Donauwellen und Compliance
Ist es eine Kunst oder eine Wissenschaft - oder sogar von beidem ein bisschen? Gemeint ist das Strategic Risk Management und damit das Thema der 17. Jahreskonferenz des ACC Europe, des europäischen Arms der Association of Corporate Counsel mit Sitz in Washington D.C. Die ACC wendet sich als juristische Standesorganisation exklusiv an Unternehmensjuristen, traditionell im Deutschen Syndika oder Syndikus, jetzt, im Zuge der Globalisierung der Rechtsberatung, mehr und mehr auch In-House Counsel genannt.
Unter dem Motto "Von In-House Counsel für In-House Counsel" bietet die ACC Expertennetzwerke für Best Practice der unternehmensinternen Rechtsberatung, Konferenzen, Fortbildungen, Newsletter und Arbeitshilfen für Juristen in Rechtsabteilungen von globalen oder doch zumindest multinational und international operierenden Unternehmen.
Die globale Rechtsabteilung
Die Organisation hat weltweit 25.000 Mitglieder in 70 Staaten aus 10.000 Unternehmen und Organisationen. Allein in Europa gibt es 1.200 Mitglieder, von denen über 200 aus 28 Ländern an die Donau gekommen waren, um sich mit dem Strategic Risk Management zu widmen.
Das über zwei Tage dauernde Programm umfasste Themen wie
- Die Rolle der Rechtsabteilung in globalen Compliance Programmen.
- Die Effizienzsteigerung der internen Rechtsberatung.
- Masterclass Leadership Skills.
- Schutz von gewerblichen Schutzrechten in Internet und Neuen Medien.
- Interne Ermittlungen und Krisenmanagement.
- Risiken von Korruption in Mittel- und Osteuropa.
Korruption – ein realer Krimi
Wie sehr gerade dieses Problem die In-House Counsel umtreibt, zeigte die weit ausgebuchte Session zu Corporate Investigations, souverän geleitet von Stephen J. Hirschfeld, international erfahrener U.S.-Arbeitsrechtsexperte und Partner bei Curiale Hirschfeld Kraemer LLP. Hirschfeld, zugleich auch CEO der Employment Law Alliance, präsentierte mit seinen Co-Referenten eine unternehmensinterne Ermittlung in einem Korruptions-Fall, der es wirklich mit jedem gut gemachten Tatort aufnehmen konnte. Das Fazit: Wenn es zum Happy End kommen soll, sind nicht nur juristische Expertise, sondern auch Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt. Die Rechtsabteilung, oft unterstützt von externen Kanzleien, nimmt hier eine Schlüsselstellung ein. Und zwar nicht nur bei der juristischen Einschätzung von Risiken, sondern gerade auch bei konkreten Aktionen, die auf Verstöße gegen interne und externe Compliance-Regeln folgen. Nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung zu sein, darauf kommt es an. Wie jede gute Konferenz hatte auch diese einen doppelten Boden: Nicht nur während der Vorträge und Diskussionen in den Sälen wurde Expertenwissen geboten. Daneben gab es vor allem in den Pausen und beim abendlichen Begleitprogramm neben heraus ragenden Donauwellen auch die Gelegenheit zum Fachgespräch, zum Networking oder auch nur zum Plausch. Dort war auch von Kosten die Rede, vom Zwang zur Effizienz und der betriebswirtschaftlichen Rechtfertigung der eigenen Arbeit: "Do more with less". Die moderne Rechtsabteilung ist Dienstleisterin, soviel ist klar. Sie steht wie die Unternehmen selber im globalen Wettbewerb. Und so verschmelzen Commercial und Legal Management zum Strategic Risk Management. Die ACC hatte wieder einmal ihre Themen gut gewählt. Der Autor Dr. Jan Tibor Lelley, LL.M. ist Fachanwalt für Arbeitsrecht und Partner in einer internationalen Sozietät von Rechtsanwälten und Steuerberatern am Standort Essen. Er ist Autor zahlreicher Beiträge zu arbeitsrechtlichen Themen in der Fach- und Wirtschaftspresse.Auf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.
2010 M06 7
Syndikusanwälte
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