und wir verhandeln schon mit Electronic Arts, die wenige Meter von uns am Rheinufer ihren Deutschlandsitz haben. Man muss aber immer auch genau prüfen, ob die Inhalte wirklich neu sind, oder ob sie nur ein anderes Gewand haben. Werbung in Computerspielen ist zum Beispiel anders reguliert als im Rundfunk, aber darauf kann man auch im Rundfunkrecht hinweisen. LTO: Dem Titel des Studiengangs nach geht es nicht nur um Medienrecht, sondern auch um Medienwirtschaft. Wie groß ist der Anteil der interdisziplinären Elemente im Studium? Brauchen Interessenten einschlägige wirtschaftliche oder gar technische Vorkenntnisse? Schwartmann: Ökonomie macht etwa 30 Prozent aus. Behandelt werden medienspezifische Themen wie Marketing oder Refinanzierungsmodelle in Medienunternehmen – das macht ein darauf spezialisierter Dozent von Deloitte. Der für publizistische Fragen zuständige Vorstand der Verlagsgruppe DuMont Schauberg arbeitet mit den Studierenden Strategien auf dem Weg vom Presseverlag zum Onlineunternehmen aus. Es geht aber auch um Allgemeines wie Personalfragen. Bei der Technik interessiert vor allem die Frage nach spezifischer Hard- und Software. Man muss als Jurist einfach grob wissen, was auf einer Leitung technisch passiert, wenn ein Blitz in sie einschlägt, während gerade ein Signal auf dem Weg vom Fußball-Stadion über Satellit zum Endverbraucher geht. Sonst kann man keinen Schadensersatz einklagen. Vorkenntnisse braucht man hier nicht. Insgesamt fangen Juristen und Ökonomen, die den Studiengang belegen, im Medienrecht auch nach dem Studium oft bei Null an. Da hilft das Allroundwissen zum Beispiel im Erb- und Familienrecht, im Verwaltungsprozessrecht und Strafrecht nicht weiter. Was mich selbst erstaunt hat: Der auf dem Medienforum 2011 frisch mit dem Preis des Beirates der Kölner Forschungsstelle ausgezeichnete Jahrgangsbeste des Studiengangs 2008 war Ökonom. LTO: Herr Professor Schwartmann, Herr Huff, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Prof. Dr. Rolf Schwartmann ist Professor für Medienrecht an der Fachhochschule Köln. Nach Promotion in Köln, vier Jahren anwaltlicher Tätigkeit bei CBH und anschließender Habilitation in Mainz gründete er 2006 die Kölner Forschungsstelle für Medienrecht, die er leitet. Er ist Autor zahreicher Veröffentlichungen im Medienrecht unter anderem Schwartmann, Praxishandbuch Medien. IT- und Urheberrecht, 2. Auflage Juni 2011 und Dörr/Schwartmann, Medienrecht, 3. Auflage 2010. Martin W. Huff ist Rechtsanwalt und Journalist und Geschäftsführer der Rechtsanwaltskammer Köln. Er ist zudem Lehrbeauftragter an der Forschungsstelle, wo der Medienstrafrecht und Verlagsrecht unterrichtet. Das Interview führten Steffen Heidt und Pia Lorenz. Mehr im Internet: Kölner Forschungsstelle für Medienrecht Mehr auf LTO.de: Juristisches Kompetenzzentrum an der Uni Köln: Didaktik-Offensive kommt per Video-Stream Referendariat bei der ARD: Wahlstation hinter der Kamera EBS Law School: Rund-um-sorglos-Studium für den FührungsnachwuchsAuf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.
2011 M07 1
Thema:
Fachanwalt
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