Auf einer chinesischen Online-Plattform verlangen private Kreditgeber Nacktfotos von Frauen als Sicherheit. Der Betreiber will nun die Regeln verschärfen und Nutzer ausschließen.
Online-Plattformen, welche versprechen, schnell und unkompliziert private Kreditgeber und -nehmer zusammenzubringen, gibt es auch in Deutschland. Bei der chinesischen Variante Jiedaibao hat sich aber offenbar eine mehr als fragwürdige Praxis der Kreditsicherung etabliert.
In der vergangenen Woche tauchte im Internet eine 10 Gigabyte große Datei mit Nacktbildern und Videos von rund 160 Frauen auf. Diese waren offenbar von Kreditgebern als Sicherheit für die Rückzahlung ihrer Darlehen gefordert worden. Im Falle eines Zahlungsausfalls drohten sie mit der Veröffentlichung der Fotos. Sechs der Kreditnehmerinnen hatten offenbar auch Geschlechtsverkehr als Sicherheit angeboten.
Bei den Betroffenen soll es sich vornehmlich um Studentinnen handeln. Wie das Staatsmedium Beijing Youth Daily berichtet, bekamen die Frauen im Gegenzug zwei- bis fünfmal höhere Summen, als üblich. Dafür mussten sie den Kreditgebern Fotos schicken, auf denen sie nackt und mit hochgehaltenem Ausweis posierten.
Versand von Fotos über Messenger-Apps
Die Kreditgeber scheinen es bei ihren Geschäften gezielt auf junge unerfahrene Frauen abgesehen zu haben. Die Zeitung zitierte eine Studentin, die angab, sie habe ein eigenes Geschäft eröffnen wollen und zu diesem Zweck gegen einen Kredit von 120.000 Yuan (etwa 16.245 Euro) Nacktfotos an den Darlehensgeber gesendet. Binnen eines Monats hätten sich ihre Schulden dann mehr als verdoppelt. Nachdem sie vom Kreditgeber bedroht worden war, lieh sie sich Geld von ihrer Familie, um eine Veröffentlichung der Fotos zu verhindern.
Einen Einblick in diese Geschäftspraktiken gab die Website "The Paper", derzufolge eines der Fotos ein nacktes Mädchen zeigte, welches einen Zettel vor der Brust hielt: "Ich habe 6000 Yuan (...) über Jiedaibao geliehen und das Darlehen muss am 22. Oktober zurückgezahlt werden. Die Zinsen betragen monatlich 400 Yuan. Wenn ich nicht rechtzeitig zurückzahlen kann, trage ich allein die Verantwortung."
Das Bekanntwerden der Praktiken löste vielfach Entrüstung in der chinesischen Gesellschaft aus und setzte so auch den Betreiber der Plattform, den in Peking ansässigen Konzern JD Capital, unter Druck. Jiedaibao kündigte nun an, die Regeln zu verschärfen und einzelne Nutzer bei schweren Verstößen auszuschließen.
Allerdings gab man auch an, keine Kontrolle über den Versand der Bilder zu haben, da es eine entsprechende Funktion auf der Website nicht gebe. Stattdessen würden sie über Messenger-Dienste verschickt.
mam/dpa/LTO-Redaktion
Online-Darlehensvermittlung in China: . In: Legal Tribune Online, 07.12.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21384 (abgerufen am: 22.11.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag