Wirtschaftskanzleien beklagen eine unzureichende Interessenvertretung. Nach der Gründung des BWD bringt der DAV ein Forum an den Start, um dem Wunsch nach mehr Gehör und rechtspolitischer Teilhabe Rechnung zu tragen.
Etwas mehr als ein halbes Jahr liegt die Ankündigung des Deutschen Anwaltvereins (DAV) zurück, den Wirtschaftskanzleien mit einer eigenen Plattform innerhalb des Verbands mehr Gewicht und Möglichkeiten zur stärkeren Einflussnahme zu verschaffen. Zwischenzeitlich konnte sich der Verband die Unterstützung einer stattlichen Anzahl prominenter Großkanzleien sichern.
Trotz intensiven Bemühens war es dem Deutschen Anwaltverein (DAV) nicht gelungen, die inhaltliche Abnabelung einiger Branchenvertreter zu verhindern. Deren Unzufriedenheit mündete in die Gründung des Bundesverbandes der Wirtschaftskanzleien in Deutschland (BWD).
Der BWD ist seit Ende März dieses Jahres - unter anderem mit themenspezifischen Task Forces - bemüht, für die Belange seiner Mitglieder Akzente zu setzen. Zählte der BWD zur Gründung noch 31 Mitglieder, sind es mittlerweile 39 Kanzleien, die dem Verband angehören.
Neues Forum trifft auf reges Interesse
Der DAV hat es - auch durch die signalisierte Bereitschaft zu strukturellen Veränderungen - geschafft, für sein "Forum für Wirtschaftskanzleien" getauftes Projekt die Unterstützung von Baker McKenzie, Clifford Chance, Dentons, Freshfields Bruckhaus Deringer, Gleiss Lutz, Görg, Hausfeld, Hengeler Mueller, Linklaters, Noerr, Raue, Redeker Sellner Dahs sowie White & Case zu gewinnen.
Voraussetzung für die Mitwirkung im Forum ist, dass die Kanzlei in Deutschland mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht tätig ist, dort mehr als 25 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte mit deutscher Zulassung beschäftigt und einen Jahresumsatz jenseits von 10 Millionen Euro erwirtschaftet.
Die stärkere Einbindung der Kanzleien soll institutionell verankert und unter anderem durch die Möglichkeit zur Beteiligung an Gesetzgebungsausschüssen und die Veröffentlichung von Positionspapieren gelebt werden. DAV-Präsidentin Edith Kindermann erkennt dementsprechend eine positive Weichenstellung für die weitere Zusammenarbeit: "Wir sind froh, dass wir nun eine gemeinsame Marschroute entwickelt haben, von der alle Beteiligten profitieren können."
Rechtsanwalt Dr. Alexander Ritvay sieht die Adressaten des Forums beim DAV weiterhin in guten Händen. Als größte freiwillige Interessenvertretung der Anwaltschaft biete der DAV das richtige Forum für die Wirtschaftskanzleien, so der Co-Managing Partner von Noerr.
sts/LTO-Redaktion
Nach Gründung des BWD: . In: Legal Tribune Online, 24.11.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/50272 (abgerufen am: 24.11.2024 )
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