"Unsere Türen sind immer offen!"
LTO: Herr Herbold, was fasziniert Sie am Beruf des Anwalts?
Thoralf Herbold: Ich habe das große Glück, dass ich in einem Bereich tätig bin, der mich nicht nur interessiert, sondern mit dem ich mich auch privat voll und ganz identifiziere, nämlich der Energiewende und insbesondere den Erneuerbaren Energien. Projekte von Beginn an zu begleiten, die Interessenbeteiligten unter einen Hut zu bekommen und daran mitzuwirken, dass sich irgendwann tatsächlich die Windräder drehen - das fasziniert mich!
Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Ihnen aus?
Ich bin zwischen 8.00 Uhr und 8.30 Uhr im Büro, dann stimme ich mich meistens als Erstes mit meinem Team ab. Ich führe dann einige Telefonate und verbringe viel Zeit am Schreibtisch damit, an Verträgen, Schriftsätzen, Vermerken etc. zu arbeiten und natürlich E-Mails zu beantworten. Aber ich investiere auch viel Zeit in die Akquise neuer Mandate und Mandanten. Wenn es gut läuft, bin ich abends vor 20.00 Uhr zu Hause und habe dann noch Zeit für meine Kinder. Gelegentlich bin ich auch mal einen Tag im Homeoffice.
Was war bisher das Schönste in Ihrem Berufsleben?
Ich habe beim Bau des ersten großen Offshore-Windparks in der Nordsee beratend mitgewirkt. Es gab damals sehr viele Unwägbarkeiten, sowohl rechtlicher als auch technischer Natur. Als wir dann nach vielen Jahren der feierlichen Einweihung beiwohnen durften, war das einer der schönste Momente in meinem bisherigen Berufsleben.
Und was das Schlimmste?
Es gab das ein oder andere Gerichtsverfahren, bei dem ich den Eindruck hatte, dass sich die Richter nicht in der nötigen Tiefe mit dem Sachverhalt auseinandergesetzt haben. Ich hatte schon manchmal das Gefühl, dass Gerichte daran interessiert sind, irgendeine eher abwegige Begründung zu finden, um eine Klage abzuweisen. Vielleicht liegt es an der Vielzahl der Fälle, die die Gerichte zu bearbeiten haben, aber das kann natürlich in einem Rechtsstaat kein Argument sein. Das kann jedenfalls sehr frustrierend sein.
Mehr zum Thema: Arbeitgeberprofil von Görg
"Ein Partner betreut zwei Associates"
Warum haben Sie sich damals für Görg entschieden?
Ich war Polizeikommissar und habe angefangen, neben meiner Tätigkeit als Polizeibeamter Jura zu studieren. Nach dem zweiten Staatsexamen war ich zwei Jahre lang Anwalt in einer großen Kanzlei in Düsseldorf. Das passte aber nicht so richtig. Deswegen war ich sehr froh, als mich ein früherer Kollege anrief und sagte: „Komm‘ zu Görg, hier wächst gerade was Großes zusammen!“ In der Tat ist Görg seitdem stark gewachsen, auch im Bereich Energie.
Warum sollte sich ein Nachwuchsjurist heute für Görg entscheiden?
Weil die Mandate sehr spannend und anspruchsvoll sind, gleichzeitig eine gute Work-Life-Balance bei uns existiert, die Gehälter gut sind und zudem realistische Chancen auf eine Partnerernennung bestehen. Außerdem ist die Partneranbindung bei uns ausgeprägter als in anderen Kanzleien. Wir streben in der Regel ein Verhältnis von 1:2 an, also, dass ein Partner zwei Associates betreut. Wir bieten Teilzeit-Arbeitsmodelle an, auch Homeoffice ist möglich sofern die Mandatsarbeit es jeweils zulässt und wir haben die Görg akademie mit einem großen Angebot an Weiterbildungen. Weiterhin hat man bei uns die Chance, sich einen eigenen Business Case aufzubauen und umzusetzen.
Arbeitgeber geben gerne mit ihrer "open door policy" an, wie offen sind die Türen bei Görg im Alltag?
Weit offen, damit können wir also auch angeben. Das gilt für jeden Associate genauso, wie für Referendare und wissenschaftliche Mitarbeitende. Das gehört zu unserem Selbstverständnis. Allein schon, weil wir das Thema Ausbildung sehr ernst nehmen, sind unsere Türen stets offen.
"50 - 55 Stunden pro Woche sind realistisch"
Wie hoch ist das Arbeitsaufkommen für eine junge Anwältin oder einen jungen Anwalt?
Das hängt natürlich immer von dem jeweiligen Projekt bzw. der konkreten Mandatsarbeit ab, aber ich würde sagen, dass durchschnittlich 50 bis 55 Stunden wöchentlich realistisch sind. Die meisten Kollegen und Kolleginnen kommen um 9.00 Uhr und gehen zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr. Arbeit am Wochenende ist bei Görg eher die Ausnahme, kann aber natürlich auch erforderlich sein.
Bekommt man denn bei 50 bis 55 Stunden überhaupt noch eine vernünftige Work-Life-Balance hin?
Klar, 50 - 55 Stunden sind nicht wenig, aber es gibt auch ruhigere Phasen, in denen ich die Kollegen und Kolleginnen dann auch mal früher nach Hause schicke. Ich behalte das schon ganz gut im Auge. Und wir sind natürlich flexibel, wenn die Kollegen und Kolleginnen private Verpflichtungen haben, wie etwa die Kinderbetreuung.
Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf bei Görg?
Wir haben an der einen oder anderen Stelle vielleicht noch Verbesserungsbedarf in Sachen Transparenz. So ist für junge Kolleginnen und Kollegen manchmal nicht völlig transparent, wie ihre Karrierechancen sind und was sie konkret tun müssen, um etwa im Rahmen des vorgesehenen Karrierewegs Partner zu werden. Daneben gibt es auch im Bereich der individuellen Spezialisierung oder Fortbildung noch Verbesserungspotential. Und wir – und das gilt eigentlich für sehr viele Kanzleien – müssen für Frauen attraktiver werden. Görg hat vergleichsweise wenige Frauen im Bereich der Equity-Partnerschaft. Deswegen haben wir als Partnerschaft vor längerem den Beschluss gefasst, dass Kolleginnen und Kollegen auch in Teilzeit Partner werden können. Das gilt gleichermaßen für Frauen wie auch für Männer.
"Equity-Partnerschaft muss anzustrebendes Ziel bleiben"
Haben sich die Ansprüche, die junge Juristen an ihren Arbeitgeber stellen, in den letzten Jahren verändert?
Neben dem großen Wunsch nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance habe ich den Eindruck, dass – aus unterschiedlichen Gründen – immer weniger Associates die Aufnahme in die Partnerschaft anstreben. Einige scheuen vielleicht die Verantwortung und das Risiko, andere gehen davon aus, dass es nicht zu ihrer Work-Life-Balance passen könnte. Wir stehen also in der Verantwortung und vor der Herausforderung, die Equity-Partnerschaft auch zukünftig als anzustrebendes Ziel für unsere Kolleginnen und Kollegen zu erhalten. Dabei ist es heute wichtiger denn je, die richtige Mischung zu finden, sowie Chancen und Anforderungen konkret zu formulieren
Was ist ihr ultimativer Ratschlag an junge Menschen, die einmal Anwalt werden möchten?
Am Ende kochen doch alle nur mit Wasser! Man sollte sich also nicht von anderen verunsichern lassen, sich auf seine eigenen Stärken konzentrieren und diszipliniert arbeiten.
Was wollten Sie als Kind werden bzw. was würden Sie heute wahrscheinlich machen, wenn Sie nicht Anwalt geworden wären?
Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber als Kind wollte ich wahrscheinlich Polizist werden. Bin ich dann ja auch zwischenzeitlich gewesen. Und den Bereich Energie fand ich immer schon spannend. Das kommt sicherlich daher, dass ich aus dem Ruhrpott stamme. Mein Vater war bei der Ruhrkohle AG und hat mich schon in jungen Jahren mit „auf Zeche“ genommen und mit mir Kohlekraftwerke besichtigt.
Mehr zum Thema: Arbeitgeberprofil von Görg
Transparenzhinweis: Dieser Arbeitgeber hat aktuell und/oder in der Vergangenheit Stellenanzeigen in unserem Stellenmarkt geschaltet. Das Interview wurde nicht vergütet.
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2020 M07 14
Kanzlei
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