Hoher Druck, harte Prüfungen, schlechtes Klima
Die Angaben beruhen auf einer schriftlichen Befragung von 29.000 Studierenden an 14 Universitäten und 11 Fachhochschulen im Auftrag des Bildungsministeriums. Die Umfrage fand im Rahmen des Studierendensurveys statt, der seit den frühen 80-er Jahren im Abstand von jeweils zwei bis drei Jahren durchgeführt wird und somit die umfangreichste Dauerbeobachtung zur Entwicklung der Studiensituation an deutschen Hochschulen darstellt. Die Rücklaufquote unter den Befragten war allerdings bescheiden; im Ergebnis wurden nur 4.884 Fragebögen (verwertbar) ausgefüllt, von denen gerade einmal 220 auf die Rechtswissenschaften entfallen. Vorsicht ist im Umgang mit den Ergebnissen also geboten – auch, wenn sie manches gängige Klischee zu bestätigen scheinen. Hier ausgewählte Tabellen der Studie ansehen
Konservative Ziele und die Angst vor dem Scheitern
Und das tun sie. So stand für fast drei Viertel der Jurastudenten von Anfang an fest, dass sie einmal studieren würden, wobei sie auf gute Noten und ein zügiges Studientempo Wert legen. Mit Blick auf ihren späteren Beruf bewerten die jungen Juristen die Kriterien "gute Aufstiegsmöglichkeiten", "hohes Einkommen" und "sicherer Arbeitsplatz" jeweils am höchsten (letzteres gleichauf mit den Medizinern). Demgegenüber sind ihnen neue Aufgaben, das Erforschen von Unbekanntem und das Verwirklichen eigener Ideen weniger wichtig als den Studenten der anderen untersuchten Fachrichtungen. Das raue Klima der Arbeitswelt kriegen die Juristen allerdings bereits lange vor ihrem Berufseintritt zu spüren. So geben 80 Prozent an, dass hohe Leistungsansprüche für ihr Fach charakteristisch seien – ein beachtlicher Wert, den nur die Mediziner (um ein Prozent) übertreffen. Zum Vergleich: In den Kultur- oder Sozialwissenschaften sagt dies nicht einmal jeder Dritte. Dennoch sind Jurastudenten faul: Nur ein kleiner Anteil gibt an, sehr viel und intensiv für das Studium zu lernen; sie unterschreiten zugleich am häufigsten das vorgesehene Pensum an Vorlesungen. Deshalb, und weil Jurastudenten (zu Recht) besonders hohen Wert auf eine gute Abschlussnote legen, ist Prüfungsangst unter ihnen sehr verbreitet. 91 Prozent geben an, dass ihnen eine gute Examensnote sehr wichtig sei, 37 Prozent, dass sie in erheblicher Weise Angst vor Prüfungen haben; ebenso viele sorgen sich, das Studium gar nicht zu schaffen – jeweils deutlich mehr als in jedem anderen Fach.Desintegriert, entpersonalisiert, isoliert
Zu der Anspannung mögen auch die Bedingungen an den Fakultäten beitragen: 36 Prozent klagen über überfüllte Hörsäle, nur bei den Wirtschaftswissenschaftlern sind es noch mehr. Umgekehrt sind die Beziehungen zu den Lehrenden erschreckend schlecht: Nur jeder zehnte Jurastudenten ist in dieser Hinsicht zufrieden, ein Drittel fordert insbesondere eine engere Betreuung. Auch im Übrigen sind die Angaben zum sozialen Klima ernüchternd. Neben dem hohen Konkurrenzdruck und den überfüllten Räumlichkeiten beklagen 40 Prozent der Rechtswissenschaftler Desintegration, 59 Prozent Entpersonalisierung und 53 Prozent Isolation – Rekordwerte in allen drei Bereichen, denen einzig die Wirtschaftswissenschaftler nahe kommen. Und in noch einem Punkt sind die Juristen Spitzenreiter: Mit größerer Vehemenz als alle anderen Fachrichtungen fordern sie eine Senkung der Prüfungsanforderungen, die bekanntlich vor allem im Staatsexamen beträchtlich sind. Positive Befunde, speziell für die Juristenschaft, sucht man in der Untersuchung hingegen weitgehend vergebens. Immerhin: Dem Berufsleben blicken die Jungjuristen heute weitaus weniger sorgenvoll entgegen als früher. Während im Wintersemester 2006/07 noch fast 40 Prozent mit Schwierigkeiten beim Berufsstart rechneten, sind es heute bloß noch 14 Prozent der Jurastudenten. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass sie froh sind, die Uni hinter sich zu lassen.Auf Jobsuche? Besuche jetzt den Stellenmarkt von LTO-Karriere.
2014 M11 11
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