Steuerrecht im Steuerparadies
Liechtenstein ist mit rund 36.000 Einwohnern einer der kleinsten Staaten der Welt und gleichzeitig das einzige Land, in dem Deutsch die alleinige Amts- und Landessprache ist. International ist Liechtenstein aber vor allem als Finanzparadies bekannt. Für Juristen könnte Liechtenstein in Bezug auf Steuer- und Finanzsachen bald in einen neuen Fokus geraten. Die Universität Liechtenstein bietet nämlich für Interessierte vier LL.M.-Studiengänge aus dem Steuer-, Finanz- und Gesellschaftsrecht: International Taxation, Banking and Securities Law, Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht sowie den Executive Master in International Asset Management. "Die Studiengänge bieten in einem Umfeld zunehmender juristischer, steuer- und finanzmarktrechtlicher Komplexität maßgeschneiderte Spezialisierungsprogramme, vor allem im Hinblick auf nationale und internationale Fragestellungen", erklärt Johannes von Schönfeld, Studiengangmanager der Weiterbildungsprogramme.
Kleine Gruppen, kurzer Weg
Welche Vorteile bietet ein Studium in Liechtenstein? "Neben der fachübergreifenden Wissensvermittlung besteht die Möglichkeit, interessante Kontakte zu knüpfen und damit über das Studium hinaus das eigene Netzwerk auf- und auszubauen", sagt Johannes von Schönfeld und verweist auf den besonderen Standort, betont aber, dass man nicht vom liechtensteinischen Markt abhängig ist. Gelehrt werden Kenntnisse in den Steuer- und Gesellschaftsrechtssystemen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sowie des europäischen und internationalen Marktes. Noch gilt die Universität Liechtenstein als Geheimtipp unter den LL.M.-Programmen – was unter anderem daran liegt, dass die Hochschule erst im Februar 2011 zur Universität ernannt wurde. Seitdem wird das Studienprogramm in Vaduz konsequent ausgebaut. "An der Universität Liechtenstein studieren bis jetzt circa 1.000 Studenten in Bachelor-, Master- und Doktorandenstudiengängen sowie in auf Postgraduierte ausgerichtete Weiterbildungslehrgängen", sagt Johannes von Schönfeld. Im Gegensatz zu den großen Universitäten herrscht in Vaduz eine persönliche Lernatmosphäre. "Speziell die LL.M.-Studiengänge finden in kleinen Gruppen mit maximal 30 Teilnehmern statt. Die Betreuung erfolgt durch ein eingespieltes Team an Mitarbeitern, die auch Themenabende und Social Events organisieren." Die Nähe zu den Dozenten und die persönliche Betreuung sind ein Vorteil, aber auch die Entfernung zu Deutschland ist nicht zu verachten. "Traditionell besteht die Meinung, ein LL.M. sollte im englischsprachigen Ausland gemacht werden", sagt Kathrin Bruins, die von 2010 bis 2012 ihren LL.M. im Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht an der Universität Liechtenstein absolviert hat. "Steht man bereits in einem Beruf, tritt dieser Aspekt jedoch schnell in den Hintergrund. Schon weil man nicht die Möglichkeiten hat, für längere Zeit weit zu verreisen. Für mich war es aber auch wichtig, das Programm nicht in Deutschland zu absolvieren. Ich wollte einen Blick über den Tellerrand wagen." Vom Süden der Republik aus betrachtet, ist Vaduz gerade einmal zwei bis drei Autostunden entfernt – ein Vorteil, den die USA oder Großbritannien nicht bieten können.LL.M. als berufsbegleitendes Programm
