The Sex Factor
Miriam Weeks, besser bekannt unter dem Künstlernamen Belle Knox, ist sicher nicht die erste Studentin, die mal in einem Porno mitgespielt hat. Aber die Debatte, die sich in Amerika während der letzten Monate an ihrem Job entzündete, ist eine der hitzigsten, die zu weiblicher Selbstbestimmung und akademischen und wirtschaftlichen Zwängen je geführt wurden. Knox vereint zwei Welten, die so gar nicht zueinander passen wollen: Einerseits ein Studium an der Duke University, einer der renommiertesten Universitäten des Landes und besonders für ihre Juristenausbildung bekannt. Andererseits bereits im Alter von 19 Jahren eine Karriere als Pornodarstellerin, mit Szenen der durchaus härteren Gangart. Und zwischen beidem die politisch aufgeladene Verknüpfung: Das sei quasi notwendig, denn anders wären die horrenden Studiengebühren der Eliteuni kaum zu finanzieren. Dass die Mehrheit der amerikanischen Studentenschaft auch ohne Nebenjob im horizontalen Gewerbe auskommt, zeigt, dass es durchaus noch anders geht. Allerdings verbringt ebendiese Studentenschaft, sofern sie nicht aus wohlhabenden Verhältnissen stammt oder im Lotto gewinnt, oft Jahre und Jahrzehnte damit, die für ihr Studium aufgenommenen Schulden wieder abzustottern. Was für eine erdrückende Last ein sechsstelliger Kredit in Zeiten bedeuten kann, in denen gut bezahlte Jobs selbst Absolventen angesehener Unis nicht mehr garantiert sind, kann man beispielsweise in einem Interview des Business Insider mit einem reichlich desillusionierten amerikanischen Junganwalt nachlesen.
Einträchtiger als jeder andere Nebenjob
Das wachsende Missverhältnis zwischen den steigenden Studiengebühren amerikanischer Law Schools und dem späteren Verdienst, den ihr Besuch erwarten lässt, hatte die New York Times bereits 2011 in einem ausführlichen Beitrag angeprangert. Das Jahr der Veröffentlichung hätte nicht besser gewählt sein können: Die Absolventen jenes Jahrgangs fanden am Arbeitsmarkt die schlechteste Anstellungssituation seit 18 Jahren vor. Nicht, dass es in der Folgezeit viel besser geworden wäre: Lawyerist.com etwa legte noch vor wenigen Monaten dar, warum Law School Abgänger vermutlich verschuldet, unterbezahlt und unbefriedigt ins Berufsleben einsteigen würden – der Autor war wohlgemerkt selbst Anwalt und Professor an einer Law School. Trotzdem scheint der Anwaltsberuf vielen weiterhin erstrebenswert – unter anderem Miriam Weeks, die hofft, sich als Anwältin eines Tages für Bürger- und Frauenrechte stark zu machen. Wie viel von den etwa 60.000 Dollar, die ihre Ausbildung jährlich kostet, sie über ihre Arbeit im Pornogewerbe finanzieren kann, hat sie nicht bekanntgemacht. Sicherlich aber ein vielfaches dessen, was sie als Kellnerin oder in sonstigen, gängigen Studentenjobs verdienen würde. Das Jahressalär gefragter Darstellerinnen – zu denen sie wohl spätestens seit dem Medienrummel um ihre Person zählt – kann laut der Washington Post bei Vollzeitarbeit bis zu 120.000 Dollar betragen. Doch Weeks kann ihr Geld in Zukunft sogar mit vergleichsweise seriöser Arbeit verdienen: Infolge ihrer plötzlichen Popularität wurde ihr inzwischen ein Job als Moderatorin einer Reality Show angeboten. Der Name? The Sex Factor.Stripclub meldet rasanten Anstieg an Bewerbungen
Über die Einkommenssituation einer anderen Studentin mit eigenwilliger Nebentätigkeit will die Daily Mail Genaueres wissen: Vanessa Knowles verdiene angeblich 50.000 Pfund (= gut 60.000 Euro) jährlich durch Stripeinlagen im Internet. Die Summe hat Knowles nicht bestätigt, aber: Sie arbeite maximal 12 Stunden pro Woche und das Geld sei genug, um die Kosten ihres Jurastudiums von 14.000 Pfund zu bezahlen, außerdem ließen ihre Fans ihr zahlreiche Geschenke zukommen. Vorsichtshalber hat sie gleich mal eine Wunschliste auf Amazon zusammengestellt, auf der sich neben Reizwäsche und Kosmetikartikeln tatsächlich auch juristische Fachliteratur findet. Schon springen weitere Studenten auf den Zug auf. Ein New Yorker Stripclub etwa meldet eine Flut neuer Bewerbungen, seit Weeks dort einen Auftritt zugesagt hat. Und ein männlicher Student der Columbia University behauptet gar, als Escort bis zu 1.200 Dollar am Abend zu verdienen. Im Gegensatz zu den Vorgenannten will er seine wahre Identität jedoch nicht preisgeben.Im Berufsleben kaum vermittelbar
Und das mit gutem Grund: Man muss nicht besonders zugeknöpft sein, um sich die Schwierigkeiten auszumalen, die Weeks und Knowles in ihrem juristischen Berufsleben begleiten werden. Die Fleischbeschau, mit der die beiden sich ihre akademischen Eintrittskarten in die traditionell konservative und auf Seriosität ausgerichtete Branche erkaufen, dürfte zugleich ihre spätere Ablehnung beim Großteil aller Arbeits- und Auftraggeber absichern – so bieder und anachronistisch man das finden mag. Einen Vorgeschmack dessen bekommen beide bereits auf dem Campus geboten. Während Knowles sich lediglich über vereinzelte dumme Sprüche und Anspielungen beklagt, musste Weeks nach eigenen Angaben ihr Studium vorübergehend unterbrechen und wurde zeitweise von Sicherheitspersonal der Universität begleitet, nachdem sie Opfer massiven Mobbings bis hin zu Todesdrohungen geworden war. Der einträchtige Nebenjob hat also einen Preis der ganz eigenen Art. Und der Vorzug öffentlich finanzierter Universitäten ist deutlicher denn je. Da kommt die Karriere am Rande der Sex-Branche dann höchstens, nachdem man das Studium bestanden hat. Oder daran gescheitert ist.Auf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.
2014 M05 17
Jurastudium
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