Ein Coupé mit vier Türen – die Enthüllung des Mercedes CLS geriet 2003 zu einer kleinen Sensation. Viele rieben sich die Augen. Und fragten sich: Hat der Markt auf ein solches Auto gewartet? Er hat. Daimler konnte in den sieben Jahren seit Vorstellung rund 170.000 Einheiten verkaufen. Im Januar kommt der neue CLS in die Läden.
Stolz verweisen die Stuttgarter heute darauf, das Segment des viertürigen Coupés begründet zu haben. Schon bald folgte Audi mit dem A5 und A7 Sportback, VW mit Passat CC, Porsche mit Panamera und auch BMW wetzt das Messer für ein entsprechendes Modell.
Bei der Premiere auf dem Autosalon in Paris konnte sich Daimler-Vorstand Dieter Zetsche sogar einen Scherz erlauben. Sein Sohn, der zur Zeit in den USA studiere, habe ihm gesagt, die Abkürzung CLS stünde dort für "cool like shit". Die Neuauflage des edlen Gefährts hat solch flapsiges Urteil freilich nicht verdient. Designer und Techniker sind sich sicher, dass Mercedes der Coup bei Nummer zwei erneut gelingt. Der Neue trumpft geradezu auf.
Technisch steht er auf der Plattform der aktuellen E-Klasse. Optisch bleibt er sich in der eleganten Linienführung treu, setzt gleichzeitig Akzente im Detail: vom gespannten Dachbogen über die flachen, rahmenlosen Seitenscheiben bis hin zur Front im Mercedes-Sportwagen-Stil jetzt mit komplettem LED-Licht (optional). Insgesamt wirkt der knapp fünf Meter lange Viersitzer durch die Gestaltung der Frontpartie, gewölbte seitliche Flanken und wuchtige Radhäuser energischer als der Alte. Der neue CLS soll Trendsetter in Design sein, betont der Mercedes-Chef. Da werden wir also noch einige Linien in anderen Modellreihen wiederfinden.
Innen setzt sich die Eleganz fort - Materialien, Qualitätseindruck und Farbauswahl auf dem Niveau der Luxusklasse. Aufmerksame Betrachter bemerken sofort die tief liegenden Rundinstrumente mit neuer farbiger Mittenanzeige, oder das modifizierte Lenkrad, oder die Infotainment-Mittelkonsole. Die von Zetsche als "Wrap-around-Effekt" bezeichnete Lösung erzielt ein Wohlfühlklima für den Fahrer. Mitreisende im Fond haben jetzt mehr Platz auf den beiden ausgeformten Einzelsitzen. Coupé-typische Enge ist also nicht zu befürchten. Außerdem wartet der CLS erstmals mit umklappbaren Rücksitzlehnen auf; Golfbags oder Skier lassen sich im 520 Liter großen Kofferraum besser verstauen.
25 Prozent sparsamer als der Vorgänger
Um bis zu 25 Prozent sparsamer werden die insgesamt vier Motoren. Zunächst sind zwei Sechszylinder verfügbar: die Dieselvariante CLS 350 mit 295 PS ab 63.427 Euro und der Benziner CLS mit 306 PS ab 64.617 Euro. Im März ergänzt der Vierzylinder-Diesel 250 CDI mit 204 PS ab 59.857 Euro die Palette. Er begnügt sich im genormten Verbrauch mit 5,1 Liter Dieselkraftstoff pro 100 Kilometer. Ein bulliger Achtzylinder sorgt ab April für standesgemäßen Vortrieb. Die Start-Stopp-Funktion ist künftig Serie. Alle Motoren sind serienmäßig mit der weiterentwickelten Siebengang-Tronic ausgerüstet. Erstmals wird es auch Allradantrieb im CLS geben.
Leichtbau verhindert, dass der Neue schwerer wird als der Vorgänger. Der CLS ist das erste Fahrzeug von Mercedes-Benz mit rahmenlosen Türen in Vollaluminium-Bauweise. Diese bestehen aus Alublechen und sind insgesamt rund 24 Kilogramm leichter als konventionelle Stahltüren. Aus dem Leichtmetall werden unter anderem auch die Motorhaube, die vorderen Radhäuser und Teile des Fahrwerks gefertigt.
Weltpremiere in einem hinterradgetriebenen Auto feiert die elektromechanische Direktlenkung. Sie verbessert zusammen mit dem Fahrwerk die Fahrdynamik und den Fahrkomfort. Die Mercedes-Ingenieure sehen sie als wegweisende Innovation: Sie können jetzt erstmals viele Parameter, die das Lenkgefühl beeinflussen, frei wählen und programmieren.
In Sachen Sicherheit bleibt Mercedes führend. So sind neun Airbags für das Wohl der Insassen verantwortlich, darunter die "Pelvis"-Bags, die beim Seitenaufprall Verletzungen im Beckenbereich verhindern oder wenigstens mildern. Auch bei der aktiven Fahrsicherheit hat die Marke mit dem Stern viel erreicht: Die Kunden können - teilweise gegen Aufpreis - unter zwölf intelligenten Fahrerassistenzsystemen wählen, darunter zwei völlig neue. Weitere Verbesserungen: Die Schildererkennung informiert nicht nur über das Tachodisplay, sondern sinnvollerweise jetzt permanent auf dem Navibildschirm.
Das Urteil fällt eindeutig aus: Der Mercedes CLS ist zwar teuer aber top. Nicht nur, wer einen Dienstwagen der E-Klasse fährt, wird nach dem Coupé schielen.
Ingo Reuss, Mercedes CLS : . In: Legal Tribune Online, 09.11.2010 , https://www.lto.de/persistent/a_id/1900 (abgerufen am: 23.11.2024 )
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