Olaf, 9. Semester
"Bonn hat unglaublich viel zu bieten."
LTO: Würdest Du einem Studienanfänger das Jura-Studium in Bonn empfehlen und würdest Du Dich noch einmal dafür entscheiden?
Olaf: Unbedingt, beides kann ich bejahen. Man fühlt sich – aufgrund der Überschaubarkeit der Fakultät und der Stadt – sofort wohl. Der Fachbereich und die studentischen Organisationen tun einiges dafür, die Studenten abzuholen, was den Service am Studienanfang betrifft. Workshops, Führungen und Vorträge werden angeboten. Daran ändert sich auch im Laufe des Studiums nichts, sofern man immer ein offenes Auge für die vielfältigen Angebote hat. Und die gehen weit über den allgemeinen Lehrbetrieb hinaus: Im Umfeld der Fakultät und der Uni gibt es jede Menge Foren, die den berühmt-verfloskelten "Blick über den Tellerrand" anbieten und die – vermeintliche – Trockenheit des Studiums gar nicht erst aufkommen lassen.
LTO: Welche Vorteile bietet Deine Fakultät und was läuft nicht so gut?
Olaf: Zum einen eine breit aufgestellte Lehre mit renommierten Dozenten, zum anderen die eben erwähnte Möglichkeit, das Studium mit anderen Bereichen (Politik, Wirtschaft, Geschichte, Philosophie) zu verzahnen, wie das an anderen Fachbereichen vielleicht nicht im gleichen Maße gegeben ist. Das gilt insbesondere für die Volkswirtschaftslehre, die im Juridicum mit der Rechtswissenschaft sogar unter einem Dach haust. Was besagtes Dach angeht, fremdeln viele mit der Architektur des Juridicums und fühlen sich vielleicht an ihre maroden Schulbauten erinnert. Aber ich finde, hier lohnt ein zweiter Blick, der mit der Entdeckung einiger Qualitäten belohnt wird: Kurze und klare Wege, verlaufen kann man sich hier wirklich nicht. Und ein Schloss gibt’s auch noch direkt um die Ecke. Nur die oft zu vollen Hörsäle sind auch in Bonn schmerzliche Folge gestiegener Studentenzahlen.
LTO: Welche Vor- und Nachteile bietet die Stadt Bonn als Studienort?
Olaf: Bonn ist Unistadt – 30.000 Studenten auf 300.000 Einwohner. Doch mit Pauschalurteilen sollte man vorsichtig sein. Es gibt ein unglaublich reichhaltiges (und für Studenten grandios günstiges, oftmals kostenloses) Kulturangebot. Man muss daher nicht immer ins Nahe gelegene Köln drängen. Die Kneipendichte in Alt- und Südstadt ist hoch, da dürfte für jeden etwas sein. Und im Übrigen: Die schönere Stadt ist Bonn mit den Gründerzeitvierteln (für die man gar nicht nach Berlin gehen muss), dem Siebengebirge und dem Rhein, den Boulevards und der großen Fußgängerzone ohnehin. Bonus: Gerade für Juristen bietet Bonn neben (und trotz) Berlin wahrscheinlich eine einzigartige Arbeits- und damit auch Praktikumsplatzstruktur an obersten und oberen Bundesbehörden, mit diesen zusammenhängenden Organisationen und zwei Dax-Konzernen.
LTO: Welche Tipps und Ratschläge hast Du für Studienanfänger?
Olaf: Hier gilt vor allem eines: Augen auf. Wer die vielen Informationsangebote von Uni und Fachbereich zum Studium annimmt, kann sich weder über Langeweile noch Trockenheit des Studiums beschweren. Das gleiche gilt für Bonn als Stadt (der kurzen Wege): Für ein unverschultes und eigenständiges, tatsächlich (persönlichkeits-) bildendes, nicht nur ausbildendes Studium und Studentenleben sind hier alle Anlagen da – in Kultur, Nachtleben und nicht zuletzt durch die Begegnung mit Studenten aller Fachrichtungen.
Das Interview wurde im Frühjahr 2015 geführt.