Camping ist nur was für Liebhaber, denn dieses Naturerlebnis muss man sich beim Zeltaufbau hart erarbeiten und in regennassen Nächten schön denken. Eine neue Camping-Variante allerdings lockt auch Luxusverwöhnte auf den Zeltplatz: Das "Glamping".
Der Morgen erwacht. Vögel zwitschern, die Luft ist klar und kühl, es riecht nach Erde. Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln im Gesicht. Tief einatmen, strecken und – Aua! Alles tut weh, die Haut ist von Mücken zerstochen, der Rücken kaputt, der Schlafsack klamm und muffig.
Unter uns Großstadtmenschen: Campen geht gar nicht, so gern man auch mal wieder Natur pur erleben möchte. Was allerdings sehr gut geht, ist eine neue, eine Deluxe-Variante des Campens. Und die funktioniert in etwa so:
Der Morgen erwacht. Vögel zwitschern, die Luft ist klar und kühl, es riecht nach Erde. Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln im Gesicht. Tief einatmen, strecken und langsam die Füße aus dem butterweichen Kingsize-Bett auf den Perserteppich stellen, in den kuschelweichen Gästebademantel schlüpfen und im direkt angeschlossenen, privaten Badezelt ins Jacuzzi gleiten. Davor ein Blick auf das dampfende, stille Meer draußen, in die Wälder ringsum lauschen und den Duft von Kaffee und Blaubeer-Pancakes einatmen.
Ja, so funktioniert das. Das ist Natururlaub, wie er Spaß macht. Und einen Namen hat das auch: "Glamping".
Bild: www.wildretreat.com
Sterne-Menü statt Dosenravioli
Der Begriff "Glamping" ist eine Wortneuschöpfung, zusammengesetzt aus dem Worten "glamorous" und "camping". Im Grunde ist damit auch schon alles erklärt: Glamping ist zelten in Zelten, die man nicht selber aufbauen muss, in denen man dafür aber aufrecht stehen kann. Und gehen. Und Walzer tanzen könnte man auch, denn die meisten Luxuszelte haben eine Größe von 50 und 100 m². Glamping ist Camping ohne Campingkocher und Dosenravioli, sondern mit Sterne-Menüs und erlesenen Weinen. Glamping ist ein Naturerlebnis mit allen Annehmlichkeiten der Zivilisation: Fließend Wasser, elektrisches Licht, manchmal sogar Ventilator oder Heizstrahler.
Glamping ist freilich aber auch Luxusurlaub für Menschen, die sich Luxus leisten können. Statt zehn Euro Platzmiete fangen hier die Übernachtungspreise bei 300 Euro an und sind nach oben unbegrenzt.
Ursprünglich stammt der Trend aus Afrika, wo edle Safarigäste schon seit Jahren in vornehmen und überaus komfortablen Luxus-Busch-Camps nächtigen. Mittlerweile gibt es auf der ganzen Welt Glamping-Plätze, vornehmlich natürlich dort, wo es sich ganz besonders lohnt, der Natur nahe zu sein.
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Camping – Hollywood Style
Zum Beispiel auf Vancouver Island, Kanada. Im Pazifik ziehen die Wale ihre Runden, durch die Wälder streifen Schwarzbären und Wölfe. Die Natur lädt zum Lachsfischen, zum Wandern und Reiten. Genau hier haben John und Adele Caton ihre Zelte aufgeschlagen – ihre hochluxuriöse Zelte, wohlgemerkt. Das Clayoquout Wilderness Resort ist ausschließlich per Boot oder Wasserflugzeug zu erreichen. Um das Gefühl des völlig-abgeschnitten-von-der-Welt-sein zu stärken, gibt es in den sonst so opulent ausgestatteten Gästezelten keine Fernseher und keine Telefone.
"Beim Glamping geht es ganz und gar um Freiheit und um die Schönheit der Natur, um Wildlife, wenig Menschen und keine Unterbrechungen", erklärt Kate Rogers, Sprecherin des Resorts in einem Gespräch mit LTO. "Es ist aufregender als in einem Hotel zu übernachten und angenehmer auch: Kein Lärm auf den Fluren, keine Aufzüge, die klingeln, keine Eismaschinen, die rattern, keine Sirenen vor dem Fenster. Dafür Eulen-Geheule und das Gurgeln eines Baches, Enten auf dem Wasser und das Bellen eines Hundes, der aufpasst, dass nachts keine Bären ins Camp kommen." Drei Nächte im Clayoquot Wilderness Resort kosten – alles inklusive – um die 3.700 Euro. Dafür gibt es das Wissen, dass hier in einem dieser Zelte die Schauspielerin Scarlett Johansson ihre Hochzeitsnacht mit Ryan Reynolds verbracht hat, gratis oben drauf.
Das Jollydays Camp im Norden Englands dagegen ist vielleicht nicht ganz das Richtige für Flitterwöchler und Frischverliebte, dafür aber der Top-Pick für junge Familien mit Lust auf Luxus-Camping. "Glamping ist eine tolle Art, der Natur wieder ein wenig näher zu kommen", so Carolyn Van Outersterp, Chefin von Jollydays Luxury Camping, gegenüber LTO.
Sie denkt dabei besonders an die Kids, die Tag ein Tag aus vor der Playstation hocken. Denen tut ein Urlaub im Grünen, mitten im Wald, richtig gut. Den gestressten Großstadteltern natürlich auch. "In Zelten zu schlafen fühlt sich authentisch und irgendwie vertraut an. Es ruft Gefühle unserer nomadischen Vergangenheit wach, als wir noch viel mehr Zeit für einander hatten, Zeit für gutes, einfaches Essen und lange Abende am Lagerfeuer." Drei Übernachtungen in den 75 m² großen Familienzelten, im englischen Landhausstil eingerichtet und voller rosa Röschen, kosten um die 780 Euro.
Bild: www.wildretreat.com
Känguruh-Watching im Blubberbad
Am anderen Ende der Erde hat Glamping viel mit Rumhängen und Relaxen zu tun. Gefragt, wie eine perfekter Tag im Paperback Camp an der Jervis Bay in Australien aussieht, beschreibt Shona Philps das so: "Vom Tagesbett auf der Veranda des Privatzeltes aus kannst du die Kängurus vorbeihüpfen sehen, dann gehst du rein, nimmst ein Blubberbad und schaust dabei den Kookaburras zu, dann spazierst du rüber ins Gunayn Restaurant, genießt die Gourmet-Küche und lässt dir von einem Possum Gesellschaft leisten."
Wie bei fast allen Glamping-Anbietern spielt im Paperback Camp Umweltschutz eine große Rolle. Man kann nicht Naturgenuss verkaufen, ohne respektvoll mit der Natur umzugehen. Im Paperback Camp werden deshalb alle Zelte ausschließlich mit Solarstrom versorgt, Warmwasser gibt es nur auf Wunsch (aber wer wünscht das schon in der Hitze des australischen Busches?) und die Toilettenspülung funktioniert mit Regenwasser. Zwei Übernachtungen mit Frühstück kosten rund 400 Euro. Miet-Fahrräder und Kanus sind inbegriffen, um den Zeltabbau, den stinkigen Schlafsack und den zu entsorgenden Müll muss man sich nicht kümmern. Und so fasst Shona Philps zusammen: "Glamping ist Campingfreude ohne den ganzen Campingmist."
Nina Anika Klotz, Luxus-Camping: . In: Legal Tribune Online, 03.08.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/1125 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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