Moot Courts

Probe für den Ernstfall

von Thurid KochLesedauer: 2 Minuten
Jeder, der als Referendar erstmals in den Schuhen eines Staats- oder Rechtsanwalts eine Verhandlung führen sollte, kennt das Gefühl: Der Wechsel von der universitären Theorie in die berufliche Praxis ist ein Sprung ins kalte Wasser. Wer sich freischwimmen will statt unterzugehen, sollte vorbereitet sein. Moot Courts bieten die Gelegenheit dazu.

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Moot Courts – das sind inszenierte Gerichtsverhandlungen, in denen Studenten fiktive Fälle oder anonymisierte Originalfälle verhandeln. Sie lernen, Verteidigung und Anklage aufzubauen und ihr Verhalten vor Gericht zu üben. ELSA Deutschland e.V., die größte Jurastudentenvereinigung, veranstaltet bereits seit mehr als 16 Jahren Moot Courts in Deutschland. "Die besondere Stärke von Moot Courts liegt darin, dass sich Studenten mit Fragen befassen müssen wie 'Was will der Mandant und wie komme ich zu diesem Ziel?'", sagt Nadine Friese, Direktorin für Moot Court bei ELSA. Vorteile sieht sie auch darin, dass die Studierenden lernen, das gegnerische Verhalten einzuschätzen und darauf spontan einzugehen, prozesstaktisch zu denken und die ersten eigenen Schriftsätze zu verfassen, was eigentlich erst im Assessorexamen erwartet wird. "Auch das Training von freier Rede und das eigene Ergebnis überzeugend darzustellen, wird durch Moot Courts wesentlich gefördert", betont Nadine Friese. Da die Richter der Moot Courts fast immer auch tatsächlich Richter oder Anwälte sind, lernen die Studenten spielerisch das Auftreten und den Umgang vor Gericht. Bei den ELSA-Moot Courts haben die Finalisten sogar die Chance, in den "heiligen Hallen" des BGH vor wirklichen Bundesrichtern aufzutreten. "Das ist einmalig und ein beeindruckendes Erlebnis", beschreibt Nadine Friese diese einzigartige Gelegenheit.

Teilnahme sinnvoll ab dem dritten Semester

An den ELSA-Moot Courts kann jeder Studierende ab dem zweiten Semester teilnehmen, auch wenn er nicht Mitglied des Vereins ist. Eine Anmeldung sieht Nadine Friese aber frühestens ab dem dritten Semester als sinnvoll an, da zumeist bereits umfangreiche BGB-Kenntnisse sowie insbesondere Kenntnisse des Prozessrechts erwartet werden. "Da sich zum Teil auch Promotionsstudenten bewerben, kann das Kräfteverhältnis sonst auch unausgewogen sein", gibt sie zu bedenken. Neben den durch ELSA organisierten Moot Courts gibt es noch eine Reihe anderer Veranstalter oder betreuende Organisationen mit unterschiedlicher Ausrichtung, so  die DMA, die Düsseldorf Moot Association, oder die Deutsche Steuerjuristische Gesellschaft e.V., in deren Moot Courts anonymisierte Fälle des Bundesfinanzhofs verhandelt werden. Bekannteste internationale Moot Courts sind der Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot, ein internationaler Hochschulwettbewerb auf dem Gebiet des internationalen Wirtschaftsrechts und der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit oder der Philip C. Jessup Moot Court, der sich Fragen des Völkerrechts widmet. Da bei den internationalen Moot Courts die Verhandlungen in englischer Sprache erfolgen und die Schriftsätze auf Englisch erstellt werden, bedeutet eine Teilnahme zugleich auch einen Intensivsprachkurs und damit einen zusätzlichen Gewinn.

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