5 frei verfügbare Jura-Podcasts
Um Vorlesungen zu hören, muss man nicht immer anwesend sein. Jurastudenten und -interessierte können sich die Audio-Aufzeichnungen vieler Veranstaltungen kostenlos herunterladen und überall anhören. Wir haben einige Hochschuldozenten gefragt, was ihre Motivation ist.
IT- und Medienrecht, Prof. Dr. Thomas Hoeren, WWU Münster
Die erste Folge der Podcast-Reihen des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (ITM) an der WWU Münster erschien im Februar 2006. Die Idee entwickelte sich aus einem Dissertationsprojekt zu Internetradio, Podcast und Recht heraus. "Seitdem wurde das Konzept stetig weiterentwickelt und an inhaltliche und technische Neuerungen angepasst", erklärt Prof. Dr. Thomas Hoeren. So sind die Podcast-Folgen mittlerweile auch auf Streamingdiensten wie Spotify abrufbar.
Immer geht es um aktuelle Rechtsfragen und -probleme rund um das Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht. "Wir wollen die Studierenden möglichst optimal auf ihrem Weg durch das Studium und das Examen begleiten und unterstützen", sagt Hoeren. "Unser Ziel ist es, die wissenschaftliche Forschung und den wissenschaftlichen Diskurs möglichst effektiv und in der Breite zu fördern und mitzugestalten."
Unter anderem gibt es auch einen Rhetorik-Podcast, der den Studenten bei der Vorbereitung auf Seminar- und Examensvorträge helfen soll. Die Jura-Podcasts sollen auch dazu anregen, über den Tellerrand des Studiums hinauszublicken und sich mit interessanten aktuellen Rechtsproblemen zu beschäftigen. Ein Beispiel ist eine aktuelle Podcast-Folge zur rechtlichen Bewertung des Themas Blockchain.
Den Podcast von Prof. Dr. Hoeren findest Du hier:
https://www.itm.nrw/lehre/podcasts/
Strafrecht, Prof. Dr. Hans Kudlich, FAU Erlangen-Nürnberg
Prof. Dr. Hans Kudlich begann mit den Aufzeichnungen seiner Grundvorlesungen zur Zeit des doppelten Abiturjahrgangs im Jahr 2012. "Ich wollte die Raumsituation etwas entlasten", sagt er über seine damalige Motivation. "Seitdem bin ich bemüht, das Angebot an strafrechtlichen Vorlesungen Stück für Stück zu vervollständigen, sodass es etwa auch Aufzeichnungen zu den Vorlesungen im Strafprozessrecht oder in Vorlesungen zum Schwerpunktbereich, also Sanktionenrecht, Wirtschaftsstrafrecht und Jugendstrafrecht, gibt."
Sich auch einmal ältere Aufzeichnungen anzuhören, hält Kudlich nach wie vor für sinnvoll, "sofern diese nicht die einzige Quelle sind, auf die man sich beim Lernen stützt. Die meisten Vorlesungen in Jura sind nämlich nicht so schnelllebig." Es gibt an der Universität Erlangen-Nürnberg verschiedene Podcast-Optionen: mit freiem oder passwortgeschütztem Zugang, nur mit einer Uni-Kennung oder innerhalb des Uni-Netzes. "Die wenigsten Dozenten gehen den Weg des völlig offenen Angebots, was ich nur bedingt verstehe", sagt der Strafrechtsprofessor. "Ich sage auch in einer nicht aufgezeichneten Vorlesung nichts, wozu ich nicht öffentlich stehen kann. Wenn ich einmal auf eine Rückfrage keine schlaue Antwort weiß, ist das menschlich und nichts, was niemand außerhalb der Vorlesung wissen dürfte."
Wer Kudlich kennt, merkt, dass er sich bei den Aufzeichnungen nicht verbiegt oder auf Späße verzichtet. "Ich finde, wenn eine Aufzeichnung erfolgt, sollen potenziell möglichst viele Studierende etwas davon haben." Das meiste Feedback erhält er von chronisch kranken Studenten, die schwer in ihre Uni kommen, aber nicht nur aus Büchern lernen wollen, von solchen, die aus familiären oder beruflichen Gründen keine Zeit haben, Vorlesungen vor Ort zu besuchen, und von Nachwuchswissenschaftlern aus dem Ausland, die sich für das deutsche Strafrecht interessieren. "Was mir besonders schmeichelt: Es gibt auch Studierende, die sich bedanken, weil sie die Aufzeichnung besser finden als ihre Vorlesung an der eigenen Uni und deshalb Strafrecht lieber damit lernen."
Den Podcast von Prof. Dr. Kudlich findest Du hier:
https://www.video.uni-erlangen.de/course/id/616.html
Zivilprozessrecht, Dr. Matthias Fervers, LMU München
An der LMU München gibt es mehrere Jura-Dozenten, die auf Podcasts setzen. So auch Dr. Matthias Fervers vom Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilverfahrensrecht, Europäisches Privat- und Verfahrensrecht. "Viele Räume in unserer Universität sind mit der entsprechenden Technik ausgerüstet, das macht uns die Aufnahmen leicht", erklärt der Jurist. Seine Podcasts zum Zivilrecht gibt es seit 2017. "Ich wurde häufig von Studenten gefragt, ob ich meine Vorlesungen nicht aufzeichnen könnte. Meine anfängliche Skepsis ist schnell verflogen, mittlerweile mache ich das sehr gern."
Vor allem bei Kursen, die in den Semesterferien oder am Wochenende gehalten werden, sind seine Podcasts beliebt, weil dann nicht immer alle Teilnehmer anwesend sein können. "Aber auch von Studenten anderer Universitäten bekomme ich Zuschriften." Dass aufgrund der Podcasts weniger Zuhörer seine Vorlesungen besuchen, kann er nicht beobachten. "Die meisten nutzen die Aufzeichnungen dazu, eine neue Materie kennenzulernen, als Alternative zu Veranstaltungen an den eigenen Universitäten oder zur Wiederholung", so seine Erfahrung.
Den Podcast von Dr. Fervers findest Du hier:
https://www.jura.uni-muenchen.de/personen/f/fervers_matthias/podcasts/index.html
Strafrecht, Prof. Dr. Helmut Satzger, LMU München
Die Podcasts von Prof. Dr. Helmut Satzger zum Grundkurs Strafrecht gibt es seit 2014, seit 2017 sind sie über iTunes öffentlich und kostenlos zugänglich. Daneben veröffentlicht er weitere, nur universitätsintern abrufbare Podcasts, vor allem für speziellere Veranstaltungen mit einem kleineren Adressatenkreis.
"Mein öffentlicher Podcast gehört begleitend zur passenden PowerPoint-Präsentation aus der Vorlesung", erklärt der Professor. Den Podcast sieht er – neben der Vorlesung als Präsenzveranstaltung und einem Skript zum Herunterladen – als vorlesungsbegleitendes Medium: Wenn Studenten bestimmte Dinge nicht verstanden oder etwas vergessen haben, könnten sie die Audio-Aufzeichnung ergänzend heranziehen, sagt er. Auch zur Wiederholung eigne sich das Nachhören. "Alternativ kann der Podcast auch den Besuch der Vorlesung ersetzen, was aber nur die Ausnahme sein sollte", wie Satzger betont.
Er ersetzt die alten Podcasts durch neue, nämlich immer dann, wenn er eine Veranstaltung in einem Semester erneut hält. Die Aufzeichnungen rührten aus dem Wunsch der Studenten her. Als Dekan konnte Satzger damals die technische Ausrüstung besorgen und die Organisation der Aufzeichnung durch ein effizientes Studienbüro zur Routine machen. "Meine anfänglichen Bedenken haben sich schnell gelegt. Alles läuft bestens, ich höre nur Gutes von meinen Grundkursteilnehmern. Und die Anwesenheitszahl ist nicht merklich zurückgegangen."
Auch Studenten anderer Universitäten danken ihm für die Podcasts – und das nicht nur aus Deutschland: "Vor einem Jahr hat mich bei einem Besuch in China ein Kollege im Auto umhergefahren, und als er das Radio anschaltete, kam mein Podcast. Er sagte, er würde sich das während der Fahrt immer anhören."
Die iTunes-Playlist und die Übersicht des öffentlichen Podcasts von Prof. Dr. Satzger findest Du hier:
https://cast.itunes.uni-muenchen.de/vod/playlists/yElkzlhdxS.html
Öffentliches Recht, Oliver van der Schoot, Universität Hamburg
Oliver van der Schoot hat in der Vergangenheit seine größeren Vorlesungen an der Universität Hamburg regelmäßig aufnehmen lassen. Mit den Aufzeichnungen begonnen hat er im Rahmen der Jura-Bachelor-Studiengänge der Fakultät. Damals sollten E-Learning und die Plattform lecture-to-go an der Universität Hamburg gefördert werden. "Ich war zu jener Zeit einer der ersten Lehrpersonen, die solche Aufzeichnungen an unserer Fakultät für die Rechtswissenschaft gemacht haben", erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter. Da er in den vergangenen Semestern keine großen Vorlesungen mehr gegeben hat, sondern zu kleineren Formaten wie vorlesungsbegleitenden Arbeitsgemeinschaften übergegangen ist, bei denen eine Videoaufnahme der Veranstaltung vom didaktischen Konzept her nicht sinnvoll ist, gibt es aktuell keine Aktualisierungen.
Seine Podcasts aus dem Jahr 2011/2012 sind aber noch immer aktuell. "Ursprünglich habe ich Podcasts angeboten, damit die Studierenden meines Jahrgangs die Videos zur Klausurvorbereitung nutzen konnten oder wenn sie mal verhindert waren – bald wurde das Aufnehmen jedoch zum Standard." Dass die Podcasts des Jahrgangs 2011/2012 frei im Internet zu sehen sind, war eigentlich ein technisches Versehen. "Ich habe es aber nicht bereut. Noch heute werde ich von Studierenden auf die Aufnahmen angesprochen, und ich bin auch zufrieden mit dem, was ich damals abgeliefert habe." Nicht zuletzt sieht er Podcasts als eine gute Gelegenheit für Werbung in eigener Sache.
Den Podcast von Oliver van der Schoot findest Du hier:
https://www.jura.uni-hamburg.de/die-fakultaet/personenverzeichnis/schoot-oliver-van-der.html
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2019 M10 9
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