Aus Anwalt wird Koch: Und der erste deutsche Werbestar in Israel

von Constantin Körner

07.12.2013

2004 wanderte Tom Franz vom Rheinland nach Israel aus. "Mein Leben nahm eine Vollwendung", wie der einstige Anwalt rückblickend sagt. Es sollte nicht die einzige bleiben. Ein Jahrzehnt später veränderte die Teilnahme an einer Kochshow erneut sein Leben – seitdem wirbt er in Radioclips auf Hebräisch mit deutschem Akzent für Küchenutensilien.

Ein Schüleraustausch war sein erster Kontakt zu Israelis. Danach ließ das Land Tom Franz (40) nicht mehr los: "Als ich zum ersten Mal nach Israel kam, faszinierte mich das Land mit seinen Gerüchen, der überraschend abwechslungsreichen Vegetation und seinem gleißenden Licht."

Nach einer Banklehre entschied er sich deshalb, für den Zivildienst in Israel und arbeitete so 18 Monate in Tel Aviv in einem Krankenhaus für chronisch Kranke und in einem Altenheim für Holocaustüberlebende.

Zurück in Deutschland studierte er Jura und startete eine Laufbahn als Anwalt bei Norton Rose Viergegge (heute: CMS Hasche Sigle) in der Abteilung für Versicherungs-, Handels- und Insolvenzrecht.

Anwaltskarriere in Deutschland aufgegeben

Aber dann wurde seine "tiefe Sehnsucht" nach Israel so groß, dass Franz einen radikalen Schritt wagte. "Entgegen jegliche Vernunft", wie er heute freimütig eingesteht, wanderte er nach Israel aus. "Ich habe damit mein gesamtes Studium und meine Karriere quasi geopfert, denn von Anfang an war klar, dass ich nicht dort weiter machen könnte, wo ich in Deutschland aufgehört hatte."

Anfangs lebte er von Erspartem und der Unterstützung seiner Eltern. Mit der Zeit lernte Franz hebräisch, konvertierte zum Judentum und heiratete schließlich eine Israelin. Sie war es auch, die ihn dazu brachte, im Januar an der Kochshow "MasterChef" teilzunehmen: "Meine Frau hat in der Vergangenheit als PR-Beraterin für führende Chefköche und Restaurants in Israel gearbeitet. Als sie zum ersten Mal aß, was ich gekocht hatte, war sie begeistert."

Von der Castingshow ins Werbegeschäft

"MasterChef" ist ein internationales Castingshow-Format, das in 35 Ländern sehr erfolgreich produziert wird. In Israel ist die Sendung so beliebt wie hierzulande wohl nur "Wetten, dass…" mit Thomas Gottschalk zu seinen besten Zeiten. "Beim Finale betrug die Einschaltquote 52,3 Prozent. Also war ich nach der Sendung in Israel bekannt, wie ein bunter Hund."

Seitdem trägt Franz den Titel "MasterChef von Israel" und ist zu einem gefragten Medienstar geworden, der für zwei große Lebensmittelkonzerne und einen Importeur von edlen Küchenutensilien wirbt: "Das ist das erste Mal, dass ein Deutscher in Israel für Werbung eingesetzt wird. Es laufen sogar Radioclips, in denen ich auf Hebräisch mit meinem deutschen Akzent die Texte spreche." Außerdem hält er Vorträge in Schulen oder macht Workshops für Manager.

Dabei hat er sich zur Aufgabe gemacht, zwischen den Küchen seines Heimatlandes und seiner Wahlheimat zu vermitteln. Kostproben davon präsentiert er in seinem Kochbuch "So schmeckt Israel", das kürzlich erschienen ist: "Darin gebe ich einen Einblick in die israelische Küche und meine persönlichen Kochtöpfe. Meine Lieblingsrezepte aus der israelischen Küche, gewürzt mit einer Prise Heimat."

Nach Deutschland kommt er nur noch selten. Zwar sei die Nachfrage auch dort groß. Die hohen Reisekosten mag aber nicht jeder übernehmen. Das lohnt sich nur für Kongresse, Großveranstaltungen oder Frank Plasberg.

Zitiervorschlag

Constantin Körner, Aus Anwalt wird Koch: . In: Legal Tribune Online, 07.12.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/10283 (abgerufen am: 23.11.2024 )

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