Auf der E3, der weltgrößten Messe für Unterhaltungs-Software, werden in Los Angeles alljährlich die wichtigsten Spiele-Trends vorgestellt. 2010 dominieren vor allem zwei Themen: Bewegungssteuerung und 3D. Für Begeisterung sorgte wieder einmal Nintendo: Die Taschenkonsole 3DS bietet einen räumlichen Effekt – und das ganz ohne Brille.
Am Anfang war die Wii. Als Nintendo sein neuartiges Steuerungskonzept vorstellte, wurde das damals schwer angeschlagene Traditionsunternehmen noch milde belächelt – Kinderkram sei die Bewegungssteuerung der neuen Konsole, meinten Kritiker, wer brauche schon dieses blöde Herumgezappel? Knapp fünf Jahre später wissen wir es besser: Millionen wurden vom Wii-Fieber gepackt und turnen seither begeistert auf und vor der Wohnzimmercouch.
Nintendo, dessen wirtschaftliches "Game Over" zuvor bereits prophezeit worden war, überholte die Konkurrenten Sony und Microsoft mühelos. Heute ist der "Super Mario"-Konzern wieder die unumstrittene Nummer Eins der Branche. Das gelang vor allem deshalb, weil die Bewegungssteuerung intuitiv zu meistern ist. So schaffte es Nintendo, neue Zielgruppen zu erschließen. Plötzlich galten Videospiele nicht mehr als etwas nur für pickelige Jungs, ganz im Gegenteil: Jeder konnte nun ganz offen im Büro mit seinem Muskelkater vom Wii-Spieleabend prahlen.
Sony und Microsoft auf den Spuren der Wii
Mit erheblicher Verspätung versuchen nun die Konkurrenten von Nintendo auf den Bewegungs-Zug aufzuspringen: Sony und Microsoft präsentierten auf der E3 ihre eigenen Interpretationen der Wii-Steuerung.
Am weitesten geht Microsoft: "Kinect" für die Xbox 360 eliminiert jegliche Haptik. Man hält keinen Controller in der Hand, sondern bewegt sich frei im Raum. Eine Kamera erfasst die Position des Spielers und überträgt sie ins Virtuelle. Spezielle Aktionen können über Gesten ausgelöst werden, interagiert wird auch per Spracheingabe. Kommandos wie "Pause" ruft man dem Gerät einfach zu. "Kinect" wird nicht nur bei Spielen zum Einsatz kommen, sondern auch bei sportlichen Turnübungen nach Vorbild von "Wii Fit". Der "Kinect"-Preis ist noch nicht bekannt, erscheinen wird das System in Nordamerika am 4. November.
Sonys "Move" für die PlayStation 3 erinnert stärker an das Wii-Vorbild. Wie bei Nintendo hält man hierfür zwei unterschiedliche Controller in jeder Hand, spezielle Sensoren erfassen dann deren Bewegungen. "Move" soll sowohl bei Spielen für Zwischendurch als auch bei vollwertigen Titeln zum Einsatz kommen. Als Erscheinungstermin wurde der 15. September genannt. Ein einzelner Move-Controller wird rund 40 Euro kosten, im Paket mit einem Spiel und der ebenfalls benötigten Kamera zahlt man rund 60 Euro. Den Controller für die linke Hand wird es für 30 Euro geben.
Der Star heißt 3D
Seit dem Science-Fiction-Film "Avatar" ist 3D das Top-Thema in der Branche der Unterhaltungselektronik. Mit Hilfe von Xbox 360 und PlayStation 3 sollen die räumlichen Bilder auch die Wohnzimmer erobern. Besonders Sony setzt stark auf die 3D-Technologie, schließlich haben die Japaner auch eine eigene Reihe an 3D-fähigen Fernsehern im Angebot. Die leistungsstarke PS3 soll das 3D-Abspielgerät der Wahl sein, natürlich wird es künftig auch Spiele in 3D geben.
Die 3D-Technik für Zuhause funktioniert gut, hat aber einen entscheidenden Nachteil: Man muss die eine spezielle Brille auf der Nase tragen, was auf Dauer durchaus nerven kann.
Ohne dieses optische Hilfsmittel kommt dagegen Nintendo aus und sorgte so wieder einmal für Furore: Die Taschenkonsole 3DS erzeugt den räumlichen Effekt direkt auf dem Bildschirm. Bei der ersten Ankündigung waren viele Journalisten noch skeptisch, ob das gut funktioniert. Nintendo schaffte es jedoch abermals, alle zu überraschen.
Jene, die das Gerät auf der E3 ausprobieren durften waren nun voll des Lobes für Nintendos 3DS: "Überzeugend" und "imposant" waren die am häufigsten genannten Attribute. Preis und genauer Erscheinungstermin wurden zwar nicht genannt, die neue Taschenkonsole soll aber noch in diesem Geschäftsjahr, das am 31. März 2011 endet, in den Handel kommen. Die 3DS wird voraussichtlich nicht mehr als 200 Euro kosten– schließlich zielt Nintendo auf den Massenmarkt. Hat ja zuvor mit der Wii auch schon ganz gut geklappt.
Witold Pryjda, Videospielmesse E3: . In: Legal Tribune Online, 21.06.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/777 (abgerufen am: 23.11.2024 )
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