Fakultätskarrieretag

Kon­takt­börse auf dem Campus

Christian DülpersLesedauer: 3 Minuten
Die Suche nach Arbeitgebern für Praktika oder den ersten Job ist mühselig: Schriftlichen Bewerbungen folgen Vorstellungsgespräche bei Kanzleien oder Unternehmen. Dass die erste Kontaktaufnahme auch einfacher funktionieren kann, zeigen Fakultätskarrieretage, die seit 2010 in verschiedenen Universitäten stattfinden. LTO besuchte die Veranstaltung in Köln.

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Hunderte Studenten drängeln sich im Hauptgebäude der Universität zu Köln zwischen Ständen, die mit bunten Logos verziert sind. Der juristische Nachwuchs trägt Jeans und T-Shirt und verstaut Info-Material in Umhängetaschen oder Rucksäcken. Man sieht es auf den ersten Blick: Hier geht es ungezwungen zu. Einen Dresscode gibt es hier im Revier der Studenten nur für die Vertreter der Kanzleien und Unternehmen. Anders als vergleichbare Veranstaltungen findet der Fakultätskarrieretag stets auf dem Campus statt. Die Arbeitgeber sollen zu den Studenten kommen, nicht umgekehrt. Der Vorteil für die Studierenden: Sie können den Karrieretag spontan besuchen. Niemand muss vorab einen Termin vereinbaren oder sich gezielt vorbereiten. Die Gespräche sind unverbindlich und informell. Den Kanzleien und Unternehmen spült dieses Konzept deutlich mehr Interessenten an ihre Stände als geschlossene Veranstaltungen, sie können zahlreiche Erstkontakte herstellen und Aufmerksamkeit gewinnen. Dr. Cornelius Frei von DLA Piper ist zufrieden mit dem Zulauf. Zwar gebe es bei vielen Studierenden eine gewisse Hemmschwelle, das Gespräch zu suchen, doch kämen einige auch sehr zielgerichtet. Obwohl die Veranstaltung erst seit zwei Stunden läuft, stapeln sich bereits 20 Bewerbungsmappen in der Ablage am Stand der Großkanzlei.

"Recruiting kann nicht früh genug anfangen"

Sebastian Krug organisiert mit seiner Firma myjobfair den Karrieretag im Auftrag der Universität. Als Konkurrenz zur JURAcon sieht er die Veranstaltung nicht: "Wir sprechen eine andere Zielgruppe an. Unsere Idee ist die der Talentsichtung. Die Studenten sollen sich hier nach Praktika erkundigen oder Nebentätigkeiten suchen. Die Kanzleien haben so die Gelegenheit, frühzeitig vielversprechende Talente an sich zu binden." Dies sei, da ist sich Krug sicher, die Recruitingstrategie der Zukunft, denn "es gibt nicht mehr genug Nachwuchs für alle Kanzleien."

Katrina Radtschenko von der auf Versicherungsrecht spezialisierten mittelständischen Kanzlei Bach, Langheid & Dallmayr bestätigt Krug: "Wir wollen  Praktikanten aus den jüngeren Semestern gewinnen. Wer schon während des Studiums für uns arbeitet, kann sich empfehlen und nach dem Studium vielleicht in eine Festanstellung übernommen werden." Für die Kanzleien könne das Recruiting kaum früh genug anfangen, ist Radtschenko überzeugt. Die Universität hat bei der Auswahl der Aussteller vor allem auf Vielfalt Wert gelegt, erklärt Sebastian Krug: "Nicht jeder angehende Jurist sieht sich in einer Großkanzlei. Wir wollen auch Unternehmen, den öffentlichen Dienst und regionale Kanzleien präsentieren." So sucht der Versicherungskonzern Generali an diesem Tag gezielt nach Referendaren und die Sozialgerichtsbarkeit NRW ist mit Einstellungsberatern vor Ort vertreten.

Kontakt zur Praxis ist wichtig - auch schon im zweiten Semester

Silvia Povedano Peramato, Leiterin des Studien- und Karriereberatungszentrum der juristischen Fakultät in Köln, unterstreicht die Bedeutung der Veranstaltung für die Hochschule: "Unser Ziel ist es natürlich, dass alle Absolventen später einen für sie passenden Job finden. Deshalb ist es für uns wichtig, dass unsere Studenten frühzeitig mit der Praxis in Kontakt kommen, auch schon im zweiten oder dritten Semester."  Die Bestätigung, die ein Student durch ein erfolgreiches Praktikum erfahren würde, könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Idee des Karrieretags hat Silvia Povedano Peramato deshalb von Anfang an überzeugt: "Ich finde es großartig, dass wir den Studenten die Informationsmöglichkeiten geballt an einem Ort präsentieren können. Es war nur eine Frage der Zeit, wann eine solche Veranstaltung stattfindet." Angesichts der guten Resonanz der Studierenden ist Silvia Povedano Peramato zufrieden mit der Premiere des Fakultätskarrieretags: "Der Andrang ist deutlich höher als erwartet." Die Wahrscheinlichkeit, dass die Veranstaltung im nächsten Jahr eine Wiederholung erfahren wird, sei hoch. Der nächste Fakultätskarrieretag ist am 24. Mai 2011 in Tübingen. Weitere Termine auf myjobfair.de. Mehr auf LTO.de: Moot Court am OLG Köln: Junge Semester dominieren Plädoyer-Duell Recherche im Jurastudium: Bessere Noten mit besseren Suchmaschinen-Strategien Humanisierung des Jurastudiums: Reformen statt Bologna

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