Examensvorbereitung

Tipps und Basics für den Lern­plan

von Sabine OlschnerLesedauer: 4 Minuten

Die Vorbereitung auf das erste Staatsexamen ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Damit man bis zum Ende durchhält und auf dem Weg nichts vergisst, empfiehlt es sich, einen Lernplan aufzustellen. Der ist sehr individuell.

In der Examensvorbereitung gilt es, einen riesigen Berg aus Prüfungsstoff zu bezwingen. Das beste Ausrüstungsteil dabei: der Lernplan. Aber genau wie es nicht den einen Wanderschuh für alle gibt, ist auch ein Lernplan eine sehr individuelle Angelegenheit. "Viele wünschen sich eine Vorlage, die sie einfach nutzen können, um ein perfektes Examensergebnis zu erreichen", sagt Henrik Nolte. "Aber solch eine Vorlage gibt es nicht. Man kann sich allenfalls Ideen holen, mit denen man dann seinen eigenen Lernplan erstellt."

Nolte ist einer von vier Examenscoaches für Jurastudierende an der Universität Tübingen. Die vier Doktoranden haben die erste juristische Prüfung schon erfolgreich hinter sich gebracht und stehen nun den Studierenden für Einzelberatungen rund ums Studium zur Verfügung. Das Thema Lernplan landet dabei häufig auf der Gesprächsagenda.

"Der Hauptzweck eines Lernplans ist es, bei der Examensvorbereitung nicht unnötig in Stress zu geraten", erklärt Nolte. Mit einer festen Struktur lerne es sich entspannter, denn damit wüssten Prüflinge, wie viel Lernstoff auf sie zukommt und wie viel Zeit sie für die einzelnen Bereiche einplanen müssen, um sich am Ende nicht zu verzetteln. "Außerdem spart man viel Zeit, wenn man morgens schon weiß, was für den Tag ansteht, und sich keine Gedanken mehr darüber zu machen braucht, welches Buch man heute aus dem Regal holen muss."

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Welcher Lerntyp bin ich?

Bevor man überhaupt mit der Examensvorbereitung loslegt, sollte man sich also genügend Zeit für die Erstellung eines Lernplans nehmen, so der Rat des Examenscoachs. Er selber habe mehrere Tage damit zugebracht, sich eine Struktur für die Prüfungsvorbereitung zu überlegen. Für Nolte steht fest: Es hilft nicht, vorgefertigte Pläne aus dem Internet oder aus Repetitorien eins zu eins zu übernehmen – denn diese stimmen meist nicht mit der eigenen Lernsituation überein.

Wie ein passender Lernplan aussehen kann, hängt unter anderem vom Lerntyp ab: Will ich viel auswendig lernen? Verstehe ich Zusammenhänge durch das Lernen von Theorie? Lerne ich am liebsten mit Fällen? Bin ich ein langsamer oder ein schneller Lerner? Ein guter Lernplan sollte auf das persönliche Lernverhalten abgestimmt sein.

Jesko Zagatowski, Jurastudent an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Vorstand des Fachschaftsrats, setzt zum Beispiel auf kontinuierliches Lernen. "Seit dem ersten Semester arbeite ich mit einem Karteikartenprogramm, mit dem ich jeden Tag den Stoff wiederhole. Außerdem schreibe ich regelmäßig Übungsklausuren", berichtet Zagatowski.

Vorwissen im Lernplan berücksichtigen

Darüber hinaus will er für die Examensvorbereitung aufs Uni-interne Repetitorium setzen, um noch einmal alle Rechtsgebiete durchzuarbeiten. Zivilrecht wird voraussichtlich das umfangreichste sein, erwartet der Student. "Das Strafrecht darf man aber auch nicht vernachlässigen, wenn man gute Noten schreiben will. Hier wird das Lesen der Streitigkeiten zur Auslegung der Normen viel Zeit in Anspruch nehmen."

Wie viel Zeit für die einzelnen Rechtsgebiete im Lernplan berücksichtigt werden muss, hängt vor allem vom bereits vorhandenen Wissen ab: Je mehr man aus einem Rechtsgebiet bereits verinnerlicht hat, umso schneller kann man sich anderen Bereichen widmen.

Dabei hat jeder Rechtsgebiete, die ihm mehr Spaß machen und deshalb auch ein bisschen leichter fallen als andere. Genau solche Unterschiede sollten im individuellen Lernplan berücksichtigt werden.

Pause machen!

Jonas Bücker hat für seinen Lernplan die Strategie gewählt, jeden Tag drei bis vier verschiedene Themen zu bearbeiten. "Für die zeitliche Planung habe ich mir die Kapitelübersicht von Lehrbüchern angeschaut und sie sinnvoll auf die mir zur Verfügung stehende Zeit aufgeteilt", berichtet der 28-Jährige, der mittlerweile als Associate bei der Kanzlei Orrick, Herrington & Sutcliffe arbeitet. Die Wochenenden hat er sich freigehalten und nur in Ausnahmefällen zum Lernen genutzt, wenn er in der Woche nicht so weit gekommen ist wie geplant.

Pausen im Lernplan zu berücksichtigen, hält auch Nolte für extrem wichtig. "Man braucht einfach Zeit für Freunde, für Sport oder sonstigen Ausgleich zum dauernden Lernen", betont er. Bücker empfand auch die wöchentlich zwei Vormittage als studentische Hilfskraft in einer Kanzlei als willkommene Pause vom heimischen Schreibtisch. "Zum einen kam ich dadurch mal raus, zum anderen habe ich durch die praktische Arbeit wiederum viel fürs Examen gelernt. Und es hat mich sehr motiviert, zu sehen, für was ich eigentlich den ganzen Lernaufwand betreibe."

Dadurch, dass er keine sonstigen Verpflichtungen hatte, kam Bücker mit der geplanten Struktur fürs Lernen gut hin. "Eigentlich wollte ich für Vorbereitung des zweiten Examens genauso strukturiert an die Sache herangehen, aber das habe ich schnell aufgegeben", sagt der Associate. "Die intensive Arbeit in den Stationen des Referendariats ließ mir einfach keine Zeit dafür."

Lernplan erst grob aufstellen, dann verfeinern

Weil vieles nicht vorhersehbar ist, rät auch Nolte, sich zunächst nur einen groben Lernplan zu erstellen und diesen dann jeweils für die nächsten vier bis sechs Wochen im Detail zu befüllen. Bückers Vorgehen, häufig zwischen den Rechtsgebieten hin- und herzuwechseln, hält er ebenfalls für sinnvoll. "Dann kommt man gar nicht erst aus einem Thema komplett heraus." Aus diesem Grund seien auch Wiederholungen hilfreich. Für diese sollte man laut Nolte rund ein Viertel bis ein Drittel seiner Zeit einplanen.

Ob ein Lernplan in der Praxis genauso gut funktioniert, wie man es sich ausgedacht hat, weiß man vorher nie. Falls es nicht wie erwartet klappt, ist das kein Beinbruch. "Pläne sind nicht in Stein gemeißelt, sondern sollen der Orientierung dienen", betont Nolte. "Wichtiger als das minutiöse Einhalten des Lernplans ist, die Disziplin fürs kontinuierliche Lernen aufzubringen."

Ein letzter Tipp des Examencoachs: Erfolge notieren, damit man sieht, was man in den vergangenen Monaten schon alles geschafft hat. Eben genau wie beim Wandern auf einen Berg: Ein Blick zurück zeigt an, wie hoch man schon gekommen ist.

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Thema:

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