Die Finanzaufsicht Bafin hat einen ihrer Mitarbeiter angezeigt. Er steht nach einer Überprüfung unter Verdacht, interne Informationen genutzt zu haben, um vor dem Kurssturz der Wirecard-Aktien seine privaten Anteile zu verkaufen.
Wegen des Verdachts des Insiderhandels mit Papieren rund um die insolvente Wirecard AG hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) einen Mitarbeiter bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart angezeigt. Der Beschäftigte der Wertpapieraufsicht habe am 17. Juni 2020 strukturierte Produkte mit dem Basiswert Wirecard AG verkauft, erklärte die Finanzaufsicht am Donnerstag. Einen Tag später hatte der frühere Dax-Konzern Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt.
Die Finanzaufsicht entdeckte den Verdacht gegen den Mitarbeiter nach eigenen Angaben im Rahmen einer Sonderauswertung. Der Beschäftigte sei sofort freigestellt geworden. Gegen ihn sei ein Disziplinarverfahren eröffnet worden, teilte die Bafin mit.
Die Aufsicht hatte zuletzt private Börsengeschäfte ihrer Mitarbeitenden überprüft, bei denen der Kurs der Wirecard AG eine Rolle spielte, zum Beispiel Kauf oder Verkauf von Aktien des Unternehmens. Zudem wurden Bafin-Beschäftigten spekulative Finanzgeschäfte untersagt, also das kurzfristige Handeln beispielsweise mit Aktien. "Wir hatten ein Compliance-System, das den gesetzlichen Vorgaben entsprach, aber nicht mehr zeitgemäß ist und deshalb zu Recht verändert wird", hatte Bafin-Chef Felix Hufeld in einem Interview gesagt.
Der frühere Dax-Konzern Wirecard hatte im Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und in der Folge Insolvenz angemeldet. Die Münchener Staatsanwaltschaft geht inzwischen davon aus, dass Wirecard seit 2015 Scheingewinne auswies, und ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren. Weil die Luftbuchungen jahrelang unentdeckt blieben, steht unter anderem die Bafin in der Kritik.
dpa/mgö/LTO-Redaktion
Wirecard-Skandal: . In: Legal Tribune Online, 28.01.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/44120 (abgerufen am: 23.11.2024 )
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