17. Todestag Oury Jallohs: Bren­nende Mat­ratze vor dem Jus­tiz­zen­trum

07.01.2022

Heute vor 17 Jahren starb Oury Jalloh in Polizeigewahrsam in Dessau-Roßlau. Mehrere Prozesse folgten, doch an den offiziellen Umständen bestehen bis heute Zweifel. Vor dem Justizzentrum in Halle brannte vergangene Nacht eine Matratze.

Am 17. Todestag des Asylbewerbers Oury Jalloh haben Unbekannte eine brennende Matratze vor dem Eingang des Justizzentrums in Halle platziert. Gegen 01.40 Uhr am Freitagmorgen hätten Zeugen fünf schwarz gekleidete Unbekannte vor dem Gebäude gesehen, in dem unter anderem die Staatsanwaltschaft untergebracht ist, teilte die Polizei mit. Bei Eintreffen der Einsatzkräfte war die Matratze demnach fast vollständig verbrannt und die Personen waren verschwunden. Bereits 2016 hatten Unbekannte vor dem Polizeirevier in Magdeburg eine angekokelte Matratze mit dem roten Schriftzug "Oury Jalloh, das war Mord" abgelegt. Rings herum verteilten sie Flugblätter mit Fotos des Asylbewerbers sowie der Nachstellung des Brandortes.

Die Polizei wollte einen Zusammenhang mit dem Gedenken an Oury Jalloh am Freitag nicht explizit bestätigen. Sie schließe jedoch einen politischen Hintergrund nicht aus. Um eine solche könnte es sich tatsächlich handeln: Auf der vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) als linksextremistisch eingestuften Online-Plattform "Indymedia" postete kurz nach der Tat ein unbekannter User ein Bild von der brennenden Matratze vor dem Justizzentrum und schrieb dazu unter anderem: "Vor 17 Jahren wurde Oury Jalloh von Dessauer Polizisten gefoltert, ermordet und verbrannt, um Spuren zu verwischen."

Am 7. Januar 2005 war Oury Jalloh aus Sierra Leone in einer Gewahrsamszelle des Polizeireviers in Dessau-Roßlau ums Leben gekommen. Die Todesumstände gelten auch nach zwei Landgerichtsprozessen als nicht aufgeklärt, im Jahr 2014 war ein Dessauer Polizeihauptkomissar wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Nach den Ermittlungen der Behörden soll Jalloh in der Gewahrsamszelle einen Brand selbst gelegt haben, obwohl er in dem Raum an Händen und Füßen gefesselt war. Mehrere Initiativen zweifeln an dieser Darstellung und werfen Staatsanwaltschaft und Polizei Vertuschung vor.

Der Rechtsweg ist in der Sache bereits seit 2019 erschöpft, derzeit ist eine Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe anhängig. Die Beschwerdeführer gehen laut einem Bericht der Zeitung Neues Deutschland allerdings nicht davon aus, dass diese erfolgreich sein wird, und planen bereits ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

dpa/jb/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

17. Todestag Oury Jallohs: . In: Legal Tribune Online, 07.01.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/47142 (abgerufen am: 22.11.2024 )

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