Serie Law Reviews: Die Marburg Law Review

Die Lokalpatrioten

von Sascha HörmannLesedauer: 4 Minuten
Kurz nach dem Staatsexamen entschieden sich eine Handvoll Ehemalige, ihrer "Alma Mater" etwas zurückzugeben, das bleibt: ein eigenes Law Journal, die "Marburg Law Review". Dass sich die Verbundenheit zum Studienort nicht nur in der Marburger "Skyline" im Logo der Zeitschrift offenbart, erklärte einer der Gründer,  Daniel A. Spitze, unserem Autor Sascha Hörmann.

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"Etwas für die Studenten, für den Fachbereich machen", so beschreibt Spitze die grundlegende Idee der  - so der Untertitel - "studentischen Rechtszeitschrift aus Marburg". Einst beim Kaffeegespräch als Idee entstanden, erscheint sie seit 2008 regelmäßig einmal im Semester. Das Selbstverständnis einer studentischen Publikation zeigt sich in der vor allem von Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern getragenen Redaktion, aber auch in der inhaltlichen Ausrichtung. Während sich andere Law Journals auf rein wissenschaftliche Beiträge beschränken, ist es für die Marburger wichtig, ausbildungsrelevante Inhalte zu bieten. Schließlich wendet sich die "Marburg Law Review" (MLR) zuallererst an Studierende und Rechtsreferendare. Beiträge zur Fallbearbeitung mit Schwierigkeitsgraden bis hin zum Examensniveau betonen den Anspruch einer Ausbildungszeitschrift. Daneben haben Aufsätze zur aktuellen Rechtsprechung, zu gesetzlichen Entwicklungen sowie zu grundlegenden und vertiefenden Rechtsfragen ihren festen Platz, und zwar aus allen relevanten Fächer der staatlichen Prüfung und der Schwerpunktbereiche. Hier publizieren Studierende neben bekannten Namen wie etwa dem Richter des Bundesverfassungsgerichts Prof. Herbert Landau und anderen Professoren und Praktikern. Insbesondere überdurchschnittliche Seminararbeiten oder gelungene Hausarbeiten finden den Weg in die MLR.

Ausbildungsrelevante Inhalte

Kurzbeiträge informieren darüber hinaus über Moot Courts, Praktika oder Referendarstationen. Dazu gibt es Buchrezensionen sowie Berichte aus der juristischen Arbeitswelt, zum Beispiel aus der Großkanzlei aus einem Think Tank zu Fragen des Menschrechtsschutzes oder aus einer Behörde. Schließlich runden Beiträge zu den speziellen Ausbildungsmöglichkeiten für Juristen an der Philipps-Universität das Angebot ab, so etwa zu der Zusatzqualifikation für Pharma- und Baurecht aber auch zu der Ausbildung als Prozessbeobachter. Zu speziellen Anlässen veröffentlicht die Redaktion Gastbeiträge, so etwa einen Redebeitrag der ehemaligen Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul bei der Absolventenfeier des Fachbereichs. Also durchaus auch "nicht ganz klassisch-wissenschaftlich", gibt Spitze zu.  Entscheidend sei, dass es sich um Beiträge mit Bezug zum Marburger Fachbereich handele. Die Themenfindung und Auswahl der Beiträge wird bei der MLR grundsätzlich basisdemokratisch im Plenum der Redakteure getroffen. Die "Schriftleitung", wie sich hier die Chefredaktion nennt, habe in Bezug auf die Auswahl der Beiträge "keine ganz klassische Funktion im Sinne eines Chefredakteurs", sondern sei vor allem organisatorisch tätig, erläutert Spitze das Verfahren. Die in einer Auflage von 750 Exemplaren erscheinende Zeitschrift wird direkt an der Fakultät und in Marburger Buchhandlungen vertrieben. Zudem kann man eine Ausgabe auch über die Webseite beziehen. Allen deutsche juristischen Fakultäten, einigen Gerichten und selbst dem Bundesgerichtshof wird die jeweils aktuelle Ausgabe zur Verfügung gestellt. So können Leser bundesweit über die Universitätsbibliotheken auf das Marburger Produkt zugreifen. Auf dem Internetauftritt gibt es die Inhalte des Heftes nicht, allerdings werden Beiträge in aufbereiteter digitaler Form für sehbehinderte Studierende zur Verfügung gestellt und über die Mitgliedschaft in der entsprechenden Facebook-Gruppe kann man sich über die aktuellen Veranstaltungen informieren.

Angebote gehen über die Herausgabe der Zeitschrift hinaus

Neben der Herausgabe der MLR bietet der als gemeinnützig anerkannte Trägerverein der Zeitschrift auch direkt Veranstaltungen an der Universität an. So stellten beispielweise Anwälte aus Großkanzleien und Banken aber auch Richter und Staatsanwälte bei Vortragsabenden ihre Tätigkeitsfelder und ihren Arbeitsalltag vor. Eine gute Möglichkeit, "auch jenseits der gängigen Rekrutierungsmessen" im kleinen Kreis Fragen stellen zu können, findet Spitze. Zumal hier durchaus auch persönliche Kontakte geknüpft werden könnten, die sich bei der Suche nach einem Praktikumsplatz oder einer Referendarstation als nützlich erweisen könnten. Dabei handele es sich allerdings nicht um Werbeveranstaltungen. "Das ist auch nicht unsere Sache", betont Spitze, wichtig sei vielmehr die Hilfestellung für die angehenden Juristen. Als solche richten sich auch andere, etwa in Kooperation mit ELSA angebotene, Veranstaltungen speziell an Studienanfänger. In diesem Rahmen widme man sich dem Umgang mit juristischen Datenbanken oder dem Verfassen von Haus- und Seminararbeiten, so Spitze weiter. Förderlich kann auch die Mitarbeit bei der Zeitschrift selbst sein. Die New York University bot Spitze bei dessen Bewerbung um einen Platz im Master-Studiengang gleich eine Mitarbeit als "Graduate Editor" bei einem ihrer Law Journals an.

Über die Grenzen hinaus bekannt

"Wir werden deutschlandweit von Studierenden aber auch Praktikern angeschrieben, die etwas veröffentlichen möchten, man wird wahrgenommen", freut sich der Mitbegründer. Mittlerweile habe man über die hessischen Grenzen hinweg einen Bekanntheitsgrad erlangt. Der Erfolg einer mittlerweile etwa 20 Mitarbeiter umfassenden Redaktion, die stets offen für Neueinsteiger sei. "Wir freuen uns immer über interessierte Mitarbeiter", sagt Spitze, der die MLR heute als Mitglied des beratenden Kuratoriums fungiert. Ob es sich um einen Studierenden des zweiten oder fünften Semesters handele, sei dabei gleich. Auch sie werden die Möglichkeit bekommen, etwas zurückzugeben, denn man habe  "die Chance, Dinge anzubieten, die die Uni bisher nicht so intensiv angeboten hat", meint der Redakteur von einst heute zufrieden. Website der Marburg Law Review

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