Themenwoche LL.M.-Programme

Deut­sche Bewerber beim LL.M. Day sehr begehrt

von Robert PeresLesedauer: 5 Minuten
New York, Sydney, Hauptsache LL.M.? Monika Muhr steht vor dem ersten Staatsexamen. Ihr späteres Berufsziel: Rechtsanwältin bei einer internationalen Sozietät. Sie hat bereits zwei Auslandssemester in Lyon verbracht und ein Praktikum bei einer weltweit tätigen Kanzlei absolviert. Vor ihrer Entscheidung für ein Masterstudium war sie mit LTO beim LL.M. Day in München.

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Auch Monika Muhr (23) stellt sich die Frage, die heute viele deutsche Nachwuchsjuristen umtreibt: Was ist besser, ein LL.M.-Titel oder doch eine Promotion? Oder vielleicht sogar beides? Antworten darauf suchten Ende März die etwa 80 Teilnehmer des von dem Karrierenetzwerk e-fellows.net veranstalteten LL.M. Day in München. Bei dieser Veranstaltung bekamen die Gäste, allesamt Jurastudenten, Referendare und Volljuristen, die Möglichkeit, 16 internationale Hochschulen und deren LL.M.-Programme kennenzulernen. Dabei konnten sie auch Vertretern von fünf renommierten Kanzleien dringende Karrierefragen stellen.

"Vor der Veranstaltung hatte ich noch keine genauen Vorstellungen von einem LL.M.-Studium, ich wollte mir auf diesem Wege grundlegende Informationen verschaffen. Für mich stellte sich vor allem die Frage nach einer Entscheidung zwischen LL.M. und Promotion beziehungsweise nach dem Ansehen dieser beiden Abschlüsse in der Praxis", erläutert Monika Muhr. Der allgemeine Tenor der Kanzleien hat sie überrascht: "Der LL.M. rangiert in einigen Kanzleien bereits vor der Promotion." Oft stelle sich nur noch die Frage, ob neben dem LL.M. auch noch eine Promotion erwartet wird. Auf der abschließenden Podiumsdiskussion bestätigten die Kanzleivertreter diesen Eindruck. Die tägliche Arbeit bei einer großen Law Firm, bei der sich die Anwälte regelmäßig mit englischsprachigen Kollegen austauschen und oft Schriftsätze und andere rechtliche Dokumente oder E-Mails auf Englisch verfassen müssen, macht einen souveränen Umgang mit der englischen Sprache unerlässlich. Diese Zusatzqualifikation bietet eine deutsche Promotion nicht, daher ist ihre Bedeutung zumindest in einigen Bereichen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.

Hochschulen stellen sich vor

Beim LL.M. Day in München waren 16 ausgewählte Hochschulen am Start, neun davon aus den USA, drei aus Großbritannien, zwei aus Australien sowie jeweils eine aus Neuseeland und aus Spanien. Die amerikanischen Programme nehmen im Schnitt etwa 50 ausländische Studenten pro Klasse auf, wobei sehr auf die ausgewogene geografische Zusammensetzung der Gruppen geachtet wird. Man hat es im Bewerbungsverfahren um die begehrten Plätze nicht nur mit Konkurrenten aus Europa zu tun, sondern verstärkt auch mit Juristen aus Übersee. Einige der Aussteller sind jedoch explizit auf der Suche nach deutschen LL.M.-Studenten, da deren Ruf bei den ausländischen Universitäten sehr gut ist. Dies bestätigt Polly Lawson, stellvertretende Dekanin der University of Virginia School of Law: "Wir nehmen sehr gerne deutsche Bewerber, denn diese sind sehr gut ausgebildet und sprachlich gut vorbereitet." Das größere Angebot an internationalen LL.M.-Studiengängen und die wachsende Beliebtheit sowohl von Masterstudiengängen in Australien und Neuseeland als auch deutscher LL.M.-Programme führen dazu, dass der Markt immer umkämpfter wird. So versuchen die einzelnen Hochschulen, sich  zum einen verstärkt auf verschiedenen LL.M.-Infoveranstaltungen zu präsentieren. Neben dem e-fellows.net LL.M. Day mit dem Schwerpunkt auf anglo-amerikanischen Universitäten gibt es unter anderem noch die von JurStart veranstaltete LL.M. Fair Europe an der Universität zu Münster und die von der Deutsch-Amerikanischen Juristenvereinigung regelmäßig ausgerichtete LL.M.-Messe "Meet the Law Schools". Zum anderen locken manche der LL.M.-Anbieter Bewerber auch mit zusätzlichen Angeboten, zum Beispiel mit eigenen Karriereberatern. Die IE Law School in Madrid bietet sogar eine Stellenvermittlung an, bei der die LL.M.-Absolventen direkt mit internationalen Arbeitgebern in Kontakt gebracht werden.

