"Iurratio" und "Student Litigators"

Der Nachwuchs fördert sich selbst

von Patrick BuseLesedauer: 4 Minuten
Zahlreiche Angebote von Jurastudenten für Jurastudenten entwickeln sich neben traditionellen Uni-Veranstaltungen. Wir stellen zwei bundesweite Projekte hervor, die sich die aktive Nachwuchsförderung als Ziel gesetzt haben: das etablierte "Iurratio" und die im letzten Jahr ins Leben gerufene studentische Rechtsberatung "Student Litigators".

Anzeige

Im Projekt "Student Litigators" lernen Studenten, zu beraten – mit eigener Verantwortung, praxisnah, wie in einer eigenen Kanzlei. Sie sind auf kein Rechtsgebiet festgelegt, auch wenn in den meisten Fällen um Zivilrecht geht. Darüber hinaus bieten sie Hilfe bei Unternehmensgründungen und für gemeinnützige Organisationen an. Die Arbeit erfolgt pro bono, ist also für den Rechtssuchenden kostenlos. Gegründet wurden die Litigators von vier Kölner Studenten, einer davon war der heutige Partner Georg Dietlein. Das Projekt startete von der Idee zur Umsetzung mit Homepage, Verträgen und Konzept schnell durch, berichtet er, wachse ständig weiter und entwickle sich strategisch fort.

Arbeiten wie in einer Anwaltskanzlei

Der soziale Gedanke der Pro-bono-Rechtsberatung ist mit einem pädagogischen Nutzen verknüpft. Die Studenten profitieren ebenso wie die Rechtssuchenden. Sie vertiefen ihr rechtliches Fachwissen und bekommen schon  in einem frühen Ausbildungsstadium Einblicke in die anwaltliche Beratung. Anders als in den vorgeschriebenen Praktika erlernen sie Alltag und Verantwortung, ist Dietlein überzeugt. "Student Litigators" erzielte schnell positive Resonanz von anwaltlicher und universitärer Seite. Zum Glück konnten Bedenken im Hinblick auf Haftung und Rechtsdienstleitungsgesetz entkräftet werden. Dass das Vorhaben trotzdem gewagt ist, weiß Georg Dietlein. Doch er ist überzeugt, dass man studentische Rechtsberatung zum Wohle von Anwälten und Mandanten fördern sollte. Auch Kanzleien profitierten mittelbar davon, da engagierte Nachwuchsjuristen gefördert würden.

Netzwerk-Effekte für die Mitarbeiter

Das Projekt "Iurratio – juristische Nachwuchsförderung" hat sich ähnlichen Zielen verschrieben. Kernstück des Projektes ist die Ausbildungs- und Karrierezeitschrift "Iurratio – die Zeitschrift für stud. iur. und junge Juristen". Sie beinhaltet alles, was auch in den professionellen juristischen Zeitschriften auftaucht. Neben Fachaufsätzen, Rechtsprechung und Fallbearbeitung werden Erfahrungsberichte und andere karriererelevanten Themen behandelt. "Wir liefern unseren Lesern mit jeder Ausgabe einen Mix aus aktuellen Titelthemen und Ausbildungsbeiträgen für Juristen in allen Ausbildungsstufen", so Alexander Otto – Mitherausgeber der Zeitschrift. Daneben runden Rechtsprechungskarteikarten und -übersichten das Heft ab. Mitarbeitern ermöglicht diese breite Aufstellung, bereits im Studium ein Netzwerk in der Branche aufzubauen, mit Kontakten zu Praktikern, Professoren und Nachwuchskräften. Eine echte Win-win-Situation.

Von 0 auf 12.000

2005 als reine Fakultätszeitschrift an der Uni Bielefeld von drei Studenten ins Leben gerufen, ist "Iurratio" schnell gewachsen. Mittlerweile arbeiten etwa 100 Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter, Referendare, Professoren und junge Volljuristen von mehr als 30 Fakultäten an dem Projekt. Jens-Peter Thiemann – Herausgeber der Zeitschrift – gehört seit der ersten Stunde zum Team. Er erinnert sich gut daran, als die Zeitschrift ab Januar 2008 zu einer "richtigen" Karriere- und Ausbildungszeitschrift ausgebaut wurde. Schnell gewann man Mitarbeiter an anderen Jura-Fakultäten und "Iurratio" entwickelte sich zu einer bundesweiten, unabhängigen Publikation, die seit 2010 vierteljährlich erscheint. Eine Auflagenzahl von 12.000 Exemplaren, Werbeanzeigen führender Kanzleien und Beiträge von renommierten Professoren und Richtern unterstreichen den Erfolg des Projektes und lassen auf hohe inhaltliche Qualität schließen. Ehemalige und aktive Mitarbeiter arbeiten mittlerweile als Professoren, Staatsanwälte oder in führenden Anwaltssozietäten.

Kanzleien suchen Recruiting-Rat

Das Projekt beinhaltet mittlerweile mehr als die Zeitschrift, erklärt Sabrina Mokulys, Vorsitzende des Iurratio-Fördervereins. Seit 2010 veröffentlicht es auch ein Ranking zu der Qualität und Informationsvielfalt von Kanzleiauftritten im Web und berät Kanzleien und Unternehmen bei Anzeigenkampagnen und bei der Nutzung des Internets zur Nachwuchsgewinnung. Außerdem veranstaltet "Iurratio" Events zu wichtigen Fragen rund um die Mitarbeitergewinnung. In Kooperation mit dem Karrierenetzwerk "clavisto" startet in diesem Jahr eine neuartige Eventreihe für Nachwuchskräfte, weitere Eventreihen sind in Planung. Um auch im Internet am Puls der Zeit zu sein, steht für den März der Launch der neuen Webseite an – an die neuesten Entwicklungen des Projektes angepasst.

Starke Verbündete

"Iurratio" und "Student Litigators" verfolgen ähnliche Ziele und Visionen. Beiden geht es um juristische Nachwuchsföderung – ehrenamtlich und kostenlos. Da beide Projekte ständig neue Ideen haben, bereichert man sich gegenseitig und hält in jeder Hinsicht zusammen, berichtet Georg Dietlein. "Iurratio" berät "Student Litigators" bei der Nutzung neuartiger Kommunikationswege, der Datenverarbeitung sowie der Abbildung interner und externer Prozesse. Darüber hinaus denken sie über gemeinsame Publikationen und über Bürogemeinschaften nach. Fachqualifikationen, Vernetzung und Innovationskraft – die beiden Nachwuchsprojekte zeichnen sich durch genau das aus, was auch für die Player am Rechtsmarkt zählt. Mit dem Mix aus Bildung und Dienstleistung sind diese Projekte mehr als l'art pour l'art. Jeder Interessent kann sich einbringen. Und davon profitieren alle.

Auf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.

Thema:

Jurastudium

Verwandte Themen:
  • Jurastudium
  • Studium

Teilen

Ähnliche Artikel

Newsletter