Interview mit dem "Bachelor": "Bei Beziehungsproblemen lieber den Gutachtenstil"

16.01.2013

Ganz Deutschland kennt ihn als den "Bachelor". Jan Kralitschka sucht auf RTL unter 20 Kandidatinnen seine Traumfrau. Im richtigen Leben ist der 36-jährige Vater zweier Kinder nicht nur Model, sondern auch Rechtsanwalt in Bad Honnef. Im LTO-Interview erzählt er, wie sich diese Jobs ergänzen, was sein Sohn von seinem Fernsehauftritt hält und wie sich Jura auf Beziehungsprobleme auswirken kann.

LTO: Herr Kralitschka, Model und Rechtsanwalt – wie geht das zusammen?

Kralitschka: Das sind in der Tat auf den ersten Blick zwei Dinge, die in ihrer Kombination relativ ungewöhnlich sind. Anwalt bin ich seit 2004. Nach dem zweiten Staatsexamen habe ich in einer Hamburger Kanzlei angefangen. Gemodelt habe ich bereits neben dem Studium und dem Referendariat. Allerdings eher hobbymäßig, um schnell Geld zu verdienen. Da ich früh Vater geworden bin, war ich darauf angewiesen.

Irgendwann bekam ich  mehr und mehr Modelaufträge.  Ich habe dann gemerkt, dass es schwierig ist, beide Jobs – den als Rechtsanwalt und den als Model – hauptberuflich zu machen. Ich musste mich also entscheiden. Nach einer kurzen Auszeit vom Anwalt-Sein habe ich gemerkt, dass es mir auch nicht gefällt, gar nichts Juristisches mehr zu machen. Deshalb habe ich mich dann dazu entschieden, überwiegend zu modeln, aber nebenbei noch als Anwalt zu arbeiten.

"Das Modeln ergänzt meine juristische Arbeit sehr gut"

LTO: Wie viel Zeit wenden Sie noch für juristische Tätigkeiten auf, seit Sie modeln?

Kralitschka: Etwa 25 Prozent meiner Zeit. Wobei das sehr unterschiedlich ist. Als Model hat man mal einen ruhigen Monat, mal einen hektischen. Das Modeln ergänzt meine juristische Arbeit übrigens sehr gut. Ich komme ja direkt mit vielen Werbe-, Medien- und Modelagenturen in Kontakt. Außerdem hilft mit meine praktische Erfahrung sehr, wenn es darum geht, juristische Sachverhalte aus diesen Bereichen zu beurteilen.

LTO: Liegt Ihr Schwerpunkt als Anwalt also auch in der Medienbranche?

Kralitschka: Für das erste Examen hatte ich mich eigentlich auf das Steuerrecht spezialisiert, im zweiten Examen dann auf Strafrecht. Zwischenzeitlich wollte ich auch wirklich Strafverteidiger werden. In der Praxis hatte ich daran dann allerdings nicht so viel Freude, so dass ich nun eher im Zivilrecht tätig bin.

"Juristen diskutieren Beziehungsprobleme viel systematischer"

LTO: Sie haben in Münster Jura studiert. Wollten Sie erst einmal "etwas Richtiges" lernen?

Kralitschka: Angefangen habe ich eigentlich mit Philosophie. Ich habe aber schnell gemerkt, dass mir das zu schwammig war. Am Jurastudium haben mir das strategische Denken und der Subsumtionsstil dagegen wahnsinnig gut gefallen. Jeder Jurist, der eine Beziehung mit einer Nichtjuristin führt, weiß, dass man nach diesem Studium Beziehungsprobleme sehr viel systematischer diskutiert.

LTO: Sie besprechen Ihre Beziehungsprobleme nach juristischen Standards? Was können wir uns denn darunter vorstellen? Subsumieren Sie das Gestammel Ihres weinenden Gegenübers? Oder bevorzugen Sie den Urteilsstil?

Kralitschka (lacht): Meiner Erfahrung nach prägt der Beruf einen Menschen auch in allen anderen Lebensbereichen. Die strukturelle und nüchterne Denkweise von Juristen hat mir oft geholfen, auch außerhalb meines Anwaltsberufes Probleme zu lösen.

Leider ist diese systematische Herangehensweise hinsichtlich zwischenmenschlicher Probleme, sprich Beziehungsproblemen, oft fehl am Platze. Sollte man sich als Jurist nur sehr schwer davon frei machen können, kann ich jedoch mit einem Augenzwinkern empfehlen, zumindest dem Gutachtenstil Vorrang vor dem Urteilsstil einzuräumen. Besser ist es jedoch, auf seine Gefühle zu hören, und die Juristerei für einen gewissen Zeitraum zu vergessen.