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2/2: Spezialisierung durch den LL.M.

Die ständig steigende Zahl von LL.M.-Programmen führt auch zu einer immer größeren Auswahl an Schwerpunkten, die man im Rahmen eines Masterstudienganges setzen kann. Diese erstrecken sich von der Einführung in unterschiedliche internationale Rechtsgebiete bis hin zu den einzelnen Fachrichtungen. Waren die Studiengänge früher traditionell zivilrechtlich ausgerichtet, gibt es mittlerweile auch solche mit einem Schwerpunkt im öffentlichen Recht, sehr beliebt ist zum Beispiel das Europarecht. Monika Muhr ist sich schon verhältnismäßig sicher bezüglich der Festlegung ihrer späteren fachlichen Ausrichtung: "Ich möchte im Bereich Intellectual Property arbeiten und daher den LL.M. möglichst mit dieser Spezialisierung machen." Es kann sich lohnen, sich schon so frühzeitig Gedanken über einen späteren Schwerpunkt zu machen. "Eine Spezialisierung im Rahmen des LL.M.-Studiengangs kann für die berufliche Tätigkeit in manchen Bereichen sehr sinnvoll und in einer Bewerbungssituation auch von Vorteil sein. Eine fehlende Spezialisierung wird aber sicherlich nicht als Makel empfunden, sondern kann – im Gegenteil – auch als Beleg für Offenheit oder Einsatzflexibilität dienen", meint Tim Schreiber, LL.M. (University of London), Rechtsanwalt und Partner
 bei der internationalen Wirtschaftskanzlei Clifford Chance.

"Ein Berg von Kosten"

Neben dem ersten Kennenlernen der einzelnen Hochschulen und deren LL.M.-Programmen ist so ein Informationstag auch eine gute Gelegenheit, sich über die zu erwartenden Kosten für einen solchen Studiengang zu informieren. Zu den teilweise sehr hohen Studiengebühren kommen bei einem internationalen LL.M.-Programm immer auch die Kosten für die Anreise, den Lebensunterhalt und die Lehrmaterialien. Andrea Fischer, 28-jährige Referendarin aus Trier, ist sich angesichts solcher Zahlen "noch nicht ganz sicher", ob sie den angestrebten LL.M. mit dem Schwerpunkt im Steuerrecht im Ausland oder lieber an der Universität von Münster machen soll. Sie fragt sich, ob sich der "Berg von Kosten" später auch amortisiert. Bei dem Wunsch nach einem preisgünstigeren internationalen LL.M.-Studium bietet sich zum Beispiel der Blick nach Irland an, da dort das Studium in der Regel günstiger ist. Generell sollte die Finanzierung des LL.M. keine unüberwindbare Hürde darstellen, sagt David Schwintowski, promovierter Rechtsanwalt bei Freshfields Bruckhaus Deringer in München. Seiner Meinung nach lohnt sich die Ausbildung trotz der hohen Kosten auf alle Fälle. Monika Muhr jedenfalls will sich durch die zu zahlenden hohen Kosten nicht abschrecken lassen: "Durch Steuersparmöglichkeiten und das durch den LL.M.-Titel zu erwartende höhere Einkommen lohnt es sich meiner Meinung nach, das Geld zu investieren." Sie hofft auf die Unterstützung ihres späteren Wunscharbeitgebers, einer großen internationalen Kanzlei. "Dann würde ich die finanzielle Seite nicht mehr als das große, unlösbare Problem sehen und würde deshalb auch ohne Weiteres in die USA gehen." Jetzt weiß sie auch, wohin. Wie sie auf der Messe erfahren hat, gibt es an der Golden Gate University in San Francisco den für sie passenden LL.M. mit Schwerpunkt im Intellectual Property Law.

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