An wen richten sich die Studiengänge? Vor allem an Akademiker – insbesondere Juristen – die bereits im Steuer-, Finanz- und Gesellschaftsrecht-Bereich tätig sind. Der Executive Master in International Asset Management soll vor allem Führungskräfte oder Berater aus dem Bank-, Investment- und Versicherungsbereich anziehen. "Ungefähr ein Jahr nach der Absolvierung des 2. Staatsexamens – ich hatte bereits einen erfolgreichen Berufseinstiegs als Anwältin hinter mir – entstand der Wunsch, wieder zu lernen. Ich wollte mich erneut mit Rechtsproblemen auseinanderzusetzen – zumindest auf andere Weise als im Kanzleialltag", erinnert sich Kathrin Bruins. "Die meisten LL.M.-Studiengänge erfordern jedoch einen einjährigen dauerhaften Aufenthalt im Ausland. Ist man nicht gerade in einer internationalen Großkanzlei tätig, die einen solchen Aufenthalt unterstützt, muss man sich gründlich überlegen, ob eine einjährige Unterbrechung nicht den Arbeitsplatz gefährdet. Oder ob man den Verdienstausfall überhaupt finanziell bewältigt kann." Eine Lösung fand Kathrin Bruins in dem berufsbegleitenden Masterprogramm. "Zugegeben, ein einjähriges Vollzeitstudium bietet sicherlich ein intensiveres Studentenleben. Und natürlich hat man mehr Zeit zum Lernen und Leben. Ein berufsbegleitendes Studium hingegen dauert länger und verlangt den Studenten mehr ab. Bei mir mussten Kanzleiarbeit und Studium Woche für Woche unter einen Hut gebracht werden." Alle vier Studiengänge sind auf drei Semester ausgelegt. Dabei finden Präsenzveranstaltungen in den ersten zweieinhalb Semestern statt, die Anwesenheitszeiten sind mit einem dreitägigen Block pro Monat überschaubar gehalten. Das letzte Semester soll der Anfertigung einer Master-Thesis dienen. "Der Zeitaufwand zur Vor- und Nachbereitung der jeweiligen Module ist nicht zu unterschätzen. Bei kontinuierlichem Lernen ist das aber zu bewältigen", weiß Kathrin Bruins. "Ich selbst habe an freien Wochenenden den Stoff nachgearbeitet. Stand eine Klausur an, habe ich zusätzlich in der Woche an den Abenden gelernt. Insgesamt betrachtet war der Lernaufwand für das 2. Staatsexamen aber deutlich schlimmer. Zumal man aufgrund der praxisbezogenen Aufbereitung des Stoffes diesen auch leichter verinnerlichen kann."Nicht die weite Welt, aber deutschsprachige Kontakte
Anmeldeschluss für die im September beginnenden Programme ist der 30. August 2012. Interessierten wird geraten, sich schnell zu entscheiden, ob sie einen Ausflug in das Fürstentum wagen wollen. "Bedingt durch das wohl einzigartige internationale Angebot besteht aktuell eine große Nachfrage zu den angebotenen Studienplätzen", sagt Johannes von Schönfeld. "Neben der Wissensvermittlung ist auch immer das Networking eines Masterstudiengangs wichtig", meint Kathrin Bruins. "Sicherlich ist Liechtenstein nicht die weite Welt. Aber meiner Meinung nach ist es wichtiger, Kollegen und Freunde in der deutschsprachigen Rechtswelt zu haben, da die einen konkret beruflich unterstützen können." Bei einer Tasse Kaffee in der Universitäts-Cafeteria, die laut Kathrin Bruins über eine phänomenale Aussicht verfügt, hat sie oft mit den Kollegen über Rechtsprobleme und die Unterschiede der Rechtsordnungen verschiedener Länder diskutiert. Die Studiengebühren betragen pro Studiengang 26.800 CHF (ca. 21.000 Euro). Laut Kathrin Bruins eine gute Investition. Für die Anwältin hat sich das Studium im Steuerparadies vollkommen rentiert. "Meine Mandanten haben bereits während meines Masterstudiengangs von meinem Netzwerk in Österreich, Schweiz und in Liechtenstein profitieren können. Die Entscheidung, den LL.M. an der Universität Liechtenstein zu absolvieren habe ich keinen Tag bereut. Jedem, der an einem praxisorientierten LL.M. Interesse hat, kann ich Liechtenstein nur empfehlen."Auf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.
2012 M02 29
Weiterbildung
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