"Mein Sohn hat mich überzeugt, beim Bachelor mitzumachen"

LTO: Liegt es womöglich daran, dass Sie nun beim Bachelor mitmachen mussten? Im Ernst: Auf der Suche nach dem "Bachelor" hat die Produktionsfirma unter anderem über soziale Netzwerke nach geeigneten Kandidaten gesucht. Wie ist man auf Sie gekommen und warum wollten Sie mitmachen?

Kralitschka: Ein Freund von mir ist in einem Düsseldorfer Club angesprochen worden. Da er bereits vergeben war, hat er auf mich verwiesen. Ich habe dann zwar meine Telefonnummer rausgegeben, mich aber noch nicht ernsthaft mit dem Format auseinandergesetzt.

Ich habe mich vor allem gefragt, ob die Suche nach einer Frau über das Fernsehen mit meinen Berufen vereinbar ist. In beiden Jobs lebt man ja auch von seinem Image. Gerade als Model verkaufe ich ein Stück meiner Persönlichkeit. Am Ende war es mein Sohn, der mich darin bestärkt hat, die Herausforderung anzunehmen.

"Ich werde mein Leben lang als Rechtsanwalt arbeiten"

LTO: Produktionsfirmen und Fernsehsender lassen sich für Formate wie  "Der Bachelor" oder "Schwer verliebt" umfassende Rechte von den Teilnehmern und Kandidaten einräumen. Verstöße gegen diese Absprachen ziehen hohe Vertragsstrafen nach sich. Haben Sie Ihren Vertrag gelesen, womöglich gar verändert  – oder hat der Schuster auch in diesem Fall die schlechtesten Schuhe?

Kralitschka: Ich habe den Vertrag zusammen mit einem Kollegen geprüft. Vier Augen sehen mehr als zwei. Dabei habe ich darauf geachtet, dass meine autarke Stellung nicht zu sehr beeinträchtigt wird.

LTO: Inzwischen gibt es eine Reihe Juristen, die neben ihrem Beruf Karriere im Fernsehen gemacht haben. Ingo Lenßen, Barbara Salesch oder Christopher Posch fallen einem da ein. Was kommt für Sie nach dem Format "Der Bachelor"? Wollen Sie künftig überhaupt noch als Rechtsanwalt arbeiten?

Kralitschka: Ich werde mein Leben lang als Rechtsanwalt arbeiten. Dafür macht mir die Arbeit einfach zu viel Spaß. Zudem ist es ein guter Ausgleich zum Modeln. Es tut einfach gut, wenn man gefragt wird und seine rechtliche Einschätzung abgeben darf.

Für nach der Sendung habe ich bisher nichts großartig geplant. Einen fixen Karriereplan gibt es nicht. Ich bin zufrieden mit meinem Leben, so wie es bislang gelaufen ist. Ich kann mich um meine Kinder kümmern und so leben, wie ich mag. Bis heute habe ich mein Geld immer mit den Dingen verdient, die mir Spaß machen.

"Ich lebe nicht nach konservativen Regeln und möchte mich nicht verbiegen"

LTO: Für Ihre Model-Buchungen dürfte Ihre mediale Bekanntheit sehr hilfreich sein – aber gerade die Deutschen haben ja noch ein sehr konservatives Idealbild von Juristen. Glauben Sie, dass Ihre Bekanntheit aus Fernsehshow und Modelbusiness Ihnen bei Ihrer Tätigkeit als Anwalt möglicherweise sogar schadet?

Kralitschka: Ich lebe nicht nach konservativen Regeln und möchte mich auch als Anwalt nicht verbiegen. Deshalb gehe ich nicht aktiv auf Mandantenakquise, reiße mich also nicht um jeden Auftrag. Wenn die Leute hören, dass ich Anwalt in der Medienbranche bin, werden häufig Mandate an mich herangetragen. Die nehme ich dann gerne an und bearbeite sie mit Enthusiasmus und Ehrgeiz.

LTO: Die aktuelle Staffel des "Bachelors" ist ja bereits abgedreht. Verraten Sie uns nur so viel: Haben Sie Ihre Traumfrau gefunden?

Kralitschka (lacht): Das darf ich leider nicht verraten.

LTO: Herr Kralitschka, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Tobias Kohl.

Zitiervorschlag

Interview mit dem "Bachelor": . In: Legal Tribune Online, 16.01.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/7973 (abgerufen am: 23.11.2024 )

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