Erneut will eine Wirtschaftskanzlei ihren Anwälten eine Alternative zum klassischen Karriereweg bieten. Bei Menold Bezler kann man künftig verbindlich 40 Stunden pro Woche arbeiten – Partner wird man dann allerdings nicht.
Mit dem neuen Modell wolle man Bewerber und Mitarbeiter ansprechen, die "großen Wert auf geregelte Arbeitszeiten legen", sagt Jörg Schneider-Brodtmann, der für das Personal zuständige Partner bei Menold Bezler. Sie können eine 40-Stunden-Woche mit Gleitzeit vereinbaren, sollen aber keine Nachteile gegenüber den Kollegen auf dem klassischen Karriereweg haben.
Allerdings ist das Gehalt für Berufseinsteiger in dem neuen Modell ein gutes Stück niedriger: Zahlt Menold Bezler ansonsten ein Jahresgehalt von 90.000 bis 100.000 Euro, bekommen diejenigen, die sich für die 40-Stunden-Woche entscheiden, zwischen 65.000 bis 70.000 Euro.
Die neue 40-Stunden-Woche gibt es ab dem 1. Juli dieses Jahres und steht Bewerbern offen. Doch auch Anwälte, die bereits in der Kanzlei arbeiten, können in das neue Modell wechseln, teilt die Kanzlei mit. Auch der Schritt zurück in den klassischen Karriereweg ist möglich - und er ist auch notwendig, wenn man Partner werden will.
Ziel: Nachwuchsjuristen in der Kanzlei halten
Menold Bezler will mit dem neuen Arbeitszeitmodell nach eigenen Angaben den Bedürfnissen von Nachwuchsjuristen gerecht werden und ihnen eine langfristige Perspektive in der Kanzlei bieten. Damit ist Stuttgarter Kanzlei nicht allein: Eine ganze Reihe von Wirtschaftskanzleien hat aus ähnlichen Gründen schon vergleichbare Schritte unternommen.
Zum Mai hat etwa die Kanzlei Rose & Partner die Arbeitszeiten für alle Mitarbeiter reduziert – ohne Einbußen beim Gehalt. Rechtsanwälte arbeiten künftig nur noch 36 Stunden pro Woche und haben zudem die Option, ihre Arbeitszeit an vier Tagen pro Woche zu leisten.
Auch internationale Großkanzleien bemühen sich seit einiger Zeit um eine bessere Work-Life-Balance: Beispielsweise hat Linklaters vor rund zwei Jahren das Karrieremodell "YourLink" eingeführt, das fest vereinbarte und verlässliche Arbeitszeiten vorsieht. Wie bei Menold Bezler erhalten diejenigen, die in diesem Modell arbeiten, ein geringeres Gehalt. Wenn sie Partner werden wollen, müssen sie in den klassischen Karriere-Track wechseln.
Bei McDermott Will & Emery können Anwälte seit 2017 zwischen zwei Arbeitszeitmodellen wählen: Einer Vertrauensarbeitszeit oder einem Modell mit fest vereinbarter Wochenarbeitszeit zwischen 35 und 38,5 Stunden. Auch hier gilt: Wer weniger arbeitet, bekommt weniger Geld. Bei den Beschäftigten in diesem Modell liegen die Einstiegsgehälter nach Kanzleiangaben zwischen 68.000 und 75.000 Euro pro Jahr, Berufsanfänger mit Vertrauensarbeitszeit erhalten zwischen 115.000 und 125.000 Euro.
ah/LTO-Redaktion
Menold Bezler: . In: Legal Tribune Online, 28.06.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/36161 (abgerufen am: 23.11.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag