Mitarbeiter klarer führen

Erklären Sie Ihrem Team, was Sie wir­k­lich wollen?

Gastbeitrag von Anja SchäferLesedauer: 4 Minuten

Mitarbeiter brauchen eine klare Führung. Die Realität sieht jedoch unter Anwälten häufig anders aus. Dabei ist es einfach, etwas zu ändern. Drei Tipps von Anja Schäfer

Einen typischen Führungsstil gibt es bei Rechtsanwälten nicht: Zu unterschiedlich sind die persönlichen Vorstellungen von Mitarbeiterführung und zu verschieden sind die Menschen und ihr individueller Stil.

Auf Nachfrage erklären Mitarbeiter – angestellte Anwälte sowie auch nicht anwaltliches Personal – häufig, dass sie Vorgesetzte mit einem direkten, wertschätzenden Führungs- und damit auch Kommunikationsstil bevorzugen. Auf diese Weise wissen die betreffenden Angestellten zum einen besser, was zu tun ist. Zum anderen ist ihnen aber auch schneller klar, woran sie bei der jeweiligen Führungskraft sind. 

In der Praxis sind Kanzleien und damit Anwälte gegenüber ihren Angestellten jedoch oft noch weit von direkter, wertschätzender Führung entfernt. Immer häufiger berichten die Beschäftigten von Situationen, in denen ihre vorgesetzten Anwälte ihrer Führungsrolle ausweichen. Klassisches Beispiel dafür ist, dass Anweisungen vor allem andeutungsweise erfolgen: "Könnten Sie möglicherweise …", "Das müsste vielleicht noch erledigt werden." oder "Man sollte diese Aufgabe eventuell noch einmal zurückstellen." Dies passiert besonders dann, wenn es persönlich, problematisch oder konfliktär werden kann. 

Vielleicht gehören Sie zu denjenigen, denen dies noch nie aufgefallen ist. Vielleicht fällt Ihnen beim Lesen dieses Beitrags auf, dass Sie Ihren bisherigen Führungsstil noch nie dahingehend reflektiert haben. Sie sind nicht allein. Die wenigsten Menschen sind sich ihrer „blinden Flecken“ in Punkto Führung bewusst. Gerade diese machen das Thema Mitarbeiterführung so herausfordernd. Erfahren Sie im Folgenden drei Tipps, wie Sie als Führungskraft „dunklen Stellen“ auf die Spur kommen, um zukünftig klarer zu führen und auch zu kommunizieren.

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Tipp 1: Beobachten Sie sich selbst 

Haben Sie mitunter das Gefühl, dass einzelne Mitarbeiter, gegebenenfalls auch situationsbedingt, mit Ihnen als Chef nicht gut zurechtkommen oder besser zurechtkommen könnten? In diesem Fall sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit zuerst auf Ihr eigenes Führungsverhalten richten. Sind Sie sich Ihrer Führungsrolle und -aufgaben klar? Wissen Sie, was Sie wollen?

Viele Anwälte erkennen weder die Relevanz noch die kostenintensiven Folgen eines indirekten Führungsstils. Mitarbeiter wollen einen guten Job machen. Sie fühlen sich bei einer Führung, die nur angedeutet wird, schnell unzufrieden oder gar ungenügend. 

Reflektieren Sie daher Ihr Führungsverhalten über einen bestimmten Zeitraum oder auch in wiederkehrenden Situationen. Werden Sie sich so immer mehr bewusst, wie Sie Ihre Angestellten führen. 

Eine gute Führung ist jedoch kein Automatismus. Es bedeutet Arbeit und braucht Zeit, sich der eigenen Führungsrolle und der damit einhergehenden, sich im Einzelfall immer wieder ändernden Ziele klar zu werden. Innere Klarheit ermöglicht es Ihnen, klar und souverän nach Außen und damit gegenüber Ihren Mitarbeitern zu agieren und zu kommunizieren, was Sie wollen. 

Tipp 2: Hören Sie sich auch beim Reden selbst zu

Es gibt kein Hindernis, das Sie als Anwalt daran hindert, Ihren Angestellten klipp und klar zu sagen, was Sie von Ihnen erwarten bzw. diese von Ihnen erwarten können.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihre Anweisungen verstanden werden, hören Sie sich beim Reden selbst zu. Sind Ihre Ansagen eindeutig oder führen diese zu Missverständnissen? Letztere kommen häufiger vor, als Sie selbst glauben wollen. Sie finden dies am schnellsten heraus, wenn Sie die Reaktion Ihrer Angestellten auf Ihre Anweisungen beobachten. 

Wenn Ihre Mitarbeiter nicht tun, was Sie von Ihnen erwarten, liegt dies häufig nicht daran, dass diese nicht motiviert sind. Es ist vielmehr an Ihnen, an Ihren Formulierungen zu feilen. Mit klaren Ansagen werden Sie viel öfter und mit weniger Umwegen Ihr Ziel erreichen. 

Tipp 3: Überprüfen Sie Ihre nonverbale Kommunikation

Ihren Mitarbeitern gegenüber spielt neben der Klarheit in der Führung und bei der Anweisung die Klarheit im Ausdruck und Auftreten eine gewichtige Rolle. Denn alles an Ihnen kommuniziert. Werden Sie sich daher Ihrer Körperhaltung bewusst und verändern Sie diese aktiv. Schaffen Sie Verbindung durch Blickkontakt. Lächeln Sie und zeigen Sie durch eine aufrechte Haltung, dass Sie Ihre Führungsrolle nicht nur verinnerlicht haben, sondern aktiv einnehmen. 

Auf diese Weise helfen Sie nicht nur sich selbst, sondern Ihren Angestellten, Ihre Erwartungen zu erfüllen. Dies verlangt von Ihnen nur ein Umdenken und anderes Agieren. Die Ergebnisse werden Sie jedoch überzeugen: Sie bekommen, was Sie wollen. Ihre Mitarbeiter sind zufriedener, weil sie das Gefühl haben, gute Arbeit zu machen. 

Rechtsanwältin Dr. Anja Schäfer unterstützt und berät als Business Coach und Mentorin bei Fragen zur strategischen Ausrichtung, zur beruflichen und persönlichen Neuorientierung bzw. Weiterentwicklung durch Übernahme bzw. Ausbau von Führungsverantwortung und zur Kommunikation im Businessumfeld. 

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